: Schlammschlacht in Silber
Der Mönchengladbacher Roland Hülskath trabt auf den Spuren von Heinz Wewering. Erstmals in seiner Karriere darf er den Silberhelm für den zweitbesten Trabrennfahrer Deutschlands aufsetzen
von ROLAND LEROI
Roland Hülskath macht es nichts aus, richtig dreckig zu sein. Wenn der 29-jährige Trabrennfahrer seinen Beruf ausübt, wird zwangsläufig Schlamm aufgewirbelt, der an den Kleidern hängen bleibt. „Das bringt unser Sport so mit sich, ich fühle mich trotzdem glänzend“, lacht der Mönchengladbacher. In diesem Jahr wird er allerdings auf einbisschen mehr Sauberkeit bedacht sein. Denn Hülskath darf sich in seinen Rennen für die nächsten zwölf Monate den „Silberhelm“ überstreifen. Und dieses Edelmetall, das der Zweitplatzierte der Jahreswertung bekommt, wird in Traber-Kreisen besonders sorgfältig gepflegt.
199 Rennen konnte der Fahrer 2004 gewinnen. „So viele wie noch nie in meiner Laufbahn, das war ein echtes Super-Jahr“, sagt Hülskath der seit 1992 als Berufsfahrer in den Sulky steigt und in dieser Zeit gut 1.400 Mal als Erster über den Zielstrich fuhr. Herausragend sei dabei der Sieg im „Deutschen Derby“ gewesen. Mit dem Hengst Ambassador As düpierte er im August in Berlin die Konkurrenz. „Ein Derby-Erfolg ist das Größte, davon träumt jeder Rennfahrer – und ich bin ja noch sehr jung“, gibt Hülskath zu, dass er „ein biss-chen stolz“ auf seine Triumphe ist. Der zweite Platz in der bundesweiten Fahrer-Wertung sei dabei die Krönung. Vor Hülskath platzierte sich nur der 54-jährige Dauer-Champion Heinz Wewering aus Castrop-Rauxel, der seit 1977 ununterbrochen im „Goldhelm“ fährt und 2004 auf 386 Siege kam.
Manche Beobachter der Traber-Szene meinen, dass Hülskaths Fahrten zum Silberhelm vergleichbar mit einem Titelgewinn des VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga wäre. Denn er trägt das Gros seiner Rennen auf den westdeutschen Bahnen in Dinslaken, Mönchengladbach, Gelsenkirchen und Recklinghausen aus; da wo sich neben Wewering die Champions League des nationalen Trabs trifft. Hülskaths überregionale Kontrahenten wie die Hamburger Heiner Christiansen und Edelbert Ohmer, haben als Lokalmatadoren auf ihren Bahnen vergleichsweise weniger hochkarätige Rivalen und können ihre Erfolgszahl leichter in die Höhe treiben. Hülskath weiß das. „Gegen Wewering in Serie zu siegen, ist schon eine Leistung. Hinzu kommt die starke Konkurrenz aus den Niederlanden, die gerne in Westdeutschland startet“, sagt der Fahrer, der für den Silberhelm erstmals seit Jahren auf seinen Urlaub in der letzten Dezember-Woche verzichtete.
Dem in Krefeld geborenen Niederrheiner fällt das nicht schwer. Auf dem Gelände der Mönchengladbacher Trabrennbahn hat er sich eine schicke Wohnung eingerichtet. Prima sei es, morgens vom Wiehern der Pferde geweckt zu werden und beim Blick aus dem Fenster den Zielstrich vor Augen zu haben. „Ideale Verhältnisse“, schwärmt Hülskath, der in seinem Stall nur über etwa 14 von ihm regelmäßig trainierte Vierbeiner verfügt. Mit Jerusalem Santana feierte er 2004 alleine sechs Triumphe, viele der übrigen Siege holte er aber als „Catchdriver“, wenn ihn Besitzer für Rennen engagierten. „Ich hatte Glück, dass mir die richtigen Pferde zur Verfügung gestellt wurden“, meint er bescheiden. Außerdem sei er halt fleißig gewesen. Etwa acht Stunden täglich verbringt der Junggeselle im Sulky.
Im Endeffekt habe sich der Aufwand rentiert. Hülskath, der 2004 bei 1008 Starts eine Gewinnsumme von 540.000 Euro einfuhr, darf nun ein Jahr Edelmetall tragen. An eine Steigerung glaubt er nicht. Seinen Kollegen Wewering, der mit über 15.000 Siegen Weltrekordhalter ist, hält er für unantastbar. „Der Mann ist nicht zu schlagen und hat soviel Spaß am Sport, dass er wahrscheinlich in 15 Jahren noch nicht die Rente einreicht“, sagt Hülskath. Vielleicht kann er aber irgendwann das Erbe des „Goldhelms“ antreten. Für dieses Ziel lohne es sich auch, durch den Dreck zu fahren. Damit die Schlammflecken nicht auf dem neuen Helm haften bleiben, will er sich sogar eine Flasche Politur besorgen. „Bislang habe ich meine Helme nie geputzt, Silber sollte aber glänzen“, sagt er.