Schnellkurs Russisch

Kreuze, Dreiecke, Kreise – alle Symbole, die das christliche Weltbild hergab, verwendeten die oströmischen Mönche Cyrillos, Konstantinus und Methodius im neunten Jahrhundert als Grundlage der ersten russischen Schrift, der „Glagoliza“. Doch die Russen mussten nur kurz Kreuzchen malen: Die Glagoliza wurde durch das kyrillische Alphabet ersetzt. Die Buchstaben ähneln den griechischen, da Russland von Byzanz aus christianisiert wurde – eine Entscheidung von Großfürst Vladimir, der sich von den bunten Kirchen und klingenden Gesängen der Orthodoxie sowie der Hand einer byzantinischen Prinzessin verlocken ließ.

Wieder entwarfen Mönche die Schrift. Die gelehrten Gottesmänner gaben sich Mühe: Das Kyrillische enthält für jeden Laut der Sprache einen Buchstaben. Damit passt es weit genauer als die Hilfskonstruktionen des lateinischen Alphabets, mit denen sich die Westeuropäer herumschlagen müssen. Das Deutsche etwa ist an Zischlauten nicht ärmer als das Russische – nur brauchen wir ein Drei-Konsonanten- Monster für den simplen Laut „sch“. Die Franzosen übersetzen den gleichen Laut mit „ch“, die Engländer mit „sh“ – und Russen mit ihrer perfekten Schrift haben das Nachsehen. esth