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Archiv-Artikel

Die HSH Nordbank ist vorerst gerettet

FINANZKRISE Länder schießen drei Milliarden Euro in das gebeutelte Institut. Sparkassen und private Miteigentümer stimmen der Verwässerung ihrer Anteile zu. Verzicht auf Rechtsmittel erklärt

Von knö
NOTOPERATION

Die HSH Nordbank wird radikal umgebaut:

■ Ihre Bilanzsumme soll um die Hälfte schrumpfen.

■ Risikopapiere werden in eine interne Abwicklungsgesellschaft verlagert.

■ Bis 2012 soll jeder vierte ihrer 4.300 Arbeitsplätze wegfallen.

■ Die Hilfe der Länder muss noch von der EU genehmigt werden.

Die angeschlagene HSH Nordbank ist fürs erste gerettet. Hamburg und Schleswig-Holstein schießen zusammen drei Milliarden Euro in das Kreditinstitut. Andernfalls hätte dessen Schließung durch die Finanzaufsicht gedroht. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Anteilseigner dieser Kapitalerhöhung am Mittwochabend zu. Zuvor war in stundenlangen Verhandlungen geklärt worden, wie stark sich die Anteile der nicht an der Kapitalerhöhung beteiligten privaten Eigentümer verringern sollen.

Die HSH Nordbank ist von der Finanzmarktkrise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Allein im vergangenen Jahr verbuchte sie einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro. Im ersten Quartal des laufenden Jahres verlor sie vor Steuern weitere 188 Millionen Euro.

Die ehemalige Landesbank gehörte bis dato zu jeweils rund 30 Prozent Hamburg und Schleswig-Holstein. Rund 15 Prozent hielten die schleswig-holsteinischen Sparkassen, rund 25 Prozent eine Gruppe um den amerikanischen Investor J. C. Flowers. Durch die Kapitalerhöhung ändert sich dieses Anteilsverhältnis nun: Die Länder werden künftig einen Anteil von 80 bis 85 Prozent halten, Flowers von weniger als zehn Prozent, der Rest bleibt bei den Sparkassen.

Nach dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz hätten sich zwar die Länder mit einfacher Mehrheit über die beiden anderen Anteilseigner hinwegsetzen können. Sie wollten aber ein absehbares juristisches Nachspiel vermeiden. Alle Anteilseigner wollen nun auf Rechtsmittel verzichten. „Der Einigungswille war erkennbar“, sagte der HSH-Aufsichtsratsvorsitzende, Hamburgs ehemaliger Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU). Bereits am Mittag seien sich die Beteiligten im Wesentlichen über die Kapitalerhöhung einig gewesen. Danach sei es um wasserdichte Formulierungen gegangen.

Hamburg und Schleswig-Holstein sind den privaten Anteilseignern entgegen gekommen: Sie erklärten sich bereit, die neuen Stammaktien für 19 Euro zu kaufen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers setzte Finanzkreisen zufolge einen Spanne von elf bis 20 Euro je Anteilsschein an. Bei der jüngsten Kapitalerhöhung Anfang 2008 seien das noch 55 Euro gewesen. (knö/dpa/rtr)