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Archiv-Artikel

Parteiaffären kosten Mitglieder

Während sich die SPD von ihrem Tiefstand zu Jahresbeginn erholt, laufen der CDU die Beitragszahler weg. Die kleinen Parteien legen durchweg zu – auch die rechte „Pro Köln“

KÖLN taz ■ Die großen Kölner Parteien sind die Verlierer des Jahres 2004, die Kleinen profitierten davon. Vor allem die CDU musste richtig Federn lassen. Rund 100 Christdemokraten kehrten ihrem Kreisverband den Rücken. Jetzt gibt es nur noch etwas über 6.400 Anhänger der Union. „Sicher spielt auch das Bild der CDU Köln, das wir in 2004 abgegeben haben, eine Rolle“, räumte Geschäftsführerin Kirsten Sander auf Anfrage ein. Die CDU hatte eine ganze Reihe von Affären durchzustehen. Manche zum Teil langjährige Mitstreiter traten deshalb aus.

Bei der SPD gab es Anfang des Jahres noch einen ähnlichen Trend. Durch Spendenskandale und die Kritik an der Politik der rot-grünen Bundesregierung war die Stimmung bei den Genossen auf einem Tiefstand. Viele quittierten ihre Mitgliedschaft. Im August gab es dann nach Angaben von Parteichef Jochen Ott die Trendwende. Im Vorfeld der Kommunalwahl traten wieder reihenweise Menschen ein: „Wir waren zeitweise sogar der SPD-Unterbezirk, der bundesweit am meisten zugelegt hat.“ Inzwischen hat sich die Mitgliederzahl der Kölner Sozialdemokraten bei 7.300 stabilisiert – und damit bleiben sie weiterhin die größte Partei in der Stadt.

Die Grünen haben trotz ihrer Diskussionen um Schwarz-Grün unter dem Strich ordentlich zulegen können. Zum Jahresabschluss wurden 763 Mitglieder gezählt, das sind fast 40 mehr als Anfang 2004. Die PDS verbesserte sich um 20 Neulinge auf jetzt 150. Vor allem die klare Positionierung im Europawahlkampf sowie die Arbeit im Stadtrat hätten den Ausschlag gegeben, so ihr Sprecher Timothi Maywood.

Die neue „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“, die sich links von der SPD profilieren will, hat in Köln in den letzten Monaten ebenfalls Fuß gefasst. „Wir haben jetzt über einhundert Mitglieder mit steigender Tendenz“, sagte Sprecher Werner Ley: „Vor den kommenden Aktivitäten zur Landtagswahl wollen wir diese Zahl noch deutlich steigern“.

Die FDP legte geringfügig um 22 Neu-Liberale zu. Mit 943 Mitgliedern ist Köln weiterhin der größte Kreisverband in der Republik. Europa- und Kommunalwahl bescherten den Freien Demokraten ihren Aufschwung. „Nachdem die Wahlen gelaufen waren, war die Luft raus“, fasste Schriftführer Volker Görzel zusammen: „Die Leute sind nicht mehr so motiviert, deshalb treten weniger Neue ein.“ Unter dem Motto „Wir werden größer“ soll bald eine umfangreichere Werbekampagne starten.

Vom Kampf um die Rathaus-Wahl profitierten auch die Rechtsradikalen von „Pro Köln“. Die Mitgliederzahl der selbst ernannten „Bürgerbewegung“ hat sich in den letzten Monaten auf 150 verdoppelt. Für die nächsten Monate haben sich die Rechten um Manfred Rouhs eine Menge vorgenommen. Sie wollen die rund 400 Kölner anrufen, die „Pro Köln“ mit einer Spende oder einer Unterschrift für die Kommunalwahl-Kandidatur unterstützt haben, obwohl die Funktionäre zu ihnen noch gar keinen persönlichen Kontakt hatten. Nach Angaben von Rouhs konnte „Pro Köln“ von September 2003 bis September 2004 insgesamt 50.000 Euro an Spenden einnehmen. Frank Überall