: Gedenken statt Gewerbe
Die KZ-Gedenkstätte in Sandbostel entsteht nun doch an dem Ort, an dem die Gräueltaten tatsächlich stattfanden
Der jahrzehntelange Streit um den Standort für eine NS-Gedenkstätte im niedersächsischen Sandbostel ist vorbei: Ende letzter Woche wurde die Gründungsurkunde für die Stiftung Lager Sandbostel unterzeichnet. Damit ist der Weg frei für die Errichtung der Gedenkstätte am Standort des Lagers, in dem von 1939 bis 1945 mehr als eine Million Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge interniert waren. Baubeginn soll am 29. April 2005 sein, wenn sich die Befreiung des Lagers durch die britischen Truppen zum 60. Mal jährt.
Nun könne ein Konzept würdigen Gedenkens der hier gestorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge erarbeitet werden, sagte Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) nach der Unterzeichnung. Die Gemeinde Sandbostel hatte sich jahrelang gegen eine Gedenkstätte am Standort des Lagers, wo sich seit 1974 ein Gewerbegebiet befindet, gewehrt und stattdessen einen zwei Kilometer entfernten Kriegsgräberfriedhof als Standort eines Mahnmales vorgesehen.
Sandbostel gehört neben Bremen und Soest zu dem Projekt „Kriegsgefangenschaft – Deutsch-französische Erinnerungsorte“. Noch kurz vor Kriegsende starben in Sandbostel Zehntausende von Insassen des KZ Neuengamme nach Todesmärschen. Zuvor waren im „Stalag X B“ Kriegsgefangene aus 46 Ländern interniert, darunter der nach dem Krieg mit seinen „Don Camillo und Peppone“-Geschichten berühmt gewordene italienische Autor Giovanni Guareschi und der französische Philosoph Louis Althusser. dpa/kna