: Feuerwehr warnt vor gefährlichen Knallern
Im Schnitt verballert jeder Berliner zu Neujahr ein Kilo Silvesterkracher. Letztes Jahr wurden dabei 500 Jugendliche verletzt. Senat bittet um Verzicht auf Böller. Stattdessen solle für die Erdbebenopfer in Asien gespendet werden
Einem kurzen Zischen folgt der Knall – und der umgestülpte Eimer ist bodenlos. Ein handelsüblicher Chinaböller hat das Plastik mit Leichtigkeit zerfetzt. Dies demonstrierte die Feuerwehr, um die Gefahren des Knallens zu veranschaulichen. Während ein in Deutschland zugelassener Böller bis zu fünf Gramm Schwarzpulver enthält, kann es bei den verbotenen „Polenböllern“ die zehnfache Menge sein. Letztere sind an der fehlenden BAM-Zulassungsnummer zu erkennen. „Die Wirkung kann verheerend sein“, warnt Landesbranddirektor Albrecht Broemme.
Mit einer groß angelegten Aufklärungsarbeit will die Feuerwehr die Anzahl der Böller-Verletzten senken. 500 Jugendliche waren dies zum letzten Jahreswechsel. „Wir hoffen, über das Umfeld an die Knalltüten heranzukommen“, sagt Broemme. Dazu dient ein Flyer, in dem reale Fotos von abgesprengten Fingerkuppen abgebildet sind. Die 25.000 Broschüren wurden an Schulen und Jugendzentren verteilt oder liegen in den Bezirksämtern aus.
Aber auch wer nicht mit illegalen Knallern hantiere, sollte Vorsicht walten lassen. Die Feuerwehr empfiehlt, stets die Bedienungsanleitung zu lesen und beispielsweise Raketen nur von standsicheren Abschussrampen – etwa aus einer Flasche, die in einer Getränkekiste steht – in den Himmel zu jagen. Laut Statistik verballert jeder Berliner ein Kilo an pyrotechnischen Gegenständen zum Jahreswechsel. Das bedeutet, dass die Blauröcke wegen Leichtsinns oder fehlgeleiteter Feuerwerkskörper jede Menge Arbeit haben. Broemme appelliert daher, die Balkone zu entrümpeln und beim Verlassen der Wohnung alle Fenster zu schließen. Im Brandfall sollte unverzüglich die 112 angerufen werden. „Allein in der Leitstelle arbeiten 100 anstatt wie sonst üblich 18 Kräfte. Dennoch kann es sein, dass die Warteschleife läuft – aber bloß nicht auflegen“, so Broemme. Die Berufsfeuerwehr bekommt Unterstützung von allen 60 Freiwilligen Wehren, sodass 1.500 Brandbekämpfer für Sicherheit sorgen. Ginge es nach dem Landesbranddirektor, sollten ohnehin lieber Silvesterartikel der Klasse I verwendet werden: „Ohne dass es knallt, sind Lichteffekte auch schön anzuschauen.“
Angesichts der Flutkatastrophe im Indischen Ozean ruft der Senat die Berliner auf, zumindest einen Teil des für Feuerwerk bestimmten Gelds zu spenden. Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS): „Die Menschen brauchen jetzt unsere praktische Hilfe.“
SONJA FRANK