: Pflegepersonal
Andreas Rudolph lässt sich feiern – als Retter der HSV Handballer. Mit häuslicher Pflege kennt er sich aus
Er will nicht, dass man ihn als „Geld-Onkel“ des HSV Handball bezeichnet – aber eigentlich ist er das. Ohne das finanzielle Engagement von Andreas Rudolph würden sowohl die Spieler des HSV Handball, als auch die Angestellten in der Geschäftsstelle noch immer auf ihr November-Gehalt warten. Lieber lässt sich der gebürtige Gummersbacher als Retter des Handballs von der Lokalpresse umjubeln. Nach seiner ersten Pressekonferenz Anfang des Jahres feierten sie in großen Lettern den „Weg in die Freiheit“ und „HSV wagt den Befreiungsschlag“.
Der Nachfolger von HSV Präsident Heinz Jacobsen hatte die endgültige Abnabelung vom wirtschaftlichen Träger Omni Sport in Aussicht gestellt. Dabei hatte er sich gemütlich in die Lehne seines Stuhls gedrückt, sich über den ergrauten Dreitagebart gestrichen, dann die Hände vor dem Bauch gefaltet und Däumchen gedreht – ganz so, als sei der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen die Firma des ehemaligen Hamburger Handballpatrons Winfried Klimek durch eine „dritte Seite“ kaum der Rede wert. Als sei die von ihm angestrebte Aufstockung des Etats für die kommende Saison von zwei auf vier Millionen Euro reine Formsache: „Wir brauchen zwei bis drei weitere Großsponsoren.“ Aber woher nehmen? „Nein, die Footballer sind keine Konkurrenz“, sagt der 49-Jährige. NFL-Europe-Spiele hätten einen ganz anderen Charakter, da gehe es mehr um Party. Das sei für die möglichen Sponsoren der Handballer keine Alternative. Dabei soll auch die Color Line Arena mit den Handballern langfristig zum „Eventtempel“ mutieren. Wie weiß Rudolph zwar noch nicht, aber er stellt gerne schon mal einen Schnitt von 10.000 Zuschauern in Aussicht. Für die nächste Saison plant er allerdings mit 6. 000 Fans pro Spiel.
Während bei den Freezers die Arena im wahrsten Sinne des Wortes bebt, füllen die Ballkünstler von Bob Hanning die Ränge mit E-Jugendmannschaften – die Jubelgesänge ähneln eher dem Jaulen einer Katze, der man auf den Schwanz tritt, als denen euphorisch feiernder Fanmassen.
Der HSV Handball krankt derzeit noch an Selbstüberschätzung. Immerhin kennt sich Neupräsident Rudolph mit häuslicher Pflege aus: Der Diplom-Mineraloge ist als Geschäftsführer der Home Therapie Management GmbH bestens vertraut mit den Wünschen und Bedürfnissen Kranker. Die brauchen vor allem eins: Ruhe. Rudolph muss jetzt Geldgeber für den „neuen“ HSV akquirieren. Ein Drittel der Summe, die zur Sicherung des Spielbetriebs in dieser Saison benötigt wird, hat er bisher aufgetrieben. Von den Altlasten will Rudolph nichts wissen – um die kümmert sich jetzt sowieso der Insolvenzverwalter.
Christina Stefanescu