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Archiv-Artikel

Marke Riphahn hat keine Zukunft

Trotz einmütiger Würdigung Wilhelm Riphahns mögen die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zu Fragen der Kölner Stadtplanung die Bauten des Architekten nicht als Zukunftsmodell verstehen

Von Annette von Czarnowski

Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wilhelm Riphahn – eine Chance für Köln“ berührt fast zwangsläufig aktuelle Probleme der Stadtplanung: Das Opernhaus ist sanierungsbedürftig, die Hahnenstraße harrt ihrer „Entrümpelung“ und Riphahns damaliger Auftraggeber, die GAG, verkauft Wohnungen im „Sale and lease back“-Verfahren, um Sanierungen zu finanzieren.

Offen uneins waren sich die Diskutanten am Montag Abend im Museum für Angewandte Kunst, wo derzeit eine große Riphahn-Ausstellung läuft, nie. Opernintendant Christoph Dammann, Architekturkritiker Wolfgang Pehnt, Baudezernent Bernd Streitberger und Stadtkonservator Ulrich Krings plädierten geschlossen für die Sanierung der maroden Kölner Oper.

Einen „festungshaft geschlossenen Baukörper“ und „monumentalen, erstarrten Expressionismus“ hatte Kritiker Wolfgang Pehnt Riphahns 1954-1957 errichtetem Opernhaus in den Sechzigerjahren bescheinigt. Weitere Kritikpunkte wie die schlechte Integration in die Fußgängerzone und „hohles Pathos“ im Gesamteindruck hinderten ihn allerdings nicht daran, für die Sanierung des „liebenswürdigen Monsters“ als Zeitdokument zu plädieren.

Opernintendant Christoph Dammann als betroffener Nutzer berichtete von unbenutzbaren Bühnenversenkungen und falsch angebrachten Souffleurkästen, befand diese Probleme aber für lösbar. Optimistisch über die Vereinbarkeit technischer Neuerungen und denkmalpflegerischer Aufgaben gab sich auch Stadtkonservator Ulrich Krings. Die Gelegenheit zum Plädoyer für eine Tieferlegung der den Offenbachplatz begrenzenden Nord-Süd-Fahrt nutzte Baudezernent Bernd Streitberger, der ansonsten auch den Erhalt der Riphahn-Bauten als Zeitdokument für die Brüche in der Kölner Stadtplanung forderte.

Zur eigentlichen Frage der Diskussion, „eine Chance für Köln“, bietet sich Riphahns Vorkriegswerk – die Genossenschaftssiedlungen in Buchforst, Bickendorf und Mauenheim – ebenso an wie seine Nachkriegsgestaltung der Hahnenstraße. GAG-Vorstand Burkhard von der Mühlen bestätigte den Siedlungen noch heute hohe Aufenthaltsqualität. „Wir haben nicht die gebotene Sorgfalt auf die Erhaltung verwandt“, räumte er gleichzeitig ein. Sein nüchternes Fazit: „Die GAG hat keinen Riphahn mehr gefunden.“

Von 2004 bis 2009 will die GAG 3.500 Wohnungen modernisieren, die Finanzierung kam durch den Verkauf von knapp 2.000 Wohnungen im „Sale and lease back“-Verfahren zustande. Durch diese Schachzüge will die GAG den Mietern der denkmalgeschützten Siedlungen eigenen Angaben zufolge „Stabilität garantieren“. Die Wertschätzung der GAG für die Riphahn-Siedlungen würdigte Stadtkonservator Krings, umschrieb jedoch zurückliegende und aktuelle Verhandlungen über denkmalgerechte Sanierungen mit der Wohnungsbaugesellschaft dezent als „langen Weg der Annäherung“.

Ein weiteres „Problemkind“, die Hahnenstraße, Teil des in der NS-Zeit geschaffenen Durchbruchs für eine Ost-West-Achse, harrt seiner „Entrümpelung“. Statt eines NS-Prachtboulevards schuf Riphahn (1889-1963) in der Nachkriegszeit ein Ensemble von Ladenflachbauten und zurückgelegten mehrstöckigen Wohnhäusern und grünen Zwischenhöfen. Teilumbauten, Reklame und Verkleidungen lassen das Gesamtbild nur noch ahnen. Vor allem auf der Südseite der Hahnenstraße sieht Krings Handlungsbedarf.

Trotz einmütiger Würdigung Riphahns für Kölns Stadtplanung wollte sich kein Diskussionsteilnehmer zur Schaffung einer „Marke Riphahn“ für Köln versteigen. Die Rezeption von Riphahns Werk in den 60er bis 80er Jahren blieb unerwähnt. Ebenso interessant wäre die Frage, wie wohl Chorweiler oder Neu-Brück heute aussähen, hätte man einen Riphahn rangelassen.