Wer spaziert, soll zahlen

Park-Gebühr ab 2006: Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg will 2 Euro Eintritt pro Person für Parkbesuch in Charlottenburg und Sanssouci als Beteiligung an Pflege und Sanierungen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Ein Familienausflug in die großen Parkanlagen von Berlin und Potsdam oder gar ein täglicher Jogginglauf dort hindurch könnte ab 2006 zum teuren Spaß werden. Denn was bisher ganzjährig gratis zum Pläsier oder zur Erholung zu haben war, soll nach den Plänen der Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg vom kommenden Jahr an Eintritt kosten. Betroffen wären davon der Schlosspark Charlottenburg ebenso wie die Grünanlagen von Sanssouci und der Neue Garten in Potsdam. Im Februar entscheidet der Stiftungsrat über den anvisierten Eintritt. Schlösser-Direktor Hartmut Dorgerloh rechnet damit, dass ab 2006 ein Eintritt in Höhe von rund 2 Euro pro Person beschlossen wird. 2004 hatte es im Stiftungsrat, in dem unter anderem Berlins Kultursenator Flierl (PDS) und Finanzsenator Sarrazin (SPD) sitzen, noch keine Entscheidung über das umstrittene Vorhaben gegeben.

Nach Ansicht von Dorgerloh sei ein „angemessener Preis“ als Eintrittgeld für die Parks zu befürworten. Wer als Besucher die Anlagen „intensiv nutzt, sollte sich auch an seiner Pflege beteiligen“. Außerdem rechtfertige „der Wert der Gärten auf jeden Fall, Eintritt zu nehmen“. Für 2005 würden noch keinerlei Gebühren geplant, sagte der Schlösser-Direktor.

Der Hintergrund ist, dass die preußischen Parkanlagen aufwändig und teuer gepflegt werden müssen. Hinzu kommen fortlaufende Rekonstruktionsarbeiten an den Bauten, die zum Teil mehr als 250 Jahre alt sind. Gleichzeitig nutzen rund 2,3 Millionen Besucher jährlich die 34 Einrichtungen der Stiftung Schlösser und Gärten. Dazu zählen neben Charlottenburg und Sanssouci auch Glienicke und Grunewald sowie Oranienburg und Caputh. Für die zuletzt genannten ist keine Eintrittsgebühr vorgesehen, so Dorgerloh.

Seit dem Beginn der Stiftungsarbeit vor zehn Jahren haben Berlin, Brandenburg und der Bund rund 127 Millionen Euro in die Pflege des preußischen Erbes gesteckt. So wurde der Abschnitt der barocken Parkanlage Charlottenburgs rekonstruiert, außerdem wird das Neue Palais saniert, ebenso das Schloss und die Gesamtanlage in Rheinsberg. Von den Mehreinnahmen erhofft sich die Stiftung zusätzliche Mittel für eine bessere Pflege der Parks. Im Mittelpunkt der Stiftungsaktivitäten in diesem Jahr stehen das Schloss und der Park Charlottenburg. Der Bezirk feiert seinen 300. Geburtstag.

Trotz der hohen Ausgaben gibt es keinen politischen Konsens für die Erhebung der Parkgebühr. Kultursenator Flierl steht ihr skeptisch gegenüber. Auch der Bezirk lehnt die Maut ab. Die Bezirksbürgermeisterin von Wilmersdorf-Charlottenburg, Monika Thiemen, war bereits in der Vergangenheit gegen die Gebührenpläne und verwies auf die soziale Bedeutung des Parks für die anliegenden Bewohner. Der Park sei angelegt worden, damit sich auch Menschen im Grünen erholen, die sich keinen eigenen Garten leisten können. „Das soll so bleiben.“

Thiemann befürchtete zudem, dass das Beispiel Schule machen könnte. Künftig könnten die Berliner möglicherweise städtische Parks nur besuchen, wenn sie bezahlen. Schließlich fürchten die Anwohner des Parks Charlottenburg um ihr Naherholungsgebiet, das sie umsonst vor der Tür haben. Beruhigen konnte sie auch nicht, dass die Stiftung „Ermäßigungen“ für sie angekündigt hat.