Betr.: kinotaz nord

B

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn – alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (‚Berlin is in Germany‘, ‚One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH

Bestia – Die Bestie Polen 1916, R: Aleksander Hertz, D: Pola Negri, Lya Mara /Stummfilm mit Klavierbegleitung

„Eine wilde junge Frau flüchtet aus dem Elternhaus, weil sie einen verheirateten Mann für sich gewinnen will. Und dieser Mann ist wirklich bereit, für sie Frau und Kind zu verlassen. Das neue Glück wäre wohl vollkommen gewesen, wenn nicht ein früherer Geliebter in die Stadt zurückgekehrt wäre. „Die Bestie“ ist nicht nur der erste Film, der auf dem Gebiet des unter drei Mächten aufgeteilten polnischen Staates entstand. Der Film ist auch der Beginn der Karriere von Pola Negri – ein Melodram, in dem sich das Leben der Oberschicht und des Gaunermilieus vermischt.“ (Kino 46) HH

Beverly Hills Chihuahua USA 2008, R: Raja Gosnell, D: Jamie Lee Curtis, Piper Perabo

„Eine verwöhnte Chihuahua-Hündin aus Beverly Hills verschlägt es nach Mexiko, wo sie es mit allerlei Schwierigkeiten aufnehmen muss, aber während ihrer Abenteuer auch neue Freunde findet. Eine geschwätzige, lieblos entwickelte Hunde-Komödie, die weder Charme noch Herz entfaltet, sondern durch ihre Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit verärgert.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Billu Barber Indien 2009, R: Priyadarshan, D: Irrfan Khan, Shah Rukh Khan / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Bollywood-Star kehrt für Dreharbeiten in das Dorf seiner Kindheit zurück, was die Bewohner in helle Aufregung versetzt, zumal ein Friseur früher der Jugendfreund des Schauspielers gewesen sein will. Elegant inszeniertes, aber nur wenig originelles Drama mit vielen Tanz- und Gesangseinlagen, das Hauptdarsteller Shahrukh Khan noch nicht einmal zur naheliegenden Selbstdistanzierung von seiner Rollenpersona nutzt.“ (Lexikon des internationalen Films) H

The Boss Of It All Dänemark 2008, R: Lars von Trier, D: Peter Gantzler, Jens Albinus

“Mit einer absurden Office-Komödie erholt sich Lars von Trier weiter von den Anstrengungen seiner größeren internationalen Projekte. ,The Boss of It All“ erzählt von einem Kopenhagener Firmenchef, der sich einen imaginären Vorgesetzten erfunden hat, den er seit Jahren für alle unpopulären Entscheidungen im Betrieb verantwortlich macht. Als er die Firma verkaufen will, muss für eine Woche ein Schauspieler die Rolle des ,Boss of It All‘ übernehmen. Doch der Auftritt des zunehmend eigensinnigen Akteurs sorgt für immer absurde Wendungen. Die überaus vergnügliche Erzählung hat der spielfreudige Regisseur mit einem neuen Kameraverfahren aufgenommen, bei dem ein Computer die Wahl des Bildausschnitts mitbestimmt.“ (tip) HH

C

C‘est la vie – So sind wir, so ist das Leben Frankreich 2008, R: Rémi Bezançon, D: Jacques Gamblin, Zabou Breitman

„Die Duvals, eine französische Familie, steht im Mittelpunkt dieses atmosphärischen Porträts: Zwischen 1988 und 2000 erlebt jedes ihrer Mitglieder einen Tag, der von herausragender Bedeutung ist und an dem sich sein Leben grundlegend ändert. Stimmig wird dabei beleuchtet, wie der diffizile Mikrokosmos „Familie“ funktioniert. wobei insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung thematisiert wird, das Nebeneinanderleben, ohne sich zu verstehen oder sich alles zu sagen. Alltägliche Geschichten von Glücksmomenten und tragischen Ereignissen verdichten sich dabei zu einem atmosphärischen Porträt mit vielen humorvollen Passagen und brillanten Dialogen.“ (Rheinischer Merkur) HH, OL

Chaostage – We are Punks! Deutschland 2008, R: Tarek Ehlail, Matthias Lange, D: Stipe Erceg, Ralf Richter

„‚Chaostage – We are Punks!‘ erzählt die beinahe wahre Geschichte der berüchtigten Chaostage von Hannover und widmet sich der Frage, wie es zu den Chaostagen kommen konnte. Wobei die Erklärung, die Tarek Ehlail und Matthias Lange geben, die wahrscheinlich verrückteste ist. Um es kurz zu machen: „Chaostage – We are Punks!“ ist kein guter Film – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Und will es vermutlich auch nicht sein. Getreu der Punkdevise des Do it yourself, die den Dilettantismus zum Wirkprinzip erhob, sucht – und findet – der nobel besetzte Film den Trash und wird so seine Zielgruppe sicherlich erreichen.“ (kino-zeit) HH, OL

Crank 2: High Voltage USA 2009, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart

„In der Forstsetzung des Turbo-Reißers von 2006 setzt sich Jason Statham unter Dauerstrom. Nachdem er am Ende von Teil 1 aus einem Helikopter gestürzt und unsanft auf dem Asphalt aufgeschlagen ist, wird Profikiller Chev (Jason Statham) von den chinesischen Triaden entführt und in einer verranzten OP seines Herzens beraubt. Stattdessen bekommt er eine künstliche Pumpe eingesetzt, die allerdings regelmäßig Starkstrom zum Schlagen braucht. Für den Adrenalinjunkie kein Problem. Schließlich sind die Straßen von Los Angeles voll von Strommasten, Elektroschockern und Überbrückungskabeln. Wer angesichts dieser anarchischen Zustände eine ausgefeilte Story, Logik oder schauspielerische Glanzleistungen erwartet, sollte lieber einen Kardiologen aufsuchen. Mit Herzrhythmusstörungen ist nicht zu spaßen.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

D

Dorfpunks Deutschland 2008, R: Lars Jessen, D: Cecil von Renner, Ole Fischer

„Wie war es damals, Punk im Dorf zu sein? Die Verfilmung von Rocko Schamonis gleichnamigem Roman konzenriert sich auf die Initiationsriten einer Punk-Gang aus Schleswig-Holstein: Saufen, Prügeln, Provozieren, Schrammeln. Wenig überzeugend, Schamonis Sprachwitz geht dabei Baden.“ (tip) HB, HH, HL, KI

Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) DEL, HHB, HH, KI, OL

Duell in der Sonne (Duel in the Sun) USA 1946, R: King Vidor, D: Jennifer Jones, Gregory Peck

„Dass er alles in den Schatten stelle, ging dem Film als Ruf voraus: Dem 30-Millionen-Etat des bis dahin teuersten Western der Filmgeschichte, mit dem der Produzent David O. Selznick seinen Gone With the Wind-Erfolg noch übertreffen wollte, entspricht die grandiose Machart dieses wüsten Melodrams: Liebe Hass, Tod und Leidenschaft: Alles ist ins Maßlose gesteigert. Unaufhaltsam treibt die Handlung um zwei ungleiche Brüder, zwischen die eine Halbindianerin gerät - um sie mit dem verführerischen Dynamit des Sexus auseinanderzusprengen - aufs blutige, finale Shoot-out zu. Orgiastisch erfüllt sich in ihm, was zuvor der unendliche Technicolor-Horizont gleißend versprach: „Lust in the dust“.“ (Metropolis) HH

Duplicity – Gemeinsame Geheimsache USA 2009, R: Tony Gilroy, D: Julia Roberts, Clive Owen

„Mit dem Wirtschaftsthriller „Michael Clayton“ feierte Regisseur Tony Gilroy sein Regiedebüt. Sein zweites Werk, „Duplicity“, dreht sich erneut um die Machenschaften von kapitalistischen US-Konzernen und deren Verstrickungen. Mit doppelbödiger Handlung entpuppt sich der Film sowohl als Politthriller wie auch als spitzfindige Gaunerposse. In den Rollen der zwei intriganten Agenten erleben Clive Owen („The International“) und Julia Roberts („Der Krieg des Charlie Wilson“) eine Gratwanderung zwischen gemeinsamen Betrügereien und hintergründigem Kleinkrieg.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI

E

Eisenfresser Deutschland 2006/07, R: Shaheen Dill-Riaz

„,Eisenfresser‘ nennt man die Saisonarbeiter aus dem armen Norden von Bangladesch, die im Süden, in den Abwrackwerften am Strand von Chittagong, barfuß und mit bloßen Händen Tanker und Containerschiffe zerlegen. Aus der Perspektive des unauffällig am Rand bleibenden Zeugen dokumentiert Regisseur Shaheen Dill-Riaz eine Schufterei, bei der weder Arbeits- noch Umweltschutz auch nur die geringste Rolle spielen. Er sammelt und montiert Bilder und Töne, die in ihrer Gesamtheit die Nahaufnahme eines Brachial-Kapitalismus ergeben, der buchstäblich über Leichen geht.“ (tip) HB

Eldorado Belgien/Frankreich 2008, R: Bouli Lanners, D: Bouli Lanners, Fabrice Adde

„Belgien ist ein düsteres Land. In schummrigen Garagen am Landstraßenrand lauern durchgeknallte Serienmörder, unliebsam gewordene Haustiere werden in hohem Bogen über Brückengeländer geworfen und in der verregneten Wildnis kreuzen Nudisten umher. Warmherzigkeit ist der apathischen Bevölkerung ein Fremdwort. Bouli Lanners zweiter Spielfilm „Eldorado“ mutet wie ein Abgesang auf sein Heimatland an. Das Road Movie verzichtet auf größenwahnsinnige Conquistadores und begleitet stattdessen zwei einsame Seelen auf ihrer Suche nach Geborgenheit - einem Schatz, der in Lanners‘ desolaten Landschaften in ebenso mythischer Ferne wie das Aztekengold zu liegen scheint. Leichte Kost ist „Eldorado“ damit nicht, wohl aber ein mal humorvoller, mal lakonischer Trip ins belgische Herz der Finsternis.“ (filmstarts) HB, HH

El Sistema - Über die Macht der Musik Deutschland 2009, R: Paul Smaczny & Maria Stodtmeier

„José Antonio Abreu hätte enden können wie zahllose Utopisten vor ihm: beseelt von einer gutmenschelnden Idee, belächelt, desillusioniert. Doch 34 Jahre nach seinem ersten Schritt, ausgerechnet Ghetto-Kinder aus den sozialen Brennpunkten von Caracas zu Musikern auszubilden, weg von der Straße in ein Orchester zu integrieren, das in Venezuela inzwischen zu einem landesweiten Vorzeigeprojekt mit über 300 000 jungen Kreativen geworden ist, hat er genau das Gegenteil erreicht. Mit Paul Smaczny steht Abreus „Sistema“ ein Regisseur bei, der die Initiative zu gleichen Anteilen Kindern, ihrem sozialen Umfeld wie auch der Musik überlässt. Prächtig spielen sie auf, tingeln durch triste „barrios“ und parieren soziale Anfeindungen, die einzig aus ihrer ökonomisch prekären Herkunft resultieren - wie Gustavo Dudamel, der aus der Riege sozial abgehängter Jugendlicher zu einem international anerkannten Dirigenten aufgestiegen ist. Töne, die die Welt verändern, klischeefrei inszeniert, so naiv wie ambitioniert.“ (Frankfurter Allgemeine) H, HH, KI

Europa Dänemark/Schweden/Deutschland/Frankreich, 1990, R: Lars von Trier , D: Jean-Marc Barr, Barbara Sukowa /Originalfassung mit Untertiteln

“Ein Amerikaner deutscher Abstammung kommt nach dem Krieg nach Deutschland, um als Schlafwagenschaffner seinen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten. Der idealistische junge Mann gerät in ein Komplott von deutschnational gesinnten Werwölfen, die die amerikanische Militärregierung mit allen Mitteln bekämpfen, und wird am Ende zu einer Verzweiflungstat getrieben. Eine geradlinig erzählte Mischung aus Thriller und Melodram, die sich an den klassischen Vorbildern der Genres orientiert, doch durch ihren ausgefallenen visuellen Gestaltungswillen die vorgegebenen Grenzen sprengt. Zugleich wird der Versuch unternommen, Film als Mittel der Massensuggestion einzusetzen. Wegen der optisch ausgefeilten Form sehenswert.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

F

Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile USA 2009, R: Justin Lin, D: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster

„Mit der vierten Ausgabe der Actionsaga um wahnwitzige Stunts mit hochgetunten Rennwagen schließt sich der Kreis zum ersten Film, die Beziehung zwischen dem Kriminellen und dem FBI-Mann rückt ins Zentrum zurück. Doch der alte Schwung ist irgendwie hin.“ (tip) H, HB, HH

Das Festmal im August Italien 2008, R: Gianni Di Gregorio, D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis

„Das Festmahl im August“ erzählt vom Besuch mehrerer alter Damen in einem Appartement in Rom, bei dem sich der Gastgeber immer mehr so fühlt, als wäre er gleichzeitig Portier, Koch und Zimmermädchen in einem Hotel Mama der ganz besonderen Art. Der notorisch klamme Mittfünfziger Gianni betreut über ein Wochenende gleich vier Mütter jenseits der 80, darunter seine eigene, die seines Vermieters und die seines Hausarztes. Mit großer Hingabe, bewundernswerter Geduld und vielen Gläsern Wein widmet er sich ihren Schrullen, bis er sie aus seinem Leben kaum noch wegdenken mag. Mit zärtlichem Witz feiert Regisseur und Hauptdarsteller Gianni Di Gregorio die Vitalität seiner betagten Heldinnen und macht aus dem Alter ein Fest, das nie zu Ende gehen sollte.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL

G

Ghosted Deutschland/Taiwan 2009, R: Monika Treut, D: Inga Busch, Hu Ting-ting

„Eine kurze Liebe, ein ungeklärter Tod. Künstlerin Sophie fährt nach Taipeh, um ihrer verstorbenen Geliebten Ai-ling nachzuspüren. Bald wird Sophie von einer mysteriösen Journalistin umworben und mit dem Geisterglauben des alten Chinas konfrontiert. Subtil changiert „Ghosted“ zwischen Dokumentation und Mystery.“ (tip) HH

Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley

„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) H, HB, HH

Günesi Gördüm - Ich sah die Sonne Türkei 2009, R: Mahsun Kirmizigül, D: Sarp Apak, Altan Erkekli

„Günesi Gördüm – Ich sah die Sonne“ erzählt die Geschichte der kurdischen Familie Altun. Wie 2,5 Millionen anderer Familien musste auch sie ihre Heimat im Südosten der Türkei verlassen. Einige Angehörige verschlug es nach Istanbul, andere zogen gar bis nach Norwegen. Der nunmehr 25 Jahre andauernde Krieg trennte die Familie aber nicht nur räumlich voneinander. Mahsun Kirmizigüls („Beyaz Melek – Weißer Engel“) Drama lief in der Türkei trotz des heiklen Themas sehr erfolgreich. Der Film behandelt die militärische Auseinandersetzung zwischen den Kurden und den Türken im Osten der Türkei, die Flüchtlingssituation sowie die Folgen der Umsiedlung. Dabei versucht der Regisseur, keine Partei zu ergreifen, sondern das Thema neutral zu betrachten.“ (filmreporter.de) H, HB, HH

H

Heimspiel 60 - Uniform, Panzer, Kokon. Deutschland 2009, R: Nina Bittcher & Jean-Philipp Baeck

„In Israel wird man mit 18 einberufen - Frauen für zwei, Männer für drei Jahre. Im Film erzählen vier junge Israelis, wie ihre Erfahrungen beim Militärdienst sie persönlich geprägt haben.“ (Filmbüro Bremen) HB

Das Herz von Jenin Israel/Deutschland 2008, R: Leon Geller, Marcus Vetter

„2005 spendete der Palästinenser Ismael Khatib die Organe seines erschossenen zwölfjährigen Sohnes israelischen Kindern. Zwei Jahre später besuchte er diese Kinder. Bewegender Dokumentarfilm über eine schmerzhafte Reise. Zu klug für eine Heiligenlegende, und doch ein hoffnungsvoller Film.“ (tip) HB, HH

Die Herzogin USA 2008, R: Saul Dibb, D: Keira Knightley, Ralph Fiennes

„Saul Dibbs aufwändig gestaltetes Kostümdrama basiert auf Amanda Formans 1998 erschienener Bestseller-Biografie ‚Georgina, Duchess of Devonshire‘. Der Regisseur vermeidet Klischees und Kolportage, fühlt sich vielmehr der historischen Authentizität verpflichtet. Gyula Pados‘ wohlkomponierte Bilder funkeln erlesen, die Dialoge gleichen flinken Florettgefechten, während Rachel Portmans eleganter Score die Stimmungslagen der Herzogin treffend kommentiert. Als flamboyante, skandalumwitterte Titelheldin glänzt Keira Knightley.“ (Blickpunkt:Film) HH

Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch Deutschland/Österreich 2008, R: Stefan Ruzowitzky, D: Alina Freund, Sami Herzog

„Verfilmung der beliebten Knister-Bücher, in denen ein kleines Mädchen mit Hilfe eines Drachens und eines Zauberbuches den Kampf gegen einen finsteren Zauberer aufnimmt. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der schon fast jedes Genre bedient hat (‚Die Siebtelbauern‘, ‚Anatomie‘, ‚Die Fälscher‘), erweist sich auch im Bereich Kinderfilm/Fantasy als äußerst sattelfest. Die Effekte werden wohl dosiert eingesetzt. Neben Alina Freund, die der Titelheldin nicht nur optisch verblüffend ähnlich sieht, sondern deren Charakter förmlich absorbiert, sorgen Komiker Michael Mittermeier als originelle Stimme des Drachen Hektor und Ingo Naujoks als Hieronymus für Witz, Tempo und Spannung.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

I

Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus

„Bei Fans von ‚Breaking the Waves‘, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird ‚Idioten‘ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) HH

Il Divo Italien/Frankreich 2008, R: Paolo Sorrentino, D: Toni Servillo, Anna Bonaiuto

„Porträt des italienischen Politikers Giulio Andreotti, der zwischen 1972 und 1992 sieben Mal das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, auch wenn er immer wieder in Verdacht geriet, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben. Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“ (filmdienst) HH

Illuminati USA 2009, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ewan McGregor

„Es hat gewiss keine Einflüsterung des Teufels gebraucht, um den Produzenten und Regisseur Ron Howard sowie seinen Star Tom Hanks zu einer Fortsetzung ihres „Da Vinci Code“ zu verführen: Der Kassenerfolg sprach für sich. Also hat man einen früheren Dan-Brown-Bestseller zu einer Fortsetzung umgestrickt, die nicht im katholischen Glauben, sondern im vatikanischen Machtapparat Abgründe öffnet: Ein skrupelloser Karrierist will nach der Vergiftung des Papstes im Lauf von vier Stunden vier Kardinäle ermorden und, wenn es sein muss, auch noch den Petersdom in die Luft sprengen, um selbst den Heiligen Stuhl zu erklimmen. Tom Hanks muss in Gesellschaft der anmutigen Israelin Ayelet Zurer wie bei einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Roms Heiligtümer hecheln, um (anders als im Roman) wenigstens das vierte Opfer zu retten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Zuschauermassen sich für dieses ideenlose Vatikan-Gemeuchel interessieren würden, doch selbst das würde die Macher wohl nicht stören.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

J

Der Junge im gestreiften Pyjama USA/Großbritannien 2008, R: Mark Herman, D: Asa Butterfield, Jack Scanlon

„Bruno, der Sohn einer Nazi-Größe, zieht mit seiner Familie „aufs Land“ gen Osten, wo der Vater in einem Vernichtungslager eingesetzt wird. Bruno ahnt freilich nicht, was hinter dem Zaun des Lagers vor sich geht. Er schließt Freundschaft mit einem jüdischen Jungen – und gerät dadurch in große Gefahr. Basierend auf einem Roman des Iren John Boyne, entwickelt der Film einen Blick auf den Holocaust aus kindlicher Perspektive, der Schock- und Schreckensszenarien bewusst außen vor lässt und sich dem Massenmord auf irritierend naive Weise annähert, die dessen perverse Banalität umso aufwühlender offenlegt.“ (Rheinischer Merkur) HH

K

Der Kaufhaus Cop USA 2009, R: Steve Carr, D: Kevin James, Jayma Mays

„Als alleinerziehender, gutmütiger Einkaufszentrums-Securitymann darf sich US-Adipositaskönig Kevin ‚King of Queens‘ James an mageren Fettwitzen abarbeiten und während eines Mall-Überfall lebensverändernd über sich hinauswachsen. Eine überraschungsfreie formelhafte Komödie mit Anflügen von Drolligkeit.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Knallhart Deutschland 2006, R: Detlev Buck, D: David Kross, Jenny Elvers

“Dies ist ein kleiner, böser, ganz und gar aufgeweckter Film über eine böse und hellwache Stadt, noch nicht ganz ,Mean Streets‘, aber auch längst nicht mehr ,Sommer vorm Balkon‘. Ganz nebenbei gelingt ,Knallhart‘ noch die schauspielerische Auferstehung von Jenny Elvers-Elbertzhagen, und genauso beiläufig erfindet sich Detlev Buck, der lange unter seinem Image als Komödienregisseur gelitten hat, mit diesem Film noch einmal neu. ,Knallhart‘ ist ein Film aus Klischees, aber die Klischees sind auch wahr, so wie die Wohnungen, die Schulhöfe, die Friseursalons und Unterführungen wahr sind, in denen Buck gedreht hat.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) HB

Der Knochenmann Österreich 2009, R: Wolfgang Murnberger, D: Josef Hader, Josef Bierbichler

„‚Der Knochenmann‘ verarbeitet im Keller seines Gasthofs die Überreste seiner vielgerühmten Brathendl zu Tiermehl - und jagt nebenbei auch menschliche Gebeine durch das Mahlwerk. Josef Bierbichler spielt den steirischen Wirt als monströsen Phlegmatiker, dem der Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) auf die Spur kommt. Nach „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ gibt der österreichische Kabarettist Hader nun zum dritten Mal den melancholischen Ermittler, den Krimi-Autor Wolf Haas in bislang sechs Romanen zur Kultfigur machte. Hader, Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger haben eine furiose Komödie geschaffen, in der Lachen und Grausen, romantische Liebe und blutiger Horror oft kaum zu trennen sind.“ (Der Spiegel) H, OL

Knowing USA 2008, R: Alex Proyas, D: Nicolas Cage, Rose Byrne

„Aufregend visualisierter Sci-Fi-Thriller um einen Zahlencode, der viele Katastrophen und dabei vielleicht auch die größte voraussagt. Alex Proyas, Spezialist für fantastisches Kino (‚I, Robot‘), inszeniert einen Sci-Fi-Thriller mit großen Stärken in der Form und einigen Schwächen im Inhalt. Aus einer cleveren Grundidee wird ein unheimliches Mysterium mit einem großen Versprechen entwickelt, das die Enträtselung nicht ganz einlösen kann. Auch einige schreckende Jump-Cuts hat dieser verblüffend plastisch fotografierte, bis zum Ende aufregende Film nicht nötig, der in Spannungs- und Zerstörungssequenzen seine visuellen und atmosphärischen Qualitäten ausspielt.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, OL

L

Last House on the Left USA 2009, R: Dennis Iliadis, D: Garret Dillahunt, Michael Bowen

„1972 schockte Wes Craven mit seinem alptraumhaften Abgesang auf die Flower-Power-Generation die Filmwelt. Dem sehr gelungenen Remake geht zwar aufgrund dramaturgischer Modifikationen die verstörende Note des Originals ab. Dafür wurden alte Logiklöcher gestopft, was aus dem Rachefeldzug eines Elternpaares an einer Gruppe von Schwerverbrechern, die ihre Tochter geschändet haben, einen unaufhaltsam eskalierenden Terrortrip macht, der bis an die Schmerzgrenze geht.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Le scaphandre et le papillon (Schmetterling und Taucherglocke) Frankreich/USA 2007, R: Julian Schnabel, D: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner / Originalfasung mit Untertiteln

“,Le scaphandre et le papillon‘ klingt zwar poetisch, trifft die Sache aber nicht ganz. Denn der ,scaphandre‘, jener altertümliche Taucheranzug mit aufgeschraubtem Helm, drängt sich dem Mann, der da nach einem schweren Schlaganfall fast vollständig gelähmt in einem Spitalbett liegt, immer wieder als Sinnbild seiner eigenen, unentrinnbar eingeschlossenen Existenz vor Augen. Dennoch gibt es auch die ,Schmetterlinge‘, lichtere Momente des Glücks, die Jean-Dominique Bauby, Chefredaktor der französischen ,Elle‘, für kurze Zeit die Verzweiflung vergessen lassen - die Therapeutinnen, die Familie. Wenige Tage nach dem Erscheinen seiner ,Lebensbeichte‘, die er Buchstabe um Buchstabe mit dem Wimpernschlag seines linken Auges diktierte, ist er 1997 gestorben. Mathieu Amalric verkörpert ihn in einer bewundernswürdigen Leistung; schlechthin phänomenal ist aber, wie der New Yorker Regisseur Julian Schnabel diesen durch und durch französischen Stoff inszeniert hat, mit einer künstlerischen Ingeniosität sondergleichen, in einer Fülle ebenso phantastisch-berückender wie bewegender Bilder und Situationen, die den Betrachter in Beklemmung und Anteilnahme fesseln.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Le silence de Lorna - Lornas Schweigen Belgien/Franlreich 2008, R: Jean-Pierre u. Luc Dardenne, D: Arta Dobroshi, Jeremie Renier / Originalfassung mit untertiteln

“Das Geld“ wäre der perfekte Titel für diesen Film gewesen, aber „L‘Argent“ heißt leider schon ein Film von Robert Bresson. Geld ist das Leitmotiv, das diesen Film durchzieht. Ständig wird mit ihm bezahlt, wird es gezählt, versteckt, hervorgeholt, über es geredet, für es gelitten. Die Kamera folgt ausschließlich der Protagonistin Lorna, und wenn der Zuschauer ihr durch die Handlung dieses Filmes folgt, wird er dazu eingeladen, ihre Handlungen und moralischen Entscheidungen zu durchdenken und zu bewerten. Die junge Frau ist zu Beginn des Films Komplizin bei einem schmutzigen Geschäft, und dass sie ausgerechnet in einer Reinigung arbeitet, ist nur eine der versteckten Ironien des Films. Die Gebrüder Dardenne erzählen hier wieder meisterlich von einem armen Sünder, dem nach redlichem Bemühen Gnade gewährt wird. (hip) HB

Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer

„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (,We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigen dynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HB

Der letzte Applaus Deutschland/Argentinnein/Japan 2008, R: German Kral

Eine moderne Bar mit Tango-Shows ist das legendäre „El Chino“ am Rande von Buenos Aires heute. Wo sind die alten Sänger? Die Musikdoku folgt einfühlsam den Spuren der Alten, lotet in Interviews ihre Mutlosigkeit aus und ist bei ihrem letzten Aufbäumen dabei. Ein gelungener filmischer Abschied von einer anderen und wie es scheint humaneren Zeit.“ (tip) HB, HH, HL

Liebe auf den zweiten Blick USA 2008, R: Joel Hopkins, D: Dustin Hoffman, Emma Thompson

„Zwischen Witz und Ernst, zwischen Herz und Verstand pendelt die konventionelle, aber anrührende Romantic Comedy für Best Ager, die der britische Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins ganz auf seine beiden Protagonisten zugeschnitten hat. Zum zweiten Mal nach ‚Schräger als Fiktion‘ arbeiten Emma Thompson und Dustin Hoffman hier zusammen, treiben sich gegenseitig zu Bestleistungen und sind sichtlich mit Spaß bei der Sache. Ein geistreicher, gut geschriebener und umgesetzter slowburner in Sachen Herzschmerz.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, OL

M

Manderlay Dänemark/SchwedenNiederlande 2005, R: Lars von Trier, D: Bryce Dallas Howard, Willem Dafoe

„Der Däne Lars von Trier präsentiert den zweiten Teil seiner mit ‚Dogville‘ begonnenen Anti-Amerika-Trilogie. Abermals sieht man tolle Schauspieler, abermals wird im Halbdunkel spärlichster Theaterkulissen sehr lehrstückhaft über große Menschheitsthemen diskutiert: Am Beispiel der Südstaaten-Baumwollplantage Manderlay und einer Story aus den dreißiger Jahren lernt der Zuschauer, dass in der Sklaverei manchmal auch die Sklaven ihre eigene Unterdrückung ganz okay fanden. Doch nicht die seltsame Moral ist das wirklich Irritierende an der neuen Kunstübung der genialen Nervensäge von Trier. Nein, die eigentliche Überraschung ist, wie konventionell die Provokationen des wilden Dänen inzwischen wirken: ‚Manderlay‘ besitzt schon beim ersten Ansehen den zwielichtigen Charme eines zwar asketischen, aber auch sehr braven Kinoklassikers.“ (Der Spiegel) HH

Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch

„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) HB, HH

Monsters vs. Aliens USA 2009, R: Rob Letterman, Conrad Vernon

„‚Monsters vs. Aliens‘ ist die Zukunft des Kinos – jedenfalls wenn man dem Dreamworks-Studio glaubt, das große Hoffnungen auf das 3-D-Verfahren setzt, mit dem dieser Animationsfilm hergestellt wurde. Doch das Ergebnis enttäuscht. Die Geschichte um ein paar Monster, die von den Menschen in Labors gehalten werden und eines Tages gegen Außerirdische in den Kampf ziehen, ist weniger phantasievoll als etwa die ‚Shrek‘-Filme. Zwar machen die 3-D-Effekte Spaß und sind dezent eingesetzt, doch leider gehen dem Drehbuch, an dem auch die Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon mitgearbeitet haben, nach der Hälfte des Films die Ideen aus. 3-D hilft wenig, wenn Figuren und Story flach sind.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

My Bloody Valentine 3D USA 2008, R: Patrick Lussier, D: Jensen Ackles, Jaime King

„Remake von „Blutiger Valentinstag“, das der Horror-erfahrene Regisseur Patrick Lussier (“Dracula 2000“) optisch kräftig aufmöbelt, indem er die Morde mit Äxten und sonstigen Bergarbeitergerät plastisch mit 3-D-Technik in den Zuschauerraum verlegt. Diese Schockeffekte sind beachtlich realisiert, während die simple Story nur Genre-Konventionen folgt. Als Held darf sich „Supernatural“-Star Jensen Ackles bewähren. Gore-Fans haben auf jeden Fall ihren Spaß an den zahlreichen blutigen Details.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

N

Nachts im Museum 2 USA 2009, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Owen Wilson

„„Nachts im Museum 2“ spinnt die märchenhafte Idee weiter, dass im Dunklen diverse Museumsexponate zum Leben erwachen, Dinosaurierskelette ebenso wie ein Reiterstandbild von US-Präsident Teddy Roosevelt - und mittendrin leidet ein überforderter Wärter namens Larry (Ben Stiller). Diesmal hastet Larry durch das Smithsonian in Washington D. C., den größten Museumskomplex der Welt, um einem versehentlich reanimierten bösartigen Pharao Einhalt zu gebieten. Amerikas Flieger-Ikone Amelia Earhart (Amy Adams) mischt dabei ebenso mit wie Skulpturen von Rodin bis Jeff Koons; sogar die berühmte Abraham-Lincoln-Statue verlässt ihr Memorial. Das temporeiche Komödienspektakel von Regisseur Shawn Levy spielt clever mit Ikonen der Kulturgeschichte; auch Witze über kleine Männer (Napoleon, Stiller) sind erlaubt.“ (der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes

“Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) HB

O

1, 2, 3, Whiteout – the End of the Light Age Frankreich/USA 2007, R: James June Schneider, D: Karin Adrover, Lou Castel / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„In einer hell erleuchteten Zukunftswelt versucht eine junge, arbeitslose Frau sich neu zu orientieren. In ihrer Ziellosigkeit verbringt sie ihre Zeit in einer Videospielhalle. Dort arbeitet in einem Hinterzimmer ein Forscher daran künstliches Licht zu eliminieren um die Nacht wieder zur Nacht zu machen. Eine eigentümlich, gestrige Ästhetik bestimmt in diesem Film das Bild von Zukunft. Grobkörniges Filmmaterial, bizarre Sets, Found Footage und Soundscapes schaffen eine intensive Form von filmischer Realität in der zwei Menschen nach Dunkelheit suchen. Schon auf mehreren Internationalen Festivals vertreten gewesen, ist dieses „tone poem for darkness“ (Leeds international Film Festival) nun auch zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.“ (b-movie) HH

P

Palermo Shooting Deutschland 2008, R: Wim Wenders, D: Campino, Giovanna Mezzogiorno / Originalfassung mit Untertiteln

“Ein Szenefotograf, der ständig auf der Überholspur lebt, begegnet auf der Autobahn dem Tod. Das erschüttert ihn so sehr, dass er sein durchgestyltes Leben hinter sich lässt. In Palermo macht er sich auf die Suche nach seinem verschütteten Ich. Metaphysisches Aussteigermärchen mit exquisitem Soundtrack und vorzüglicher Kameraarbeit, die das existenzialistische Pathos der Hauptfigur unfreiwillig karikiert. Die pseudophilosophischen Dialoge über den Lebens- und Todessinn wirken so angestrengt wie die Reflexionen über Sein und Schein von Fotografie.“ (filmdienst) HB, HH

Phantomschmerz Deutschland 2008, R: Matthias Emcke, D: Til Schweiger, Jana Pallaske

„Anfang Juni beginnt der Großschauspieler Til Schweiger, 45, mit seiner Tätigkeit als Juror für die neue RTL-Castingshow „Mission Hollywood“, in der Nachwuchskräfte für eine US-Produktion rekrutiert werden. Den Kandidatinnen sei zur Vorbereitung „Phantomschmerz“ empfohlen, der neue Film mit Schweiger in der Hauptrolle. Denn das Werk beweist wieder einmal, dass Erfolg nur bedingt von schauspielerischen Leistungen abhängt. Viel wichtiger ist das Talent, eine Rolle dem eigenen Image anzupassen. Also gibt Schweiger auch diesmal wieder den charmanten Taugenichts und Frauenhelden, hier in Gestalt eines Rennradfahrers, der bei einem Unfall sein linkes Bein verliert, aber nach sehr zähem Kampf seinen Optimismus zurückgewinnt. Anders als in Schweiger-Filmen üblich, duldet der Star diesmal an seiner Seite sogar eine reife Frau: Seine Filmpartnerin Jana Pallaske wird demnächst 30 Jahre alt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr

„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Gérard Depardieu

„Jacques Mesrine war einer der berühmtesten französischen Gangster. Nach diversen Banküberfällen und spektakulären Gefängnisausbrüchen wurde der „Mann mit den tausend Gesichtern“ im November 1979 auf einer belebten Pariser Kreuzung von der Polizei förmlich hingerichtet. Weil das bewegte Leben des legendären Gangsters in herkömm-licher Spielfilmlänge kaum abzuhandeln war, machte Regisseur Jean-François Richet einen Zweiteiler daraus. Und was für einen! „Public Enemy No. 1“ bietet knallhartes, episches Gangsterkino. Beide Filme basieren auf Mesrines Autobiografie „Der Todestrieb“, die er 1977 im Gefängnis schrieb. So aufwühlend und provokant wie das Buch ist auch die insgesamt vierstündige Verfilmung. Richet schreckt vor Szenen äußerster Brutalität nicht zurück, zeichnet Mesrine aber auch als anarchistischen Hasardeur, der die revolutionären Ideale der 1968er-Protestbewegung nur etwas anders auslegt.“ (Cinema) H

Public Enemy No. 1 - Todestrieb Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Ludvine Sagnier

„Die Fortsetzung des Gangsterthrillers „Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt“ beschreibt den Aufstieg des Bankräubers und Gewaltverbrechers Jacques Mesrine zum nationalen Volkshelden bis hin zu seiner Ermordung durch die französische Polizei am 2. November 1979. Regisseur Jean-François Richet (“Das Ende“) steigert noch die eruptive Brutalität des Vorgängers und lässt das widersprüchliche Wesen Mesrines immer deutlicher zutage treten. Der zweite Teil der Gangstersaga rückt Mesrines egomanisches Geltungsbedürfnis und seine raffinierte Manipulation der Medien in den Vordergrund.“ (Cinema) HB, HH

R

Radio Rock Revolution Großbritannien 2009, R: Richard Curtis, D: Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy

Dies ist einmal eine andere Art von Piratenfilm. Hier werden jene Piratensender besungen, die in den späten sechziger Jahren in guter britischer Tradition das Meer eroberten und für die meist jungen Hörer den ganzen Tag über jene Pop- und Rockmusik spielten, die die steife Tante BBC immer noch verpönte, obwohl sie längst zum britischen Exportartikel Nummer Eins geworden war. Regisseur Richard Curtis fächert seine Episoden zwar ein wenig zu breit, so dass sein Boot mit wenig dramaturgischer Strömung kreuzt, aber dafür bietet er einen grandiosen und oft sehr komischen Querschnitt der Moden, Lebensstile und Attitüden jener Jahre, in denen die wahre, hochkapitalistische Kulturrevolution stattfand. (hip) H, HB, HH, OL

Religulous USA 2008, R: Larry Charles

„Der wortgewandte amerikanische Komiker und Fernsehmoderator Bill Maher trifft Gläubige in der ganzen Welt um sie vor laufender Kamera lächerlich zu machen. Ein respektloser Schenkelklopfer mit blasphemischer Botschaft, der seinen Machern trotz einiger Oberflächlichkeiten einen Platz im Fegefeuer sichern sollte.“ (tip) HB

Ricky Frankreich 2008, R: François Ozon, D: Alexandra Lamy, Sergi Lopez

„Als Chemiearbeiterin Katie auf dem Rücken des kleinen Ricky Beulen und Blutergüsse entdeckt, glaubt sie, ihr Sohn sei misshandelt worden. Doch es dauert nicht lange und aus den Wunden wachsen Flügel. Mit wissenschaftlichem Interesse beobachtet Katie die Verwandlung ihres Sprösslings, der schon bald jauchzend durch einen Supermarkt flattert. Die aberwitzige Kombination aus Sozialdrama und fantastischem Märchen zählte zu den absurdesten Überraschungen der diesjährigen Berlinale.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

S

Die Schimmelreiter Deutschland 2009, R: Lars Jessen, D: Katherina Wackernagel, Peter Jordan

„Die Imbissbude ist für Fuchs (klasse: Peter Jordan) „eine tragende Säule unserer Demokratie“. Während er seinen Job als Lebensmittelkontrolleur mit Augenmaß erledigt, verhängt sein „neuer Kollege“ (Axel Prahl) saftige Geldstrafen und wirtschaftet in die eigene Tasche. Lars Jessens schrullige Typenkomödie ist eine toll gefilmte Hommage an frühe Detlev-Buck-Filme (“Karniggels“) - ungemein lakonisch und manchmal so flach wie die Landschaft zwischen Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.“ (Cinema) HH, HL, KI

17 Again USA 2009, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Matthew Perry

„Ein Angestellten-Loser mit kaputter Ehe darf ein zweites Mal 17 sein und könnte sein Leben revidieren. Eine harmlose, durchschnittlich amüsante Transformations- und Familienkomödie mit abstruser Handlung, die auf den nicht völlig talentfreien „High School Musical“-Kreischauslöser Zac Efron zugeschnitten ist.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Simons Geheimnis Kanada 2008, R: Atom Egoyan, D: Devon Bostick, Arsinée Khanjian

„Identitäten als flexible Konstrukte sind ein Leitthema des armenischen, in Kanada aufgewachsenen Ausnahmeregisseurs Atom Egoyan. In seinen Filmen spielt er virtuos mit unterschiedlichen Zeit- und Realitätsebenen. So auch in seinem neuen Werk um den Teenager Simon, der in der Schule und in einem Chatroom eine ungeheuerliche Geschichte preisgibt: Sein muslimischer Vater habe einst einen Anschlag auf ein Flugzeug geplant, bei dem er seine damals schwangere Mutter ohne deren Wissen als lebende Bombe nutzen wollte. Eine emotionale wie intellektuell anregende Studie über die Relativität individueller wie kollektiver Geschichte und Gewalt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto

„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

StagecoachUSA 1939, R: John Ford, D: John Wayne, Claire Trevor

„Als John Wayne 1979 starb, hatte er sich selbst in über einhundert Filmen zu einer Ikone stilisiert: konservativ und patriotisch, mit rauher Schale und weichem Kern - der archetypische Amerikaner. Waynes Bandbreite als Schauspieler war nicht besonders groß - als er sein Image jedoch erst einmal gefunden hatte, vermochte er es zu unser aller Zufriedenheit stets zu reproduzieren. Das war jedoch nicht immer so gewesen: In seiner ersten Hauptrolle „The Big Trail“ (1930) wirkte er so unsicher und linkisch, daß man ihn auf einige Jahre in Serials und B-Filme verbannte, ehe ihn John Ford 1939 für „Stagecoach“ aus der Versenkung hervorholte. Die Rolle des sympathischen Revolverhelden Ringo machte den nunmehr „coolen“ Wayne zum Superstar; „Stagecoach“ avancierte nicht zuletzt aufgrund seines Hauptdarstellers zu einem der großen Klassiker der Filmgeschichte.“ (taz) HH

Star Trek USA 2009, R: J. J. Abrams, D: Chris Pine, Eric Bana

„Kultregisseur J. J. Abrams lässt das Raumschiff Enterprise neu starten - mit verjüngter Besatzung und leicht geändertem Konzept. Der elfte „Star Trek“-Film ist ein Sprung zurück in die Zeit: Gezeigt wird, wie sich beim ersten Flug der „U.S.S. Enterprise“ die spätere Besatzung formiert und der junge Kirk (Chris Pine) und der gleichaltrige Spock (Zachary Quinto) ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben. Neu-Trekkie und Regisseur J.J. Abrams mischt gekonnt alte und neue Bestandteile aus dem Enterprise-Kosmos und setzt auf ein wohldosiertes Gemisch aus Action, Spannung und Ironie. Optische Höhepunkte bilden die Raumschlacht zu Beginn des Films und die Monsterhatz auf einem Eisplaneten, auf dem der junge Kirk den alten Spock (Leonard Nimoy) trifft.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sunshine Cleaning USA 2008 , R: Christine Jeffs, D: Amy Adams, Emily Blunt

„„Sunshine Cleaning“ erinnert nicht nur vom Titel her an den Überraschungshit „Little Miss Sunshine“, mit dem sich der Film auch fast das gesamte Produzententeam teilt. Wieder geht es um eine dysfunktionale, aber liebenswerte Familie, die allen Hindernissen mit gnadenlos sonnigem Optimismus begegnet. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern (Amy Adams und Emily Blunt), die einen Reinigungsdienst für Verbrechensschauplätze gründen und sich nebenbei mit Spaßbremsen wie einem verheirateten Liebhaber oder dem verrückten Opa (Alan Arkin) herumärgern müssen. Regisseurin Christine Jeffs verpasst der amüsanten Geschichte manchmal einen unnötig sentimentalen Einschlag, die beiden Hauptdarstellerinnen untermauern jedoch eindrucksvoll ihren Ruf als künftige Superstars in Hollywood.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

T

Tage oder Stunden Frankreich 2008, R: Jean Bekker, D: Albert Dupontel, Marie-Josée Croze

„Antoine 42, bricht mit seinem bisherigen Leben. Er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund, hat genug von faulen Kompromissen und verlogenen Schmeicheleien. Er beleidigt seine Geschäftspartner, seine Freunde, seine Frau - und ist mit einem Mal spurlos verschwunden. Regisseur Jean Becker (“Dialog mit meinem Gärtner“) stürzt den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle. Sein Film ist schockierend und befreiend zugleich.“ (Cinema) HH

Tangerine Deutschland/Marokko 2008, R: Irene von Alberti, D: Sabrina Ouazani, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer

„Die Berliner Tom und Pia fahren mit Freunden nach Tanger. Sie wollen sich von neuen Klängen für ihre Band inspirieren lassen und ihre Beziehung überprüfen. Als Tom ein Verhältnis mit einer Marokkanerin beginnt, lernt er die Eigenheiten des Landes intensiver kennen, als ihm lieb ist. Die an sich interessante Geschichte vom Culture Clash mit Selbstfindungsprozess ist so undramatisch erzählt, dass sie im Fernsehen besser aufgehoben wäre.“ (Cinema) H, HH

Tarnation USA 2003, R: Jonathan Caouette / Originalfassung mit Untertiteln

„Seit seinem 11. Lebensjahr dokumentiert Caouette sein Leben. In seinem Film „Tarnation“ wird ein psychedelischer Wirbel aus Schnappschüssen, Super-8-Filmen, Anrufbeantworter-Nachrichten, 80er-Pop-Schnipseln und dramatisch gespielten Szenen zu einem Porträt einer zerrissenen US-amerikanischen Familie, die schließlich durch die Kraft der Liebe wieder zusammenfindet hat. Auf der Flucht vor dem familiären Trauma erfährt Caouette, 2003 im fernen New York zur Ruhe gekommen, dass seine Mutter Renee eine Überdosis Lithium genommen hat und kehrt zu ihr zurück, um ihr beim Prozess der Gesundung beizustehen.“ (taz) HB

Trauzeuge gesucht! USA 2008, R: John Hamburg, D: Paul Rudd, Jason Segfel

„Peter will heiraten, hat aber keinen besten Freund und darum auch keinen Trauzeugen. Die Suche nach einem ersten besten Kumpel bietet Anlässe genug, Verhaltensstereotypen aufs Korn zu nehmen. Leider ist der Handlungsverlauf ebenso vorhersehbar wie die dünn gesäten Witze.“ (tip) H, HB, KI

U

Unbeugsam - Defiance USA 2008, R: Edward Zwick, D: Danile Craig, Jamie Bell

“Defiance“: Das Wort bedeutet aus dem Englischen übersetzt so viel wie Trotz oder Missachtung. Oder im Zusammenhang des Films: verzweifelter Widerstand in schier auswegloser Situation. „Blood Diamond“-Regisseur Edward Zwick erzählt die wahre Geschichte der Brüder Tuvia, Zus und Asael, die 1941 eine jüdische Widerstandsgruppe gründeten.“Defiance“ ist der erste Action-Holocaustfilm: Wenn man die Juden durch Indianer und die Nazis durch John-Wayne-Cowboys ersetzen würde, hätte man einen Western. Dennoch bleibt spürbar, wie ernst und gewissenhaft Zwick sein Thema angeht. Mit seinem Film will er das Klischee des Opferjuden korrigieren, der an seiner Vernichtung unausgesprochen selbst schuld sei. Einige Dialoge über die moralische Rechtmäßigkeit des Mordens aus Notwehr geraten zwar allzu schematisch und lehrbuchhaft, aber davon abgesehen gelingt Zwick anspruchsvolles Spannungskino voller Dramatik, Leidenschaft und Wut.“ (Cinema) HB, KI

The Unborn USA 2008, R: David S. Goyer, D: Odette Yustman, Gary Oldman

„Der renommierte Drehbuchautor David S. Goyer (‚Dark City‘, ‚The Dark Knight‘) will mit seiner Regiearbeit ein paranormales Puzzlespiel liefern, verfällt dabei aber typischen Teenhorrorthriller-Konventionen. So gelingt die Schilderung der düsteren Atmosphäre, doch der verworrene Plot benutzt zu viele Klischees. Als Popcorn-Unterhaltung funktioniert Goyers jüdische Antwort auf Friedkins Genreklassiker „Der Exorzist“ trotzdem.“ (Blickpunkt:Film) HB

V

Verrückt nach Paris Bremen 2001, R: Eike Besuden, Pago Balke, D: Paula Kleine, Wolfang Göttsch, Frank Grabski, Dominique Horwitz

“Verrückt nach Paris“ ist ein Spielfilm, in dem drei behinderteSchauspielerInnen in den Hauptrollen zu sehen sind, während bekannte professionelle FilmdarstellerInnen wie Dominique Horwitz, Martin Lüttge, Corinna Harfouch und Hella von Sinnen die zweite Geige spielen. (hip) HB

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) H, HH, HL

Die Vögel - The Birds USA 1963, R: Alfred Hitchcock, D: Rod Taylor, Tippi Hedren / Originalfassung ohne Untertitel

„Vögel bedrohen in zunehmender Anzahl und wachsender Wildheit die Einwohner eines kalifornischen Küstenstädtchens. Über das Thema der Novelle von Daphne du Maurier hinaus wurde die Fabel zu einer hintergründigen Vision von Weltuntergangsstimmung ausgeweitet. Alfred Hitchcock setzte die Story in ebenso erregende wie beklemmende Bildfolgen um.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner

„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Wasser und Seife Deutschland 2008, R: Susan Gluth

“Dokumentarfilm über drei Frauen, die in einer Hamburger Wäscherei arbeiten. Der Film begleitet sie bei der Arbeit und in der Freizeit und vermittelt dabei lebendige Porträts. In der repetitiven Einlassung auf die Lebenswirklichkeit der Frauen erschließen sich individuelle Träume und Schicksale, aber auch Strukturen und Mechanismen eines zunehmend unmenschlichen Arbeitsmarktes.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell

„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) H, HB, HH, OL

Wir sind alle erwachsen Frankreich/Schweden 2008, R: Anna Novion, D: Jean-Pierre Darroussin, Anais Demoustier

Wie ein großer Junge freut sich Albert auf die Sommerferien, die er mit seiner Tochter Jeanne auf einer schwedischen Insel verbringt. Mit einem Metalldetektor im Gepäck will sich der schrullige Eigenbrötler auf die Suche nach einem Wikingerschatz begeben. Seine Urlaubsstimmung wird getrübt, als sie im Ferienhaus auf weitere Sommergäste treffen. Die verspielte Gelassenheit, mit der Anna Novions Debütfilm vom Verlust lieb gewonnener Gewohnheiten erzählt, erinnert in manchen Momenten an die Filmzyklen von Eric Rohmer.“ (Cinema) HB

Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen USA 2009, R: Mark S. Waters, D: Matthew McConaughey, Jennifer Garner

„Frei nach Charles Dickens‘ Erzählung „Eine Weihnachtsgeschichte“ setzt die neue Komödie von Spezialist Mark Waters (“Solange du da bist“) ihren Schwerpunkt auf sentimental, romantisch und moralisch, bevorzugt Situationskomik gegenüber Wortwitz. Auch wenn „Der Womanizer“ etwas unberechenbarer, bissiger, temporeicher sein könnte, gefällt der Verzicht auf exzessive Übertreibungen - und der weiblichen Zielgruppe wohl unverändert auch Matthew McConaugheys Anziehungskraft als attraktiver und schließlich auch geläuterter Verführer.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

X

X-Men Origins: Wolverine USA 2009, R: Gavin Hood, D: Hugh Jackman, Ryan Reynolds

„Amüsantes Prequel zur X-Men-Saga, das die Vorgeschichte des von Hugh Jackman gespielten Mannes mit den Adamantium-Klauen enthüllt, aber auch die Histore des Konfliktes zwischen Magneto und Prof. Xavier. Der Handlung dieses Spezialeffekte-strotzenden High-End-Produkts lässt sich auch ohne Vorkenntnisse folgen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, Ol