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Archiv-Artikel

Managern geht‘s ans Portemonnaie

Ver.di-Chef startet Initiative gegen expandierende Managergehälter. IG-Metall-Chef fordert leistungsbezogenes Honorar. BDI-Chef ruft zu freiwilliger Selbstkontrolle auf

BERLIN ap ■ Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di will mit einer Initiative ausufernden Managergehältern entgegenwirken. „In diesem Jahr haben wir unverkennbar eine Entwicklung erlebt, in der sich die Vorstandsgehälter an US-Verhältnissen orientierten, während die Löhne an polnischem Niveau ausgerichtet werden sollten“, sagte Ver.di-Chef Frank Bsirske. „Hier tut sich eine Schere auf, die man nicht weiter hinnehmen kann.“

Bsirske kündigte ein Gespräch mit den Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften an, um ein gemeinsames Vorgehen zu verabreden. Er warf den Arbeitgebern vor, die wirtschaftliche Situation missbraucht zu haben, um Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. Dabei hätten sie ausgenutzt, „dass einige Legenden tief in den Köpfen verankert sind“. Dazu gehöre, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in Gefahr sei oder die Unternehmenssteuern zu hoch seien.

Nach Ansicht von IG-Metall-Chef Jürgen Peters sollte sich die Höhe von Managergehältern mehr nach der tatsächlichen Leistung der Führungskräfte richten. Manche Manager erhielten 200-mal mehr als ein Facharbeiter, Leistung und Vergütung stünden da in keinem Verhältnis mehr, sagte Peters. Nötig seien Leitlinien für die Höhe der Bezüge von Führungskräften. „Wir brauchen eine Diskussion über die Frage, wie viel ist Arbeit wert und wie viel ist die Arbeit eines Managers wert.“ Peters forderte mehr Offenheit der Unternehmen in Bezug auf die Vergütung ihrer Führungskräfte. Einer gesetzlichen Festlegung der Höhe von Managergehältern erteilte er aber eine Absage. Vielmehr sei echte Mitbestimmung der Arbeitnehmervertreter in den zuständigen Aufsichtsräten nötig.

Der scheidende BDI-Präsident Michael Rogowski hat Managern eindringlich zur Zurückhaltung bei ihren eigenen Gehältern geraten. „Auf gar keinen Fall dürfen wir Manager uns erhöhte Bezüge genehmigen lassen und gleichzeitig von Beschäftigten Lohnverzicht – auch durch längere Arbeitszeiten – fordern“, sagte er gestern. „Dann gerät unsere ganze Berufsgruppe in Misskredit.“ Zugleich kündigte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie Widerstand gegen gesetzliche Vorgaben zur individuellen Offenlegung der Managergehälter der 30 DAX-Firmen an, wie es Rot-Grün und auch CSU-Chef Edmund Stoiber anstreben. Er sei für die freiwillige Veröffentlichung der Angaben und nur pauschal für den ganzen Vorstand, so Rogowski.