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Archiv-Artikel

Der Feinmechaniker

Volker Kauder hat den Draht zur CDU West, der Merkel fehlt

BERLIN taz ■ Der neue Mann fürs Grobe heißt also Volker Kauder. So jedenfalls hat sein Vorgänger Laurenz Meyer das Amt des Generalsekretärs einer Oppositionspartei stets verstanden (siehe links). Was aber qualifiziert dann einen Mann wie Volker Kauder für diese Position? Kauder war bislang parlamentarischer Geschäftsführer, ein Posten, bei dem es um die Organisation der Fraktion geht – still, möglichst reibungslos, im Hintergrund. Kauder galt als ideale Besetzung, ein „effektiver Organisator“, wie es aus der Fraktion anerkennend heißt – ihm wurde bereits eine Zukunft als Kanzleramtsminister unter Merkel prophezeit. Auch im Vermittlungsausschuss hatte er eine zentrale, wenn auch öffentlich kaum wahrgenommene Stellung inne. Er handelte im Dezember 2003 maßgeblich den Kompromiss mit Rot-Grün über das große Reformpaket aus.

„Leben und leben lassen“, laute seine Devise, hat Kauder der FAZ anvertraut. Ein Mann wie er gerät schnell in den Verdacht, ein langweiliger Apparatschik zu sein, und vielleicht deshalb kokettiert der kinderlose Christdemokrat auf seiner Homepage damit, er habe eigentlich „Zirkusdirektor“ werden wollen, und lässt sich in den Klauen eines mächtigen Stoffbären ablichten. Das klingt alles nicht nach einem Generalsekretär, wie man ihn von einer Oppositionspartei gewohnt ist. Einem, der die Stammtische gewinnen will, der die Regierung attackiert.

Doch darum geht es Merkel wohl auch nicht. Seit Kauder 2002 Geschäftsführer der Fraktion wurde, ist er neben Laurenz Meyer wichtigster Vertrauter Merkels. Zu dritt planten sie jeden Tag in der Morgenlage das politische Geschäft. Ein Mann, der so reibungslos die Zusammenarbeit von CDU und CSU in der Fraktion für seine Fraktionschefin koordiniert, der könnte auch in der Lage sein, die gesamte Union besser zu orchestrieren, als es Meyer gelang. Das ist für Merkel und ihre Kanzlerin-Ambitionen viel wichtiger als der ein oder andere gelungene Talkshowauftritt ihres Generals.

Zwar votierte Kauder 2002 für Edmund Stoiber als Kandidat, seither aber diente er Merkel loyal. Der 55-jährige Jurist legte zudem eine klassische Parteikarriere hin: Vertreter des Landrats in Tuttlingen, Bezirksvorstand in Südbaden, baden-württembergischer Generalsekretär (in ruhigen Regierungszeiten), schließlich Fraktionsgeschäftsführer im Bundestag. Kauder verfügt damit über Kontakte in die westdeutsche Partei, wie sie Merkel so schmerzlich fehlen.MATTHIAS URBACH