: Neugierig auf Wissen
Filiz Keküllüoglu ist eine von zehn SchülerInnen mit Migrationshintergrund, die ein neues Stipendium bekommen. Sie ist super in der Schule, sozial engagiert und hat Deutsch erst in der Vorklasse gelernt
Filiz Keküllüoglu ist neugierig auf Wissen. So steht es in der Empfehlung, die eine Lehrerin ihr für das Start-Stipendium geschrieben hat. Und die 17-Jährige ist wirklich nicht nur sehr gut in der Schule, ihr Interesse für Themen geht weiter, als der Schulstoff es verlangt. Sie engagiert sich in zahlreichen Projekten und liest auch mal da ein Buch, wenn ihre Mitschüler alles Lesbare längst beiseite gelegt haben.
Filiz ist in Deutschland geboren, zu Hause sprechen die Eltern – die Mutter ist Hausfrau, der Vater Lagerarbeiter – hauptsächlich Türkisch. „Richtig Deutsch habe ich erst in der Vorschule gelernt“, sagt das dunkel gelockte Mädchen. Seitdem kamen noch Englisch, Französisch, Latein und Italienisch dazu. Sie besucht das Albert-Einstein-Gymnasium in Neukölln, eine Europaschule mit Italienisch-Schwerpunkt.
Gedanken über ihre Berufswünsche macht sich Filiz schon länger. „Eigentlich wollte ich Jura studieren“, so die 17-Jährige. Sie hat sich intensiv darüber informiert, machte zwei Praktika bei Rechtsanwälten, setzte sich in den Schulferien einfach in Jura-Vorlesungen an der Humboldt-Uni, sprach mit einem Juristen über die Berufsaussichten. „Der riet mir so sehr davon ab, dass ich das wohl lieber sein lassen werde.“ Stattdessen soll es nun „irgendwas mit Diplomatie“ sein, der Studiengang „Internationale Beziehungen“ käme für sie in Frage. Bei der Organisation „Jugend bewegt Europa“ arbeitet sie an einem Projekt über Migrationspolitik mit. „Dieses Thema interessiert mich schon sehr“, sagt Filiz.
Wo sie eigentlich zu Hause sei, habe sie sich selbst vor ein paar Wochen gefragt. „Überall“, war ihre Antwort darauf. In den Sommerferien fährt sie regelmäßig in die Türkei, dort hat sie viele Verwandte. Hier in Berlin ist ihr Freundeskreis „sehr multikulti, da sind nicht nur Türken dabei“. Filiz will sich nicht isolieren lassen: „In Berlin muss man sich ja auch eigentlich nicht fremd fühlen.“
Ihr Schulleiter hat Filiz vorgeschlagen, dass sie sich für das Stipendium bewerben soll. „Ich war richtig ein bisschen gerührt und natürlich stolz“, sagt die Schülerin. Nach der Schule spielt Feliz Volleyball und tanzt gerne. Außerdem mag sie das Schulfach „Darstellendes Spiel“, vor allem weil man da „als Gruppe gemeinsam etwas arbeitet“. Sie engagiert sich bei amnesty international und einem Migrationsprojekt des Museums Neukölln. Filiz gibt zudem Nachhilfeunterricht – einem zehnjährigen Mädchen in Mathe und Englisch.
Die Eltern von Filiz legen viel Wert darauf, dass ihre Tochter gut in der Schule ist. „Damit ich alles schaffe, brauche ich zu Hause nicht viel zu helfen“, sagt sie. „So erleichtern sie mir das Lernen.“ JULIANE GRINGER