: Windstudie sorgt weiter für Wirbel
Studie zur Weiterleitung von Windstrom bereitet Interpretationsprobleme. SPD: Bitte keine konservativen Szenarien
Wie stark belastet der massive Ausbau der Windenergie die Wirtschaft? Darüber streiten sich die Akteure der deutschen Stromversorgung anlässlich einer Studie über die Integration der Windkraft in die Stromnetze, die die Deutsche Energieagentur (Dena) in Auftrag gegeben hat. Gestern versuchten sich die Beteiligten – unter anderen der Bundesverband Windenergie, der Energiekonzern Eon, der Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft und das Bundeswirtschaftsministerium – in Berlin auf eine gemeinsame Fassung zu einigen. Vorab bekannt gewordene Zahlen haben bereits eine lebhafte Diskussion in Gang gebracht (taz berichtete).
Der Studie zufolge müssen wegen des ungleich verteilten Aufkommens an Wind die Stromnetze umgebaut werden. Bis 2015 koste das insgesamt 1,15 Milliarden Euro. Allerdings investieren die Betreiber der Stromnetze auch ohne Umbau jährlich zwei Milliarden Euro in ihre Netze. Und von gut 800 Kilometern Stromleitungen, die neu gebaut werden, müssten 150 bis 200 Kilometer allein wegen der Liberalisierung des Strommarktes gebaut werden, sagt Dena-Geschäftsführer Stefan Kohler. Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer ist dieses Szenario zu konservativ: Er plädiert für eine radikale Dezentralisierung der Energieversorgung im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energien.
Die Autoren der Studie rechnen überdies damit, dass der Windenergieleistung im Umfang von 92 Prozent Reserveenergie gegenüberstehen muss Kraftwerke, die einspringen können, wenn die Windräder ausfallen.
Verfechter der Energiewende halten dagegen, dass der Wind heute mit einem Fehler von acht Prozent bis zu 72 Stunden vorausgesagt werden könne. Konventionelle Kraftwerke bräuchten daher nicht im gleichen Umfang abgebaut werden wie Windenergie dazu komme. Im übrigen könnten sich verschiedene erneuerbare Energien in Zukunft gegenseitig ausgleichen.
Gernot Knödler