Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„3 von 5 Millionen“, Deutsches Theater, ab 15. 1.„Moskauer Eis“, Maxim Gorki Theater, ab 14. 1.„St. Jago“, Konzerthaus am Gendarmenmarkt, ab 16. 1. „Zwischendurch“, Carrousel-Theater, ab 15. 1.

Vielleicht ist ein Mann wie Leonhard Frank die ideale Integrationsfigur im Ost-West-Kulturkrieg dieser Tage. Als Antifaschist und Exilschriftsteller publizierte er in beiden deutschen Staaten und bekam 1955 den Nationalpreis der DDR und 1957 das westdeutsche Bundesverdienstkreuz. Armin Petras beziehungsweise sein literarisches Alter Ego Fritz Kater hat jetzt Franks Sozialmärchen aus der Weltwirtschaftskrise „Von drei Millionen drei“ für das Theater bearbeitet. Frank lässt drei Arbeitslose aus dem Millionenheer, einen Schreiber, einen Schneider und einen Fabrikarbeiter, aus ihrer süddeutschen Heimatstadt via Buenos Aires nach Berlin ziehen, auf der Suche nach Arbeit, Kleidung und Essen. Dabei erleben sie allerhand Wahrscheinliches und Unwahrscheinliches, bloß Arbeit finden sie nicht. Kater hat den Roman mit Blick auf gegenwärtige Hartz IV-Verhältnisse eher frei adaptiert. Premiere ist am Samstag im Deutschen Theater.Das Gorki-Theater befasst sich in den nächsten Monaten verschärft mit der DDR und bietet zum Einstand vierzig Jahre DDR-Geschichte im Schnelldurchlauf. Im Zentrum von Sasha Bunges Inszenierung von Annett Gröschners Stück „Moskauer Eis“, das am Freitag im Gorki-Studio uraufgeführt wird, steht die berechtigte Frage, ob man die DDR nach ihrem Untergang als riesige Kühlzelle hätte konservieren können.Ein etwas älterer Deutscher namens Heinrich von Kleist steht im Mittelpunkt eines Kammermusiktheaterabends im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, wo Cornelia Heyer die deutsche Erstaufführung von Dieter Schnebels Musikstück „St. Jago“ für Schauspieler und Sänger nach verschiedenen Kleist-Erzählungen realisiert hat. Im Carrousel-Theater präsentiert Manuel Schöbel mit „Zwischendurch“ ein Jugendtheaterstück über Freundschaft und Nähe.