: Rosa-Zitate am Luxemburg-Platz
Nach jahrelangem Hickhack soll es am Rosa-Luxemburg-Platz nun tatsächlich ein Denkzeichen für die namensgebende Revolutionärin geben. Sieger im Wettbewerb ist der Konzeptkünstler Hans Haacke
VON JAN ROSENKRANZ
Die Worte Rosa Luxemburgs werden künftig das Stadtbild vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz prägen. Eine zehnköpfige Jury unter Vorsitz des Berliner Kunstwissenschaftlers Hans-Ernst Mittig hat sich gestern nach fünfstündiger Sitzung für den Entwurf zum „Rosa-Luxemburg-Denkzeichen“ des deutsch-amerikanischen Konzeptkünstlers Hans Haacke entschieden.
Haacke will den gesamten Platz in sein Denkzeichen einbeziehen. Dazu sollen auf Gehwegen und angrenzenden Fahrbahnen bis zu sieben Meter lange Betonstreifen eingelassen werden. Darin werden mit Messingbuchstaben Zitate Luxemburgs aus Artikeln, privaten Briefen und Schriften eingefasst.
„Fehleinschätzungen und Ansichten, die dem heutigen Verständnis von Demokratie nicht entsprechen, werden ebenso berücksichtigt wie Einstellungen, die nichts an ihrer Relevanz für die Gegenwart verloren haben“, schreibt Haacke in den Erläuterungen zu seinem Entwurf.
Die Jury, der neben Kultursenator Thomas Flierl (PDS) auch die Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds Adrienne Goehler und Volksbühnenintendant Frank Castorf angehörte, konnte er damit überzeugen. Das Nebeneinander politischer und persönlicher Äußerungen verdeutliche die „Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit Rosa Luxemburgs“, sagte ein Sprecher der Kulturverwaltung.
Aus dem Budget „Kunst im Stadtraum“ werden nun 26.000 Euro für die Realisierung des Entwurfs bereitgestellt. Wann damit begonnen wird, stand gestern noch nicht fest. In jedem Falle müssen die baulichen Veränderungen mit den anderen geplanten Maßnahmen zur Umgestaltung des Platzes koordiniert werden, so Flierls Sprecher.
Nach jahrelangem Hickhack um das Ob und Wie eines weiteren Denkmals für die 1919 ermordete Mitbegründerin der KPD hatte der Senat im Frühjahr 2003 den künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben. In dem zweistufigen Verfahren, zu dem ursprünglich 125 KünstlerInnen eingeladen worden waren, sollte auch das „widersprüchliche Verhältnis von Revolution und Demokratie“ thematisiert werden. Von 22 insgesamt eingereichten Arbeiten waren bis gestern noch zwei im Rennen. Der zweitplatzierte Entwurf stammt von den Künstlern Miguel Rothschild und Maria C. Barbetta. Sie wollten ein Modelabel mit dem Namen „Rosa de Luxe“ entwickeln und unter diesem Namen Linzenzen an Modefirmen vergeben – zentrales Element sollte ein Luxemburg-Konterfei werden. Am Ende entschied sich die Jury für Haacke.
Der Künstler selbst war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Er sei „out in the country“, sagte seine Frau in New York. Haacke, der seit den 60er-Jahren in den USA lebt und arbeitet, gilt als unbequemer und politischer Künstler. Das Luxemburg-Denkzeichen ist nicht die erste Spur, die er in Berlin hinterlassen wird. Seine Installation „Der Bevölkerung“, die er für den nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes schuf, hatte nicht nur im Bundestag heftige Debatten ausgelöst. Die Abgeordneten sollten Erde aus ihren Wahlkreisen nach Berlin schaffen und in einen 21 Meter langen Holztrog kippen, in dem in Leuchtbuchstaben „Der Bevölkerung“ steht. Der Schriftzug war als Kontrapunkt zur Portalinschrift „Dem deutschen Volke“ gewählt.