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Archiv-Artikel

NRW feiert Helden aus der zweiten Reihe

Auch ohne spektakuläre Erfolge feiert das selbst ernannte Sportland Nordrhein-Westfalen seine SpitzenathletInnen des Jahres 2004. Grüner Sportminister Michael Vesper hatte zuvor bereits „bewegungsfreudige Schulen“ geehrt

DÜSSELDORF/KÖLN taz ■ Dass 2004 ein eher durchwachsenes NRW-Sportjahr war, zeigt die Bestenliste des Jahres. Wo Meistertitel Mangelware sind, wissen auch Helden aus der zweiten Reihe zu gefallen. Der zweitklassige Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski (1. FC Köln), die schwimmende Bronzemedaillen-Gewinnerin Anne Poleska und der Fußball-Zweitligist Alemannia Aachen sind jedenfalls die NRW-Sportler des Jahres 2004. Sonderpreise wurden bei der Ehrung der Sportler im Deutschen Olympiamuseum in Köln an die Behinderten-Sportlerin Britta Siegers (Schwimmen/Rollstuhl-Tennis) und den Ex-Weltklassesprinter Manfred Germar überreicht.

Die Zuschauer des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hatten „die Besten im Westen“ in den vergangenen Wochen per Telefon oder Maus-Klick im Internet gewählt. Der WDR organisierte diese Abstimmung wie in den Vorjahren gemeinsam mit dem LandesSportBund (LSB) und dem Verband Westdeutscher Sportjournalisten. Bei der Preisverleihung war neben NRW-Sportminister Michael Vesper (Grüne) auch der betagte LSB-Präsident Richard Winkels anwesend.

Bei den Frauen setzte sich Schwimmerin Poleska, Bronzemedaillen-Gewinnerin über 200 Meter Brust bei den Olympischen Sommerspielen in Athen, mit 27,6 Prozent der Stimmen knapp durch. Zweite wurde die Spielführerin der in Athen erfolgreichen Hockey-Nationalmannschaft, Marion Rodewald (23,4 Prozent). Bei den Männern gewann Kölns Nachwuchshoffnung Podolski (55,5 Prozent) deutlich vor dem Vorjahressieger Thomas Rupprath (Schwimmen), der auf 16,8 Prozent kommt. Klar fiel das Votum auch bei der Wahl der NRW-Mannschaft aus: 41,5 Prozent der Wähler entschieden sich für den DFB-Pokalfinalisten Alemannia Aachen, der mittlerweile in das Achtelfinale des UEFA-Cups eingezogen ist. Dahinter platzierten sich die deutschen Hockey-Damen (14,3 Prozent).

Britta Siegers erhielt den Sonderpreis der Landesregierung für den Behinderten-Sportler des Jahres. Die mehrfache Paralympics-Medaillengewinnerin im Schwimmen und Paralympics-Viertelfinalistin im Tennis war „sehr berührt“: „Das ist eine Ehrung, die mein tolles Sportjahr krönt.“ Der Ausnahme-Leichtathlet Manfred Germar freute sich über den von LSB-Chef Winkels vergebenen Sonderpreis für sein Lebenswerk. Der „Weiße Blitz“ oder auch die „Gazelle vom Rhein“, wie Germar früher genannt wurde, war der erste Deutsche, der nach dem Zweiten Weltkrieg in ein olympisches 100-Meter-Finale vorstieß. Als einziger Europäer belegte er im Endlauf bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne in 10,7 Sekunden Platz fünf.

Die WDR-Wahl war nur eine von vielen Sportlerehrungen in diesen Tagen. So hat das Land NRW Anfang Dezember erstmals Schulen ausgezeichnet, die sich ein besonders sportliches Profil geben. Mehr als 200 Schulen hatten sich um die Auszeichnung beworben. Eine Expertenjury hat 13 Hauptpreisträger ausgewählt, die neben dem Gütesiegel „Bewegungsfreudige Schule NRW 2004“ einen Geldpreis in Höhe von 1.500 Euro erhalten; 26 weitere werden mit einem Geldpreis in Höhe von 500 Euro ausgezeichnet. Sechs Schulen, die sich trotz besonders schwieriger Bedingungen auf den Weg zu einer Bewegungsfreudigen Schule begeben haben, erhalten einen Sonderpreis.

„Ich bin mit der Resonanz auf unsere Ausschreibung sehr zufrieden“, sagte Sportminister Michael Vesper. „Die Schulen haben gezeigt, wie man sich mit Bewegung, Spiel und Sport profilieren kann.“ Hier sei Bewegung nicht nur die Aufgabe des Sportunterrichts, sondern ein „fächerübergreifendes Element des Lebens, Lernens und Lehrens in der Schule“. MARTIN TEIGELER