: Parkhotel. Hotelpark. Oder Parkverbot
Baubeginn für Hotel im denkmalgeschützen Wasserturm im Schanzenpark beginnt unter dem Schutz der Polizei. Spontandemo der Projektgegner am Abend. Luxusherberge für 40 Millionen Euro soll im Sommer 2006 fertig sein
Von Sandra Gärtnerund Gernot Knödler
Der Umbau des Wasserturms im Schanzenpark zu einem Hotel hat gestern Morgen begonnen. Ein bewachter Bauzaun umrahmt nun das denkmalgeschützte Gebäude. Im Park herumstehende Polizeiwagen nebst Insassen schreckten vorbeikommende Spaziergänger am Nachmittag kaum ab. Während zwei Hundertschaften skeptisch beobachteten, ob nicht doch militante Hotelgegner angreifen würden, beäugten friedfertige Passanten das martialisch wirkende Aufgebot von Bundesgrenzschutz und Polizei.
„Ein Hotel würde mich nicht stören, nur der Park soll Park bleiben und kein Golfplatz werden“, sagt eine türkische Mitarbeiterin des Imbisses „Sari Tavuk“, die den Entwicklungen im Schanzenpark gelassen entgegensieht. Getrieben von der Sorge, den öffentlichen Raum nicht mehr wie gewohnt nutzen zu können, finden zwei Studentinnen hingegen den Umbau „scheiße“. Sie befürchten, dass „bestimmte Menschen nach und nach aus dem Viertel verdrängt werden“.
Ein schickes Hotel werte die Gegend auf, alles werde teurer, der Mietenspiegel steige. Dann müssten viele ärmere Menschen wegziehen. „Ich finde das schade“, bedauert eine Mittfünzigerin, die ihren Hund ausführt. „Meine Kinder haben hier so viel gespielt, ganz frei. Und jetzt?“ Ob der Park, wie versprochen, weiterhin voll genutzt werden kann, werde sich zeigen.
Die etwa 600 Demonstranten, die sich gestern Abend ab 18 Uhr vor dem S-Bahnhof Sternschanze versammelten, wollten nicht einfach abwarten. „Schanzenpark für alle“ forderten sie auf Transparenten. Ihnen standen etwa 500 Polizisten gegenüber. Bis Redaktionsschluss gab es von keiner Seite gewalttätige Übergriffe.
Die Augsburger Firma Patrizia Projektentwicklung will den Turm für 40 Millionen Euro in ein Mövenpick-Hotel mit 226 Zimmern verwandeln. Dazu sollen in den nächsten Wochen die beiden stählernen Wasserbehälter im Turm zerschnitten und herausgehoben werden. Parallel lässt Patrizia den Hang zur Straße Sternschanze aufgraben, um eine Tiefgarage mit 40 Plätzen und eine Lobby bauen zu können. Diese soll durch ein Rollband in einem Tunnel mit dem Untergeschoss des Wasserturmes verbunden werden.
Die Fenster in der Fassade werden ein wenig vergrößert, das Dach neu gedeckt und mit Fensterbändern versehen, so dass Suiten mit Blick über Hamburg entstehen. An den Fuß des Turms soll ein zweistöckiger gläserner Quader mit einem Restaurant gesetzt werden, daneben eine Restaurantterrasse. Die staatlichen Denkmalschützer haben dagegen nichts einzuwenden, weil der Anbau mit dem Ziegelturm kontrastiert.
„Unser Bestreben ist es, den Park so wenig wie möglich zu beeinträchtigen“, sagt Jürgen Kolper von Patrizia. Auch während der Bauphase werde man nur wenige 100 Quadratmeter öffentlichen Grundes in Anspruch nehmen. Die Arbeiter würden im Wesentlichen vom Graben an der Straße aus zum Turm gelangen. „Wir müssen“, versichert Kolper, „nur für einzelne Transporte durch den Park fahren.“ Im Sommer 2006 soll das Hotel eröffnet werden.