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Archiv-Artikel

Nazis suchen Platz

Keine Verhandlungen will die Deutsche Hypothekenbank mit Rechtsextremen über Verdens Stadthalle führen

Von eib

Der rechtsextreme Hamburger Anwalt Jürgen Rieger bemüht sich offenbar um weitere Objekte im Raum Verden. Vor einer Woche habe ein Makler angerufen, der für die „Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation“ die Verdener Stadthalle erwerben wollte, bestätigte gestern ein Mitarbeiter der Deutschen Hypothekenbank in Hannover, die mit dem Verkauf befasst ist. Aus Medienberichten habe die Bank von der Verbindung zwischen Stiftung und Rieger gewusst, sagte Hypo-Mitabeiter Jörg Schröder. Rieger hatte im Auftrag der Stiftung den Heisenhof – ein ehemaliges Kasernengelände in der Nähe Verdens – gekauft, mit dem Ziel, dort sowohl „arische Fruchtbarkeitsforschung“ als auch ein Tagungszentrum für Neonazis zu betreiben. „Daraufhin haben wir das sofort abgelehnt“, so Schröder zur taz. Außerdem gebe es bereits einen seriösen Kaufinteressenten.

Aus Sicht der Bank ist der Vorfall nicht besonders ungewöhnlich. „Es kommt häufig vor, dass jemand einfach mal anruft und ein Objekt kaufen möchte“, so Schröder. In den seltensten Fällen würden dann auch tatsächlich Verhandlungen aufgenommen. „Der Weg dahin ist lang.“ Die Hypo habe außerdem eine interne Hausregelung, nach der Kaufinteressenten auf dubiose weltanschauliche oder extremistische Hintergrund überprüft würden.

Als „vorbildlich“ hingegen bezeichnete Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann die Reaktion der Bank. „Es darf in der Region keinen zweiten Fehler geben“, sagte er. Derzeit versuchen die Behörden, den Ausbau des Heisenhofs zu einem Schulungszentrum für Neonazis zu verhindern. Gegen das ausgesprochene Nutzungsverbot hat Rieger bereits Widerspruch eingelegt. Die Bewohner und der Fuhrpark aus Militärfahrzeugen dürfen bis zu den Entscheidungen Anfang des Jahres bleiben.

Rieger hat bereits eine Immobilie in der Innenstadt von Hameln erworben. Das ehemalige Kinocenter eigne sich „ideal, um Konzerte und nationale Tagungen durchzuführen“, hatte er im Juli gesagt. eib / dpa