Keine Angst vor dem weißen Blatt

TAZ-AKADEMIE Der erste Workshop der taz-Akademie war für zwanzig junge Menschen ein erfrischender Sprung ins kalte Wasser: Wie funktioniert kritischer Journalismus? Sie konnten es ausprobieren

Leeres Papier, keine einzige Zeile, kein Foto, nichts. So fängt jeder Tag in einer Zeitungsredaktion an. Und dann müssen rasch knackige Ideen her, Geschichten. Rasch? Knackig? Leicht gesagt. Vor allem, wenn man bislang kaum oder gar nicht als Journalist tätig war, wie die 20 jungen Menschen also, die vor drei Wochen beim ersten Workshop der taz-Akademie teilgenommen haben: zehn Männer, zehn Frauen, alle zwischen 20 und 30 Jahre jung, aus allen Teilen des Landes. Drei Tage lang haben sie zusammengearbeitet, haben recherchiert, getextet. Am Ende lagen vier Seiten Papier vor ihnen. Bedruckt. Elf Fotos, eine Karikatur, 1.000 Zeilen Text. Fast alles selbst gemacht.

Man kann es nicht anders sagen: Es war ein Auftakt nach Maß. Mehr als 350 Leute hatten sich bei der gemeinnützigen taz Panter Stiftung um einen Platz beim taz-Workshop beworben. Ihr Ziel: lernen, wie kritischer Journalismus funktioniert, Vorträge hören – etwa von Spiegel- und Freitag-JournalistInnen. Und eben unter Anleitung professioneller Redakteure der taz eine Beilage produzieren, in diesem Fall über den taz-Kongress, der zeitgleich im Berliner Haus der Kulturen rumorte und Themen en masse bot. Rund 90 Veranstaltungen, prominente Gäste und dazu 2.500 Besucher. Da müsste sich doch was machen lassen.

Freitags trudelten die Teilnehmer ein – und gingen gleich in die erste Redaktionskonferenz. Was machen wir? Wie bestücken wir die Seiten? Wo anfangen? Also gleich Redaktionsalltag, aber spannend, wenn man ihn nicht ständig mitbekommt. Dementsprechend positiv ist auch das Feedback der Hospitanten: dass die taz einen Workshop veranstalte „für Leute, die relativ unbedarft sind in Sachen Journalismus, und ihnen noch dazu Platz in ihrer Zeitung gibt, der gefüllt werden soll, ist fast unglaublich!“, schreibt etwa Hannah Stauss, 19, Studentin aus Freiburg.

Auch Michael Sontheimer, taz-Mitbegründer und heute Spiegel-Redakteur, ist begeistert vom ersten Workshop. Auch weil einer der Teilnehmer einen netten Nebeneffekt diagnostizierte: „20 junge Menschen plus Umfeld sind jetzt noch fester an die taz gebunden – gute Sache!“, schreibt Daniel Freese, 21, aus dem westfälischen Löhne. Sontheimer, der mit im Team der Betreuer war und zunächst ein wenig bangte, ob alles klappen würde.

Grundlos, wie sich zeigte: Als er in der Redaktion ankam, diskutierten die Teilnehmer schon eifrig, planten Seiten, hakten nach. Und lieferten Vorschläge, wie man den Ablauf optimieren könne. Denn es geht weiter: Im Juni und im Oktober steigen die nächsten Workshops der taz-Akademie. Also alles auf Anfang: leeres Papier, keine einzige Zeile, kein Foto, nichts. ROS

■ Infos zur taz-Akademie unter (0 30) 2 59 02-22 13 oder taz.de/stiftung. Dort findet sich auch die Workshop-Beilage