Einigkeit in der CDU-Familie

LISTENPARTEITAG Die CDU in Schleswig-Holstein hat ihre Kandidaten für die Landtagswahl gewählt: 92 Prozent für Carstensen und auch alle anderen Kandidaten kamen ohne Gegenvorschlag durch

Mit Standing Ovations empfingen die Delegierten der CDU Schleswig-Holstein beim Listenparteitag in Eckernförde ihren Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und wählten ihn mit 92 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.

Finanzminister Rainer Wiegard wurde mit 87 Prozent auf Listenplatz 4 gewählt, auch alle anderem Kandidaten kamen ohne Gegenvorschlag durch. Um Einigkeit in der „Familie“ hatte Carstensen mehrfach geworben, die Delegierten taten ihm den Gefallen. Dabei hatte sich die CDU zuletzt zerstritten gezeigt, Carstensen wurde Führungsschwäche vorgeworfen. „Ich habe keine Lust, rückwärtsgewandte Debatten zu führen“, sagte er – Thema abgehakt.

Ein Grund für die gute Laune war eine aktuelle Umfrage, laut der die CDU nach der Landtagswahl im Mai 2010 mit der FDP regieren könnte. Die SPD käme auf nur 27 Prozent, die Linken würden es nicht in den Landtag schaffen.

Mit so viel Rückenwind gab sich Carstensen kämpferisch, etwa zum anstehenden Untersuchungsausschuss zur HSH Nordbank: „Wer hat denn bis 2005 dieses Land in ein finanzielles Desaster getrieben?“, rief er – ein Angriff auf SPD und Grüne, die damals regierten. Dann nahm er sich Ralf Stegner vor: Der „Herr aus Wolkenkuckucksheim“ trage so „überdimensionierte Kandidaten-Schuhe, dass er sich umdrehen könnte, ohne die Richtung zu verlieren“.

„Wir wollen regieren, wir müssen regieren“, sagte Carstensen, blieb aber eine Antwort schuldig, warum eigentlich. Das Land solle „gestärkt aus der Krise“ hervorgehen – dank der Tatkraft der Menschen in Schleswig-Holstein“. Eine „matte Vorstellung“, kommentierte die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Bettina Hagedorn. Die Menschen erwarteten eine „verantwortungsbewusste Führung – und die erfüllt der Ministerpräsident seit geraumer Zeit nicht“.

Doch einen Erfolg feierte die CDU: Wirtschaftsminister Jörn Biel, bisher parteilos, ist nun in die Truppe eingetreten, die ihn ins Kabinett geholt hat. ESTHER GEISSLINGER