„Mehr Menschen werden fliegen“

Auch mit dem A380 bleibt Fliegen sehr klimaschädlich, warnt Axel Friedrich vom Umweltbundesamt

taz: Der neue Airbus wird eingeweiht – ein guter Tag für die Umwelt?

Axel Friedrich: Leider nein. Wenn das Fliegen mit solchen Jets noch billiger wird, werden mehr Menschen fliegen, und die Umweltbelastung wird steigen.

Aber der Airbus A380 verbraucht ja verhältnismäßig wenig Kerosin pro Passagier.

So einfach ist die Rechnung nicht: Dadurch, dass die großen Airbusse auch weiter fliegen können und fliegen werden, ist zwar der einzelne Weg pro Person und Kilometer besser, aber die Zahl der Fahrten und ihre Distanz werden zunehmen. Ich flieg halt nicht mehr von Berlin nach Mallorca, sondern gleich in die Karibik.

Was ist das Problem am Fliegen?

Flugreisende verursachen pro Kilometer mehr Ausstoß an Kohlendioxid als etwa Autoreisende. Außerdem werden beim Fliegen auch noch Stickoxide und Wasserdampf frei, die ebenfalls das Klima belasten. Dadurch ist die Klimawirkung zweimal bis dreimal so stark wie die vom Kohlendioxid allein.

Wie schlägt ein Flug zu Buche?

Nur um ein Beispiel für die Größenordnung zu geben: Die Klimagasemission eines Bangladeschers in einem Jahr ist genauso hoch wie die eines Flugs von Frankfurt nach Berlin.

Nun wächst die Erde ja ökonomisch und kulturell zusammen. Gibt es Alternativen zum Fliegen?

Wenn man beim Kauf eines Tickets auch wirklich alle externen Kosten bezahlen würden, hätte man schon einen anderen Blick darauf.

Was rechnen Sie dazu?

Einmal die direkten Kosten für Lärmschutz für Anwohner der Flughäfen. Natürlich die Klimawirkung. Darüber hinaus erhält der Flugverkehr sogar noch Subventionen: Da werden Landegebühren ermäßigt und wird weder Mehrwert- noch Kerosinsteuer erhoben.

Wie hoch sind die externen Kosten?

Die Schätzungen rangieren zwischen 50 und 100 Euro pro Ticket. Würde man die Preise so erhöhen, würde etwa jeder fünfte Flug unterbleiben.

Wie groß ist denn absolut das Problem im Vergleich etwa zum Auto?

Wir haben jetzt schon weltweit etwa gleich viel Klimawirkungen durch den Flugverkehr wie durch den Autoverkehr. Und der Flugverkehr wächst mit einer Rate von vier bis fünf Prozent pro Jahr.

Haben die Flugzeugbauer sich bemüht, den Verbrauch zu senken?

Beim Verbrauch ist schon einiges passiert. Bei Stickoxiden und Wasserdampf gibt es noch massiven Handlungsbedarf.

Was kann man da machen?

Die Bildung von Wolken durch Wasserdampf kann man schlicht durch anders gewählte Flugrouten erheblich senken. Gegen Stickoxide gibt es neue Techniken, die den Ausstoß um 70, 80 Prozent mindern könnten.

Wie schätzen Sie Airbus da ein?

Airbus kauft die Turbinen ja selber bei anderen Firmen ein, die bauen nur das Flugzeug.

Warum passiert bei den Flugzeugen technisch weniger als beim Auto?

Weil die Regeln hier nicht national oder EU-weit gemacht werden, sondern in der ICAO, einer Unterorganisation der UNO – und da ist der Einfluss der USA, aber auch der Fluggesellschaften sehr hoch. INTERVIEW: MATTHIAS URBACH