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Archiv-Artikel

Akademischer Grad für kreatives Filmen

Die Internationale Filmschule Köln startet mit positiven Nachrichten ins neue Jahr. Sechs ProfessorInnen und eine gesicherte Finanzierung für den neuen Bachelor-Studiengang lassen auf guten Nachwuchs für das Film- und Fernsehgeschäft hoffen

von Sebastian Sedlmayr

Viel Schulterklopfen gab es gestern bei der Jahresbilanz der Internationalen Filmschule (ifs) in Köln. Angereist war außer Miriam Meckel (Staatskanzlei NRW) und Michael Schmid-Ospach (Filmstiftung NRW) auch der Gründer der ifs, Dieter Kosslick. Obwohl es nach dessen Weggang aus Köln „Hickeleien“ (Kosslick) gegeben hatte, schien das Verhältnis zwischen dem extrovertierten Leiter der Berliner Filmfestspiele und den Film-Repräsentanten aus NRW inzwischen wieder freundschaftlich.

Jedenfalls lachten diese brav über Kosslicks Witz, wenn Deutschland nicht endlich mehr in Ausbildung investiere, dann dürfe es sich nicht über Missstände in der Türkei mokieren, weil es ja selbst den EU-Mindeststandard nicht mehr erreiche. Die ifs lobte der Filmexperte hingegen als positives Beispiel für Ausbildungsqualität. Sie habe zur Professionalisierung der deutschen Filmbranche beigetragen, die inzwischen „erheblich“ sei.

Bei soviel Wohlwollen blickt ifs-Geschäftsführerin Simone Stewens mit großem Optimismus ins neue Jahr. Als wichtigste Neuigkeit gab sie die Namen der sechs ProfessorInnen bekannt, die im November und Dezember an die ifs berufen wurden: Für Theorie kommen Oksana Bulgakowa, Spezialistin für russischen Film, und Gundolf S. Freyermuth, Experte in Fragen der Digitalisierung. Beide hatten zuvor in den USA gelehrt. Für die Praxisfächer Spielfilmregie, Dokumentarfilmregie, Kreativ Produzieren und Drehbuch sind Dominik Graf, Dietmar Hochmuth, Gerd Haag und Peter Henning engagiert worden. Nicht die ganz großen Namen sind es also, die fortan in Köln lehren werden, aber doch sehr renommierte Persönlichkeiten mit soliden Handwerkskenntnissen.

Mit Spannung erwartet werden vor allem Gerd Haag und Dominik Graf. Ersterer hatte mit „Forget Baghdad“ (2002) den Schweizer Filmpreis erhalten. Graf führte jüngst Regie bei „Hotte im Paradies“, einer Zuhälter-Milieustudie, die mit dem Baden-Badener Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet wurde. Graf war bereits vor seiner Berufung ifs-Dozent.

Die Ernennung der ProfessorInnen kommt gerade noch rechtzeitig für die ersten AbsolventInnen des dreijährigen Bachelor-Studiums, das die ifs anbietet. Weil die ifs als gemeinnützige GmbH gegründet wurde, darf sie eigentlich keinen akademischen Abschluss vergeben. Doch ein „Franchising“-Abkommen mit der Fachhochschule Köln ermöglicht es, die sechs ProfessorInnen anzustellen, die 2005 erstmals Prüfungen abnehmen dürfen.

Zu den höheren akademischen Weihen können die Filmstudierenden noch nicht vordringen. Ein Master-Abschluss existiert erst als Skizze auf Papier. Frühestens 2006 rechnet Stewens damit, den höheren Titel an der ifs einführen zu können. Vorerst ist die ifs mit dem Bachelor zufrieden. Durch den international kompatiblen Studiengang werde der Austausch mit ausländischen Filmschulen möglich, freute sich Stewens. Sie dankte Miriam Meckel für den „politischen Rückenwind“ aus der Staatskanzlei. Das Land gibt nach Angaben von Stewens für 2005 mehr als 2,5 Millionen Euro Zuschuss. Den Rest zum ifs-Gesamtetat in Höhe von 4,1 Millionen Euro trügen die Filmstiftung NRW, private Sponsoren und die Studierenden selbst bei.

An der ifs studieren rund 50 angehende Filmemacher, weitere 150 nehmen die Angebote zur Weiterbildung im Filmbereich wahr. Für die Ausbildung müssen die Studierenden jährlich 3.500 Euro zahlen. Rund ein Drittel von ihnen nimmt dafür ein Stipendium in Anspruch. Ifs-Leiterin Stewens rechtfertigt die Gebühren, die nur 0,6 Prozent der Gesamtkosten decken, mit einem „Motivationsschub“ für die Zahlenden. Im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern seien die Gebühren zudem äußerst gering. Damit weiterhin alle Talente studieren könne, richten die Studierenden derzeit einen eigenen Fonds ein. Daraus sollen zinslose Darlehen fließen.