Wie studiert man Elite?

betr.: 15 Stunden Wissen eintrichtern“, taz vom 13. 12. 04

Ich selbst habe Chemie studiert, viele meiner Freunde haben Germanistik, Elektrotechnik, Jura oder Biologie studiert. Eines aber war mir bisher ein Mysterium: Wie studiert man Elite?

Staunend erfahren wir nunmehr: Elite – das ist so viel wie „Finance and Information Management“. Nun muss man nicht studiert haben, um zu sehen, wo heute in großen Unternehmen die Informationen landen (im Nirwana) und wo die Finanzen landen (auf den Konten der Spitzenmanager und ihrer Spezis). Aber darum geht es ja auch nicht. Wichtig ist, die Studierenden heranzuzüchten, die „von ihrer Mentalität geeignet sind, in einem internationalen Konzern zu arbeiten“. Und die müssen dann lernen, sich 15 Stunden am Tag zu spreizen und wichtig zu tun, auf einem Schlepptop bunte Diagramme aus dem Nichts zu zaubern und auf der Betriebsversammlung oder Pressekonferenz die in dieser Saison angesagten Sprechblasen zu reproduzieren. Wenn die Absolventen der schwarzrotgrünen Kaderuniversität das gelernt haben, sind sie reif, selbst zu der Machtelite zu gehören, die nicht weiß, was in ihrem Unternehmen abgeht, aber dafür von den Zulieferern Prozente kassieren kann.

GERHARD PAULI, Düsseldorf