Wahlalternative sucht ein Talkshow-Gesicht

Die Parteigründung ist beschlossen, die Teilnahme an der NRW-Wahl 2005 wird vorbereitet. „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ will im Januar Spitzenkandidat für die nordrhein-westfälische Landtagswahl bestimmen

DÜSSELDORF taz ■ Eine Partei sucht einen Anführer. Die „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ (WASG) will zur Landtagswahl am 22. Mai 2005 mit einem zugkräftigen Spitzenkandidaten antreten. Gegen die „neoliberale“ Politik von Rot-Grün in Berlin und Düsseldorf wollen die linken Regierungskritiker kandidieren. Nur ein bekanntes Gesicht, eine populäre Spitzenfigur fehlt der kommenden Linkspartei noch. „Im Januar werden wir entscheiden, wer uns in den Landtagswahlkampf führt“, sagt WASG-Landesvorstandsmitglied Ingo Meyer.

Während die 6.000-Mitglieder-Organisation auf Bundesebene noch mit dem früheren SPD-Chef Oskar Lafontaine über einen Parteieintritt verhandelt, agieren in NRW bislang nur Politprominente der Kategorie B bis C für die WASG. Vorstandssprecher Hüseyin Aydin, IG-Metall-Sekretär aus Düsseldorf, hat sich bisher nicht als Listenführer beworben. „Dem fehlt die politische Erfahrung und das Charisma“, sagt ein führendes Mitglied des Landesverbands über Aydin. Auch Landessprecherin Brigitte Halbgebauer, frühere Vize-Chefin der SPD-Arbeitnehmer in NRW und noch immer SPD-Ratsfraktionsmitglied in Lage, gilt nicht als mögliche Spitzenkandidatin der WASG.

Offen hat bislang nur der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Wallow mit dem Führungsposten geliebäugelt. „Wenn der Karren will, dann ziehe ich“, so Wallow Anfang Dezember zur taz. Der 64-jährige Bonner gehörte dem Bundesparlament 12 Jahre lang an – und leitete die turbulente Gründungsversammlung der WASG-NRW Mitte Oktober in Duisburg als jovialer Tagungspräsident. „Wallow ist im Gespräch. Okay“, sagt Holger Vermeer von der WASG-Regionalgruppe Essen. Er könne sich aber auch andere Kandidaten vorstellen. „Wir sind breit aufgestellt. Vielleicht schickt unsere Gruppe auch wen ins Rennen.“

Hartnäckig halten sich in der WASG Gerüchte über einen kompletten Austausch des Führungsteams. „Nach der offiziellen Parteigründung werden die Karten neu gemischt“, heißt es. Der Rücktritt von drei Vorstandsmitgliedern vor wenigen Wochen wird weiterhin in regen E-Mail-Konversationen zwischen WASG-Mitgliedern debattiert. „Die Wahlalternative darf nicht zur K-Gruppe werden“, bemängeln Aktive die intriganten Streitigkeiten an der Landesspitze.

„Ohne eine charismatische Führungsfigur wird diese Gruppierung bei der Landtagswahl keine Chance haben“, sagt Karl-Rudolf Korte von der Uni Duisburg-Essen. In Talk-Shows und bei öffentlichen Auftritten brauche die WASG ein politisch attraktives „Gesicht“. Die etablierten Parteien haben bereits ihre Spitzenfiguren für den Urnengang im Mai 2005 bestimmt. SPD (Ministerpräsident Peer Steinbrück), CDU (Oppositionsführer Jürgen Rüttgers), FDP (Fraktionschef Ingo Wolf) und Grüne (Doppelspitze Bärbel Höhn/Michael Vesper) werben mit teils landesweit bekannten Gesichtern. Ein Trost bleibt der WASG in NRW. Auch die linke Konkurrenz von der PDS hat bislang noch keinen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in fünf Monaten präsentiert. MARTIN TEIGELER