: Bombe und Boykott gefährden Iraks Wahl
Mindestens 13 Tote bei Anschlag auf Schiitenführer in Bagdad. Wichtige Sunnitenpartei zieht sich aus Wahlen zurück
BAGDAD afp/rtr ■ Bei einem versuchten Mordanschlag auf den schiitischen Spitzenkandidaten für die Ende Januar geplanten Wahlen im Irak, Abdel Asis al-Hakim, sind in Bagdad gestern mindestens 13 Menschen getötet worden. 66 weitere Menschen wurden laut irakischem Innenministerium bei dem Selbstmordattentat verletzt. Hakim, der Vorsitzende des „Obersten Rats der Islamischen Revolution“ (SCIRI), blieb unverletzt.
Der Attentäter hatte den Angaben zufolge einen mit Sprengstoff beladenen Wagen in das Parteihauptquartier von Hakim im südöstlichen Stadtviertel Jadrijah gelenkt. Ein Sprecher Hakims machte Anhänger des Expräsidenten Saddam Hussein für den Anschlag verantwortlich.
Hakim steht derzeit an der Spitze des schiitischen Wahlbündnisses „Vereinigte irakische Allianz“, die als Favorit bei der anstehenden Wahl gilt, da sie vom einflussreichen schiitischen Großayatollah Ali Sistani unterstützt wird. Hakims Bruder und SCIRI-Gründer Ayatollah Mohammed Bakr Hakim war im August 2003 bei einem Autobombenanschlag in Nadschaf ums Leben gekommen.
Die mutmaßlich größte Partei des Irak, die sunnitische „Irakische Islam-Partei“ (IIP), kündigte unterdessen einen Boykott des Urnengangs an. „Wir ziehen uns zurück“, sagte der IIP-Vorsitzende Mohsen Abdel Hamid dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira gestern. „Wir rufen nicht zu einem Wahlboykott auf“, fügte er hinzu. Die Partei habe ihre Teilnahme jedoch an bestimmte Bedingungen geknüpft, die nicht erfüllt worden seien.
Die Partei hatte zuvor bereits mit einem Boykott der für den 30. Januar geplanten Parlamentswahlen gedroht, sollte die Abstimmung nicht um bis zu sechs Monate verschoben werden. Nur so könne sichergestellt werden, dass jeder Wahlberechtigte seine Stimme abgeben könne. Die Gewalt in den sunnitischen Regionen im Norden und Westen des Irak hat Befürchtungen geschürt, potenzielle Wähler könnten aus Angst vor Angriffen und Anschlägen den Gang an die Urnen scheuen und fernbleiben.
Zunächst ist nicht klar, ob die Partei, die ihre Rückzugsentscheiung nach Ablauf der Anmeldefrist getroffen hat, nun auf den Wahlzetteln stehen wird. Die IIP, die an der Übergangsregierung beteiligt ist, hatte ursprünglich eine Liste mit 275 Kandidaten aufgestellt. Von sunnitischer Seite nehmen jetzt nur noch die Partei des ranghohen Politikers Adnan Patschatschi und einige unabhängige Kandidaten an dem Urnengang teil.