: Hildebrandt kann die Ketten rausholen
Ende des Mauermahnmals scheint besiegelt, Bank hat wohl Räumungsklage eingereicht. Hildebrandt überrascht
Alexandra Hildebrandt wird sich wohl an ihre Mauerkreuze ketten müssen. Nach Medienberichten soll der Abbau des umstrittenen „Kunstprojekts“ am Checkpoint Charlie mit einer Räumungsklage erzwungen werden. Die Bankaktiengesellschaft (BAG)/Hamm als Verwalterin des Geländes hat danach Klage beim Amtsgericht Mitte gegen die Museumschefin eingereicht, weil diese den Pachtvertrag verletze. Für die Aktion mit rund 1.000 Holzkreuzen und einem 180 Meter langen Mauersegment war eine Frist zwischen Hildebrandt, der Bank und dem Bezirk bis zum 31. Dezember 2004 verabredet worden. Danach sollte das „Mauermahnmal“ abgerissen werden – was Hildebrandt aber bis dato nicht tat. Stattdessen sagte sie, sie werde sich an die Kreuze ketten, sollten die Bagger anrollen.
Am kommenden Montag will die BAG in einer Erklärung ihre Klage erläutern, bis dahin lehnte eine Sprecherin jeden Kommentar zum Checkpoint Charlie ab. Bekannt ist, dass die Bankgesellschaft eine Kreditforderung an Hildebrandt gestellt hatte. Die Mauermuseums-Chefin selbst betonte gestern, sie wisse nichts von einer Räumungsklage und werde das Mauermahnmal nicht abtragen. Außerdem wies sie darauf hin, dass sie der BAG einen Geldbetrag für Nutzung des Geländes überwiesen habe und für 2005 eine weitere Pacht des Geländes anstrebe – beziehungsweise Geldgeber für einen Kauf suche.
Die BAG ihrerseits ließ jüngst mitteilen, dass die besagten Grundstücke an Investoren verkauft werden sollen. Auch Hildebrandt könne bieten. Es gebe aber keine Verkaufsoption für die Museumsleiterin. Zugleich ließen die Banker durchblicken, dass die derzeitige Holzkreuz-Nutzung der Liegenschaft nicht ihrem Interesse entspreche.
Während das zuständige Bezirksamt in Mitte sich weiter weigert, die Mauersegmente abzureißen, dringt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nach Aussagen ihrer Sprecherin Manuela Damianakis auf ein Gesamtkonzept für das Mauergedenken. Sie bekräftigte auch die Ablehnung der Senatorin gegenüber der Installation. Es könne nicht gebilligt werden, dass ein privater Verein die Deutungshoheit über das Gedenken für die Mauertoten für sich beanspruche. Außerdem forderte die Senatorin das Bezirksamt Mitte auf, seiner Pflicht nachzukommen und die Hildebrandt-Kreuze zu entfernen. Junge-Reyer rechnet damit, dass im Frühjahr über das Gesamt-Gedenkkonzept beraten werden kann.
ROLF LAUTENSCHLÄGER