der kommentar: Überall Raucherabteil
Jetzt wird’s ernst: Selbst in Italien wird das öffentliche Rauchen radikal eingeschränkt.
Wenn’s um Qualm geht, verorten Italiener das Laster gern anderswo: „Wie ein Türke“ raucht für sie einer, der sich einen Glimmstängel am andren ansteckt. Umgekehrt konnte bis vor wenigen Jahren deshalb gelten: Italien war, wenigstens für Nikotinsüchtige, ein Stück Türkei, ein verqualmtes Eldorado. Die Bar, die Kneipe, das Restaurant, der Flur im Krankenhaus, die Gepäckabfertigung im Flughafen, das Zugabteil, ja bis in die 80er noch so manches Kino: kein Ort, an dem man sich nicht schnell eine anzünden konnte. Verbote gab’s zwar auch. Doch direkt unter dem Verbotsschild stand meist ein Aschenbecher.
Jetzt aber fährt der Gesundheitsminister den „Türken“ so richtig in die Parade: Ab nächsten Montag will er sämtliche Bars und Restaurants zu rauchfreien Zonen machen; bei Androhung hoher Geldstrafen auch an die Betreiber sollen die Stinker höchstens in hermetisch abgeschotteten Hinterstübchen ihrer Sucht frönen. Ob das klappt? In den Flughäfen jedenfalls haben Raucher schon heute keine Chance mehr: Während an deutschen Airports „Raucherzonen“ an jeder Ecke locken, darf in Italien nicht mal mehr an der Kaffeebar gequalmt werden. Anders in den Zügen: Die sind seit ein paar Monaten generell rauchfrei – theoretisch. Bahnreisende jedenfalls beschweren sich, dass das Rauchverbot nur eine Auswirkung hatte: Jetzt wird überall gepafft, vom ersten bis zum letzten Waggon.
MICHAEL BRAUN
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