: Klein, aber profitabel
Nach den Rationalisierungen produzieren die Bremer Stahlwerke mehr Stahl mit weniger Personal
Bremen taz ■ Ein „vorzeigbarer Preis“ seien die 134 Millionen Euro für den Verkauf der 30,33 Prozent Gesellschafteranteile an der Stahlwerke Bremen GmbH, sagte gestern Bürgermeister Henning Scherf. Aufgrund der guten Stahlkonjunktur sei der Verkaufszeitpunkt günstig gewesen. Allein im laufenden Jahr 2004 rechnet die Hütte mit 140 Millionen Euro Gewinn. Unterm Strich hat Bremen aber seine Beteiligung teuer bezahlt: 1993 kaufte Bermen die Anteile für umgerechnet 133 Millionen Euro. Inzwischen sind fast 100 Millionen Euro für den Kredit, der für den Kauf aufgenommen wurde, abbezahlt. 58 Millionen Euro gehen von der Kaufsumme für die Ablösung des restlichen Kredits und aufgelaufener Zinsen ab.
Arcelor hat sich zu umfangreichen Investitionen und zur Verbesserung der Kapitalstruktur verpflichtet (taz 22.12.). Bremen hat sich verpflichtet, 20 Millionen Euro des Kaufserlöses zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen zu verwenden. Während der Betriebsrat und die SPD-Fraktion das so verstanden haben, dass damit Arbeitsplätze auf dem brach liegenden Teil des Hüttengeländes gemeint sind, will Wirtschaftssenator Peter Gloystein freie Hand haben: Auf dem Gebiet des Bundeslandes Bremen müsse das Geld ausgegeben werden, mehr sei nicht vereinbart, erklärte er.
Überhaupt ist für Gloystein der Umgang mit den Stahlwerken ein Beispiel für sinnvolle staatliche Intervention in die Wirtschaft. 1993 wollte der Klöckner-Konzern die Hütte schließen, aber Bürgermeister Klaus Wedemeier setzte sich stark für eine Auffanglösung ein. Bremen kaufte der Hütte Grundstücke ab und beteiligte sich mit 30 Prozent an der „Interessenten-Lösung“. Damals kam der belgische Sidmar-Konzern als Partner ins Boot.
Die Kaufsumme sei vor zehn Jahren „geistig schon abgeschrieben“ worden, so Gloystein gestern. Durch die staatliche Intervention sei das Stahlwerk gerettet worden, niemand habe erwartet, dass die Anteile einmal werthaltig verkauft werden könnten. Dass die Hütte wieder Gewinn mache, sei auch der Belegschaft zu verdanken, unterstrich Scherf – und ihrer Bereitschaft zu Personalabbau. kawe