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Archiv-Artikel

Mars-Autos brauchen keine Werkstatt

Die US-amerikanischen Explorationsfahrzeuge auf dem Mars funktionieren, forschen und funken noch immer – obwohl sie ihr Verfallsdatum längst überschritten haben. Sie fanden heraus, dass es vermutlich Wasser gab – und eventuell auch Leben

VON KENO VERSEK

Ursprünglich sollten sie nur neunzig Tage auf dem Roten Planeten arbeiten und dabei insgesamt je einen Kilometer zurücklegen. Doch die beiden US-Marsgefährte „Spirit“ und „Opportunity“ übertrafen sämtliche Erwartungen: Seit einem Jahr sind die Gefriertruhen-großen Fahrzeuge auf dem Nachbarplaneten der Erde unterwegs. Sie sind zusammen fast sechs Kilometer gefahren, zeigen kaum Abnutzungserscheinungen und machen immer wieder überraschende Entdeckungen, von denen die Marsforschung noch Jahre zehren wird. Die wichtigste Erkenntnis bisher: Bestimmte Marsregionen sind einst von großen Mengen flüssigen Wasser bedeckt gewesen. Somit könnte sich in ihnen auch mikrobiologisches Leben entwickelt haben.

Die Erfolgsmission der Marsrover begann am 3. Januar 2004, als „Spirit“, das erste der beiden Fahrzeuge, im 170 Kilometer großen Gusev-Krater landete, einem Gebiet südlich des Marsäquators. Am 24. Januar folgte das baugleiche Fahrzeug „Opportunity“, das auf der entgegengesetzten Seite des Planeten landete, in der ebenfalls äquatornahen Meridiani-Tiefebene. Vom Gusev-Krater hatten Wissenschaftler vermutet, dass er einst zu einem großen Fluss- und Seensystem gehörte, die Meridiani-Tiefebene hingegen könnte früher ein flaches Meer gewesen sein.

Was nur Spekulation gewesen war, darauf konnten die Marsfahrzeuge inzwischen eine definitive Antwort geben: In beiden Regionen entdeckten sie große Mengen verschiedener eisenhaltiger Minerale, von denen Geologen wissen, dass sie sich nur in Gegenwart von flüssigem Wasser bilden. Geholfen haben bei den Entdeckungen zwei deutsche Messinstrumente der Rover: an Forschungsinstituten in Mainz gebaute Spektrometer, mit denen die chemische Zusammensetzung von Boden und Gesteinen bestimmt werden kann.

Vor allem von den Funden in der Meridiani-Ebene sind die Projektwissenschaftler begeistert. „An der Oberfläche der Meridiani-Ebene gab es periodisch flüssiges Wasser, und ihr Untergrund war wassergesättigt“, schrieben sie Anfang Dezember im Wissenschaftsmagazin Science. „Wir schließen daraus, dass Meridiani irgendwann lebensfreundliche Bedingungen geboten haben könnte.“ Um herauszufinden, ob sich auf dem Mars tatsächlich Leben entwickelt hat, schlagen die Projektwissenschaftler vor, als Nächstes eine unbemannte Mission auf den Roten Planeten zu entsenden, die Boden- und Gesteinsproben zur Erde bringt. In ihnen könnten fossile Spuren von mikrobiologischem Leben festgestellt werden.

Erst einmal geht jedoch die Reise der Marsrover weiter – ihr Ende ist zur Freude der Forscher nicht abzusehen. „Spirit“ fährt derzeit einen etwa dreißig Meter hohen Hügel im Gusev-Krater hinauf, trotz eines leicht beschädigten Vorderrads. Und „Opportunity“ könnte besonders lange durchhalten: Im Herbst fegten Windböen eine Staubschicht von seinen Solarplatten – danach stieg die Stromproduktion des Fahrzeugs wieder deutlich an.