: Diskreter Wahlkampf am rechten CDU-Rand
Zwei Christdemokraten aus Nordrhein-Westfalen kandidieren für den Bundesvorsitz des CDU-Studentenbundes RCDS. Vom Alltag der Studierenden hat sich der rechte Uni-Zirkel abgekoppelt, innerparteilich wird er kaum wahrgenommen
DÜSSELDORF taz ■ Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist an den Hochschulen in NRW ungefähr so populär wie Zwangsgebühren und Mensa-Einheitsbrei. Rund 8.000 Mitglieder hat der NRW-Landesverband des CDU-Studentenbundes – die allermeisten davon sind Karteileichen. An den Unis spielt der RCDS meist nur eine politische Nebenrolle – bei den jährlichen Studentenparlamentswahlen hagelt es für die jungen Konservativen regelmäßig Niederlagen. Zwei Christdemokraten aus NRW wollen den rasanten Niedergang des Akademiker-Rings beenden. Nach taz-Informationen kandidieren Johannes Flosbach (Köln) und Dennis Radtke (Bonn) für den Bundesvorsitz.
„RCDS – wer ist denn da eigentlich Vorsitzender?“, fragt ein Mitglied des CDU-Landesvorstands. Die akademische Unterorganisation interessiert nicht in der CDU. Die Junge Union kennt man noch in konservativen Kreisen als Netzwerk karriereaffiner Jung-Christen. Aber der RCDS? Während selbst die Parteiöffentlichkeit kaum noch Notiz von dem Uni-Sprengel nimmt, liefern sich die Kandidaten Flosbach und Radtke derzeit einen diskreten Vorwahlkampf um den RCDS-Bundesvorsitz. Flosbach – Filius des oberbergischen CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Flosbach und Ex-Chef des RCDS Köln – will sich nicht zu seinen Ambitionen äußern. Radtke sagte auf Anfrage: „Schauen Sie doch auf meine Internet-Seite.“ Um bei der Hauptversammlung am 18. März dieses Jahres in Halle (Saale) eine Mehrheit zu erreichen, müssen beide Anwärter im internen Wahlkampf vor allem den rechten RCDS-Mainstream überzeugen.
Der 25-jährige Wirtschaftsrecht-Student Radtke ist Landeschef der jungen CDU-Arbeitnehmer. Auf seiner Homepage outet er sich als Fan von Franz-Josef Strauß, spricht sich gegen die Homo-Ehe aus und legt ein Bekenntnis zu „konservativen Werten, Traditionen und Tugenden“ ab. Sein Lieblingskomponist: Richard Wagner. Falls er gewählt wird, will er den RCDS mit einer Imagekampagne unter dem Motto „Schwarz ist geil“ wieder bekannter machen. Gegenkandidat Flosbach will auch auf Nachfrage nichts zu seinen Plänen sagen: „Meine Kandidatur geht nur den Verband etwas an.“
In den 1960er Jahren zählte der RCDS zum linken Flügel der Adenauer-CDU. Damals forderten die Studenten jene neue Ostpolitik, die SPD-Kanzler Willy Brandt dann in den 1970ern umsetzte. In den letzten Jahrzehnten mutierte der Hochschulbund zum Fanclub stramm-konservativer Politiker. Koch, Stoiber, Merz – der RCDS schlägt sich im politischen Tagesgeschäft meist auf die Seite des konservativen Unionsflügels. Die männlich dominierten Uni-Gruppen an Rhein und Ruhr sind heute vielerorts Refugien rechter Eigenbrötler und Burschenschaftler. Martin Hohmanns Tätervolk-Rede sei am RCDS-Rand Standardlektüre, angeblich erlebe sogar der Hitlergruß eine Renaissance bei feuchtfröhlichen RCDS-Sitzungen, so ein Studentenpolitiker zur taz. Für die nüchterne Beschäftigung mit den Alltagsproblemen der Studierenden bleibt da wenig Zeit.
MARTIN TEIGELER