Was der Weser-Kurier nicht druckt
Verlagsleitung zensiert mit Verweis auf Neutralität Todesanzeige für Brechmittel-Toten
Bremen taz ■ Über „menschenverachtende Behandlung“ lässt die Verlagsleitung des Weser-Kuriers nicht mit sich reden. „Am 7. Januar 2005 nach menschenverachtender Behandlung im Gewahrsam der Bremer Polizei umgekommen“ – so lautete der Text der Todesanzeige für Laye Alama Condé, die ein Bündnis von Bremer Gruppen beim Weser-Kurier in Auftrag gab. Dessen Verlagsleitung jedoch lehnte ab. Der Anzeigenleiter habe ihn zurückgerufen und ihm mitgeteilt, dass die Anzeige allenfalls mit geändertem Text erscheinen könne, berichtet Baruch Barach-Borwitz von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN). Begründung: Man sei „zur Neutralität verpflichtet“. Der Verlag wollte die Entscheidung gestern gegenüber der taz nicht kommentieren.
Über andere Formulierungen, so Barach-Borwitz, habe der Anzeigenleiter nicht mit sich reden lassen, selbst „nach langem schwerem Leiden“ habe er abgelehnt. Einzig druckfähig im Sinne des Verlags der Bremer Tageszeitung AG war dessen eigener Textvorschlag: „Am 7. Januar 2005 im Gewahrsam der Bremer Polizei gestorben.“ Was nicht nur „eindeutig verstümmelt“ (Barach-Borwitz), sondern auch noch objektiv falsch ist. Denn Condé starb im Krankenhaus, zehn Tage nach seiner „Behandlung“ durch die Polizei. sim