OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Lauras Stern“, 30. 12.–5. 1. in den Hackeschen Höfen 3, 30. 12., 1. 1.–5. 1. im Intimes und im Manhattan; 1. 1.–2. 1. im Cinema am Walther-Schreiber-Platz; 2. 1. in den Eva-Lichtspielen und im Bundesplatz-Studio„Der Ausländer“, nur 30. 12., 18 Uhr, Kino in der Brotfabrik„Außer Atem“ (OmU), 5. 1. im Lichtblick

Bei ihrem Vorgängerprojekt „Der kleine Eisbär“ hatten die Regisseure Piet De Rycker und Thilo Graf Rothkirch noch einen nicht ganz unerheblichen Fehler begangen: Die eigentlich sehr harmlos-freundlichen Geschichten um das Bärenkind Lars waren in ihrer Zeichentrickproduktion so aufregend und bedrohlich geraten, dass das anvisierte Publikum von Vorschulkindern emotional stark überfordert wurde. In dem nach den Bilderbüchern von Klaus Baumgart entstandenen Trickfilm „Lauras Stern“ (2003) braucht sich allerdings niemand zu ängstigen. Neben den hübschen Zeichnungen der sympathischen Figuren, attraktiven nächtlichen Dachlandschaften und Stadtansichten besticht der Film mit einem Drehbuch, das die fantastischen Erlebnisse von Laura, ihrem kleinen Bruder Tommy und dem Nachbarjungen Max ganz selbstverständlich aus den Lebensumständen und dem Spiel der Kinder herleitet. Die Spannung ihrer Abenteuer besteht dann in der Frage, ob es Laura mit Hilfe ihres kleinen fliegenden Sterns wohl gelingen wird, der Mutter den zu Hause vergessenen Cellobogen noch rechtzeitig vor der abendlichen Opernaufführung ins Theater zu bringen, oder wie man einen Umzug in die große Stadt und die damit verbundene Suche nach neuen Freunden bewältigt. Definitiv einer der schönsten deutschen Zeichentrickfilme der letzten Jahre.Zum Ende des Jahres 1987 probt Heiner Müller am Deutschen Theater sein erstes veröffentlichtes Theaterstück aus dem Jahr 1956: „Der Lohndrücker“ handelt von den Widerständen gegen einen Arbeiter, der einen industriellen Arbeitsablauf revolutioniert, und die Neuinszenierung ist der Kommentar des Dramatikers zur Aufbruchstimmung in den sozialistischen Ländern, der sich die SED-Führung unter Verkennung der Realität im Lande nach wie vor verweigert. Der Filmemacher Thomas Heise hat sein damals gedrehtes schwarzweißes Video-Material zu der 37-minütigen Dokumentation „Der Ausländer“ zusammengestellt: Ein kommentarloser und nicht immer ganz leicht zugänglicher Blick auf die letzten Tage der DDR, der immer dann gehörig an Faszination gewinnt, wenn Müller selbst vor der Kamera agiert, spricht und überlegt – rauchend, Whisky trinkend, ironisch und scharfsinnig wie stets.Eigentlich wollte Jean-Luc Godard nur eine kleine Hommage an die von ihm bewunderten amerikanischen B-Krimis drehen, doch plötzlich hatte er mit „Außer Atem“ einen „Avantgardefilm“ an der Hand, der die Kinowelt ganz schön durcheinander brachte. „Falsche“ Anschlüsse, natürliches Licht und ein Hauptdarsteller, der sich auch einmal direkt an die Zuschauer wendet: Die teils gewollten, teils aus Zufällen entstandenen formalen Neuerungen erschienen den Zeitgenossen von 1960 noch recht verwunderlich. Was die Leute besonders aufregte, war übrigens die völlige Amoral des Helden (Jean-Paul Belmondo). Sehr schön ist auch Jean-Pierre Melvilles Auftritt als Schriftsteller Parvulescu, der auf die Frage nach seinem Lebensziel antwortet: „Unsterblich werden und dann sterben.“ LARS PENNING