: Bund soll Versorgungslücke schließen
PFLEGE Eine Bremer Initiative will 50.000 Unterschriften sammeln, damit der Bundestag einen Rechtsanspruch auf häusliche Versorgung nach einem Klinikaufenthalt beschließt
Die Bremer Gruppe „Ambulante Versorgungslücke“ will bundesweit bessere Hilfen für Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt erreichen. Jeder, der die Forderung unterstützen will, kann seit Dienstag eine entsprechende Eingabe auf der Internetseite des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages online unterzeichnen. Initiatorin Elsbeth Rütten will erreichen, dass Patienten nach einem Klinikaufenthalt einen gesetzlichen Anspruch auf Pflege und hauswirtschaftliche Versorgung haben, wenn dies nötig ist.
Rütten muss in knapp drei Wochen 50.000 Unterschriften sammeln, damit sich der Petitionsausschuss weiter mit dem Thema befasst. Die 60-Jährige hat selbst erfahren, was passieren kann, wenn die Nachsorge nicht funktioniert: Wiederholt wurde die allein stehende Rentnerin in den zurückliegenden drei Jahren am rechten Fuß operiert und immer mit einem Liegegips entlassen. Für drei Monate war sie bettlägerig und auf sich allein gestellt. Eine Haushaltshilfe konnte sie sich privat nicht leisten. „Ich durfte den Fuß nicht belasten und bin manchmal auf allen Vieren in meiner Wohnung herumgekrochen“, sagte die ehemalige Krankenschwester. „Ich konnte weder selbst einkaufen noch meine Wäsche waschen.“ Nur mit Unterstützung von Freunden und Nachbarn habe sie sich helfen können.
Nach den geltenden Bestimmungen zahlen die Kassen weder häusliche Pflege noch eine Haushaltshilfe, wenn die Wunde verheilt ist. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass sich ältere Patienten wie Elsbeth Rütten nach Operationen oft nur langsam erholen. Edeltraud Paul-Bauer vom Bremer „Gesundheitsladen“ kennt die Sachlage, weil sich in jüngster Zeit immer mehr Menschen mit dem Problem an sie wenden: „Angesichts der steigenden Zahl Älterer ist das eine Fehlentwicklung, die man dringend ändern muss.“ Krankenkassen könnten zwar zahlen, täten es aber überwiegend nicht. „Der Gesetzgeber ist gefordert, aus dieser Kann-Bestimmung eine Muss-Bestimmung zu machen, um den vielen Alleinstehenden zu helfen.“
Altbürgermeister Henning Scherf unterstützt als Schirmherr gemeinsam mit Hausärzten, Pflege- und Wohlfahrtsverbänden wie der Diakonie und dem Roten Kreuz die Initiative gegen die Versorgungslücke. Bisher sind etwa 10.000 Unterschriften zusammengekommen. EPD