: Spritgrenzwerte nach asiatischer Art
Die deutsche Umwelthilfe fordert die Regierung auf, für Autos Verbrauchsobergrenzen nach japanischem und chinesischem Vorbild festzulegen. Zugleich beklagt der Verband den „Raubtierlobbyismus“ der deutschen Autoindustrie – allen voran VW
AUS BERLIN MATTHIAS URBACH
„Wenn ihr nicht Wolfsburg überzeugt, ist es ganz schwierig, irgendeine Regelung durchzusetzen.“ Diesen Satz hat Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) häufig aus der Politik gehört – vor allem im vergangenen Jahr, als es um die Einführung eines Dieselrußfilters ging und besonders Volkswagen dagegen Front machte. Für Resch ist das Beleg für einen immer mehr ausartenden „Raubtierlobbyismus“ der Autoindustrie, der auch in den jüngst bekannt gewordenen Lohnzahlungen von VW an einige Abgeordnete zum Ausdruck komme. Diese Form des Lobbyismus falle letztlich auf die Konzerne selbst zurück, sagte Resch. Denn das „gern verdrängte Ergebnis“ sei ein „technologisches Nachzüglertum, das die Qualitätsmarke ‚Made in Germany‘ auf den Weltmärkten in Misskredit“ bringe.
So sind es vor allem die Marken Peugeot und Citroën des französischen PSA-Konzerns, die bei der Rußfiltertechnik die Nase vorn haben. Auch gehören deutsche Konzerne wie Volkswagen und DaimlerChrysler neben General Motors zu den Autofirmen, die am stärksten von den neuen chinesischen Verbrauchsobergrenzen für Autos betroffen sind. Denn dort dürfen im Verlauf dieses Jahres Spritfresser, die diese Werte überschreiten, nicht mehr verkauft werden. Tritt dann 2008 die zweite Stufe der chinesischen Grenzwerte in Kraft, können nach Schätzungen von Axel Friedrich vom Umweltbundesamt rund 80 Prozent der heutigen deutschen Exportautos nicht mehr verkauft werden. (taz vom 31. 12. 2004) PSA unterschreitet diese Grenzwerte laut einer Studie des World Resources Institute dagegen mit allen verkauften Fahrzeugen.
Auch Japan hat für die Zeit ab 2010 zum Teil schärfere Verbrauchsobergrenzen beschlossen, während in Europa immer noch die freiwillige Selbstverpflichtung der Autoindustrie gilt. Die bezieht sich aber auf den „Flottenverbrauch aller Fahrzeuge“. Das bedeutet: Werden mehr Kleinwagen mit geringem Verbrauch abgesetzt, dürfen auch mehr Edelschlitten und Luxusjeeps mit extrem hohen Verbräuchen verkauft werden. Ein Ansatz, den Resch auch wegen des Trends zu immer größeren und luxuriöseren Autos „für gescheitert“ hält.
Die Deutsche Umwelthilfe forderte gestern stattdessen von der Regierung, sich den Verbrauchsvorgaben aus Japan und China anzuschließen – mit dem Ziel, sie ab 2008 EU-weit durchzusetzen. Während die japanischen Grenzwerte bei Kleinwagen schärfer sind, sind die chinesischen bei Luxusschlitten und Kleinlastern strenger. Das DUH schlägt nun vor, die jeweils schärferen Grenzwerte aus Japan und China für die 12 Gewichtsklassen zu übernehmen: Das bedeutet für ein Auto wie den Golf (1.150 Kilo Gewicht) nicht mehr als rund 6,7 Liter Verbrauch oder einen Geländewagen wie den VW Touareg (gut 1.700 Kilo) nicht mehr als 10 Liter. „Fahrzeuge, die diese Grenzwerte erfüllen, schonen nicht nur die Umwelt und den Geldbeutel“, sagte Resch, „sie werden auch uneingeschränkt exportfähig sein.“