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Archiv-Artikel

Universität Duisburg Essen mit Profilneurose

Mit der jetzt durchgesetzten Strukturreform will das Rektorat der Fusionsuni den langwierigen Streit um die Neuausrichtung der Hochschule beenden. Weitere Schritte für 2006 angekündigt. Proteste des AStA

RUHR taz ■ Die langwierigen Auseinandersetzungen um die Strukturreform der Fusionsuni Duisburg-Essen scheinen zumindest vorerst beendet. Ob mit der jetzt bekannt gegebenen Entscheidung jedoch Ruhe einkehrt, scheint fraglich.

Wie das Rektorat mitteilte, bleiben die Wirtschaftswissenschaften sowohl am Standort Essen als auch in Duisburg erhalten. Beide Standorte sollen sich jedoch durch unterschiedliche Schwerpunkte und Studienangebote auszeichnen. Profilschwerpunkt der Duisburger Wirtschaftswissenschaften soll demnach die Betriebswirtschaftslehre werden, während Essen sich durch die Vernetzung von Informatik, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftswissenschaften auszeichnen soll. In Essen wird das BWL-Angebot auf einen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang reduziert. Das Master-Studium im Fach Medizinmanagement soll darüber hinaus in Zukunft über Studiengebühren finanziert werden.

Zudem behält sich das Rektorat vor, die jetzt getroffenen Entscheidungen im Frühjahr 2006 noch einmal zu überprüfen und dann vielleicht doch beide Fachbereiche zu einem zusammenzulegen. Diese Ankündigung stößt beim AStA auf Kritik. „Zwar sagt Zechlin heute, dass die Entscheidung dann nur überprüft werden soll, aber in Wahrheit wird er seine Pläne dann einfach umsetzen“, sagte der AStA-Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Falk.

Auch die Verkleinerung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften in Essen stößt beim AStA der seit Januar 2003 fusionierten Hochschule auf wenig Gegenliebe. „Wenn wir die BWL in Essen auf ein Bachelor-Studium degradieren, dann wird der Fachbereich ein reiner Zuliefererbetrieb, wo nur noch grundlegende Lehrleistungen erbracht werden.“ Das schlechte Studienangebot werde dazu führen, dass auch die Studentenzahlen für BWL in Essen sinken würden. „Und 2006 wird das Angebot dort dann ganz eingestellt“, so Falk.

Daneben sind auch die Erziehungswissenschaften von den jetzt beschlossenen Strukturreformen betroffen. Der Fachbereich wird organisatorisch in Essen konzentriert, das Duisburger Institut für Erziehungswissenschaften soll organisatorisch in den Essener Fachbereich integriert werden. Dass die angekündigten Maßnahmen jedoch noch lange nicht umgesetzt sind, wird am Fall des Studiengangs Diplom-Pädagogik deutlich. Zwar ist geplant, dass der Studiengang nach Essen umsiedelt, doch stehen hierfür bisher keine Räume bereit. „Darüber kann man nur den Kopf schütteln. Eine vernünftige Strukturplanung fehlt doch völlig“, so Falk. Zudem protestieren die Studentenvertreter gegen die Ankündigung des Rektorats, offene Stellen in beiden Fachbereichen vorerst nicht wieder zu besetzen: „So wird die Qualität der Lehre weder erhalten noch verbessert“, erklärt die hochschulpolitische Referentin, Ruth Biallowons.

Dem Rektor der Hochschule, Lothar Zechlin, gehen die Strukturreformen hingegen nicht weit genug. Er bemängelt, dass die ursprünglich weitergehenden Veränderungsvorstellungen des Rektorats „angesichts der vielfachen und massiv geäußerten Bedenken“ nicht durchgesetzt werden konnten. Zechlin hatte bei seiner Ernennung im Oktober 2003 geplant, das Gesicht der Hochschule radikal zu verändern. Am Standort Duisburg sollten die „Kompetenzfelder“ Technik, Wirtschaft und Computer angesiedelt werden, in Essen Gesundheit, Bildung, Kultur. AStA-Sprecher Falk bleibt dennoch skeptisch: „Was Zechlin will, ist doch eine Eliteuni“. ULLA JASPER