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Archiv-Artikel

ZUMINDEST DER TOURISMUS WIRD SICH RASCH VOM SEEBEBEN ERHOLEN Reisen verbindet

Die weltweite Anteilnahme für die Opfer des Seebebens im Indischen Ozean erklärt sich nicht nur durch das Ausmaß der Katastrophe. Es liegt auch daran, dass eine Region betroffen ist, die als beliebtes Reiseziel gilt. Tote Touristen und ihre trauernden Angehörigen bilden die emotionale Schnittstelle der Fernsehzuschauer zu Hause mit den Katastrophenopfern vor Ort. Für jene sind die Traumstrände des Indischen Ozeans plötzlich zu Gräbern geworden. Hiesige Medien zählen nach, wie viele deutsche Urlauber ums Leben kamen. Das schafft eine Nähe zu dem Ereignis, das ansonsten geografisch weit entfernt scheint.

Auf die Naturkatastrophe folgt jetzt die wirtschaftliche: Klassische Urlaubszentren wie die thailändische Insel Phuket, Sri Lanka oder die Malediven werden nun zunächst einmal kräftige Einbrüche hinnehmen müssen, die großen Reiseveranstalter kurzfristig auf andere Zielorte ausweichen. Hauptleidtragende sind vor allem jene mittelständische Betriebe und Guesthouses, die nur über wenig Kapital für einen Wiederaufbau verfügen. Die Schäden der touristischen Großressorts hingegen könnten schnell bereinigt sein, denn hinter ihnen stehen meist kapitalkräftige Großkonzerne und Hotelketten: So manches Ressort ist nach plötzlicher Zerstörung kurz darauf noch schöner und moderner wieder erstanden.

Manche Reisekonzerne geben jetzt schon bekannt, ab Januar seien wieder Reisen auf die Malediven möglich; auch in Sri Lanka und Phuket könnte sich der Betrieb schon in wenigen Monaten wieder einstellen. Die Reiseveranstalter wissen: Die meisten Urlauber haben ein kurzes Gedächtnis.

Nachhaltig geschädigt sind jedoch vor allem die Bewohner kleiner, verarmter Fischergemeinden in den unterentwickelten Regionen. Sie werden noch lange an den Folgen der Katastrophe leiden. Vielleicht aber fühlt sich so mancher Thailand-Tourist, so manche Ayurveda-Kundin auf Sri Lanka der Urlaubsregion so verbunden, dass sie deshalb an eine der vielen internationalen Hilfsorganisation spenden. Das würde einem abgenutzten Slogan neuen Sinn verleihen: Reisen verbindet. EDITH KRESTA