: BVG bremst ab
Nach geharnischter Kritik am Metrolinienkonzept nimmt die BVG kleine Änderungen vor. Buslinien fahren anders
Die BVG darf sich jetzt offiziell Beschwerde-Verwaltungs-Gesellschaft nennen: In den letzten Wochen haben sich 6.100 teils geharnischte Eingaben von Bürgern zum neuen Metrolinienkonzept der Verkehrsbetriebe angesammelt. Diese „Stellungnahmen“ (BVG-Pressetext) gingen per Telefon, Mail oder Post ein, gab das Unternehmen gestern bekannt. Viele erboste Kunden nutzten auch so genannte Dialogkarten. Die BVG hatte über eine Million solcher Flyer verteilt, um Meinungen einzuholen.
Auch der Fahrgastverband Igeb berichtet von einer massiven Zunahme der Beschwerden nach der Netzänderung: „Im Dezember war das schon das Fünffache des normalen Tagesgeschäfts“, sagt der Vorsitzende Christfried Tschepe – und kritisiert die Informationspolitik der BVG: Sie habe sich zu stark auf Material zu einzelnen Linien konzentriert, die Fahrgäste hätten sich aber auch für Änderungen am Gesamtnetz interessiert. Zudem fehlten vielen Kunden Infos, was gestrichen und ausgedünnt wird. „Die BVG hat ihre Kunden schlicht unterschätzt.“
Ob die Reform mehr Fahrgäste ins Auto oder aufs Fahrrad treibt, ist unklar: Noch fehlten „belastbare Zahlen“, sagt BVG-Chef Andreas von Arnim.
Die Verkehrsbetriebe wollen auf die Beschwerden mit kleinen Änderungen an Fahrplan und Streckennetz reagieren. Auf einigen Linien fahren mehr Busse im Früh- und Spätverkehr, außerdem greifen ab dem 26. Februar zwei Linienänderungen: Bus 343 wird nicht mehr im Ringverkehr Straßen um den U-Bahnhof Turmstraße in Moabit abfahren, sondern den Bezirk mit dem Wittenbergplatz verbinden. Bus 365 fährt künftig bis zum U-Bahnhof Boddinstraße. Er verbindet so Treptow Nord mit Schöneweide. Die Metrolinien stärken den Nahverkehr auf Hauptachsen der Stadt, dünnen ihn aber in der Fläche empfindlich aus. ULRICH SCHULTE