: Freilandeier mit Dioxin belastet
Die neuen EU-Grenzwerte wurden in einigen Fällen deutlich überschritten. Verbraucherschutzministerin Künast ruft Bundesländer zu Wachsamkeit auf
BERLIN ap/dpa ■ Der seit Januar geltende EU-weite Grenzwert für die Belastung von Hühnereiern mit dem Krebs erregenden Gift Dioxin ist bei Eiern aus Freilandhaltung in mehreren Bundesländern überschritten worden. Das bestätigte Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) gestern in Berlin. Laut Künast besteht beim Verzehr solcher Eier zwar keine akute Gesundheitsgefahr. Dioxin reichere sich aber im Fettgewebe an und gehöre nicht in Lebensmittel.
Sie habe in Brüssel lange gekämpft für den Grenzwert von drei Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett (entspricht dreibillionstel Gramm), betonte Künast. Jetzt seien die Bundesländer verpflichtet, die Einhaltung dieses Wertes zu kontrollieren. Eier, deren Dioxingehalt darüber liege, müssten vom Markt genommen und vernichtet werden.
Laut Ministerin stammt das bei bestimmten Verbrennungsprozessen entstehende Dioxin aus den 60er- und 70er-Jahren, als die Umweltgesetze noch nicht so streng waren wie jetzt. Es sei heute ein überall vorkommendes Umweltgift. Landwirte könnten die Aufnahme des Giftes durch die Hühner mit einem entsprechenden Bodenmanagement verhindern. Ökobauern etwa trügen die oberste Schicht regelmäßig ab und mulchten anschließend den Boden.
BamS berichtete, es gebe aus vielen Bundesländern keine Befunde, da dort nicht kontrolliert werde. Der Zeitung zufolge ist bei Freilandeiern die Dioxinbelastung generell um das 2,5fache höher als bei Eiern aus Käfighaltung. Käfigeier lägen zu mehr als 99 Prozent unter dem EU-Grenzwert. Für Baden-Württemberg teilte das Veterinäruntersuchungsamt Freiburg nach Stichproben mit, dass in den vergangenen vier Jahren sieben Prozent aller Bio- und Freilandeier im Handel zu viel Dioxin enthielten. Zudem haben Messungen in Bayern ergeben, dass in den vergangenen zwei Jahren mehr als 20 Prozent der Freilandeier den heutigen EU-Dioxin-Grenzwert überschritten. In Niedersachsen hätten sogar 28 Prozent über den drei Pikogramm gelegen.
In Nordrhein-Westfalen sind keine mit zu hohen Dioxinwerten belastete Freilandeier entdeckt worden. Die untersuchten Proben lagen alle unter dem EU-Grenzwert, so Agrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) gestern.