Tsunami-Konferenz wärmt Klimastreit auf

UN-Katastrophenschutzkonferenz in Kobe streitet mit den USA über die Folgen des Klimawandels. UNO soll Vorschläge für Tsunami-Warnsystem im Indischen Ozean machen. Deutsche Ministerin preist Berliner Angebot für Frühwarnsystem

KOBE/BERLIN taz ■ Vor dem heutigen Ende der UN-Katastrophenschutzkonferenz im japanischen Kobe ist ein Streit um die Erwähnung des Klimawandels in der Abschlusserklärung ausgebrochen. Die EU und mehrere Inselstaaten wollten in ihr darauf verweisen, dass der weltweite Klimawandel die Wahrscheinlichkeit weiterer Naturkatastrophen erhöhen könne. Dagegen sperren sich die Delegationen der USA, Kanadas und Australiens. Die USA verweigerten bereits dem Kioto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ihre Zustimmung. Noch gestern Abend stritten die Delegationen über die Erklärung.

Das fünftägige Expertentreffen endet ohne quantitative Zielgrößen. Diese hatten vor allem Nichtregierungsorganisationen gefordert, damit Fortschritte besser dokumentiert werden könnten. Knapp vier Wochen nach der Tragödie im Indischen Ozean stand der Aufbau eines Tsunami-Frühwarnsystems im Vordergrund. Wer sich von Kobe einen klaren Zeitplan erhofft hatte, wurde enttäuscht. Die Geberländer streiten, wer die Technologie für das Warnsystem liefern darf. Es geht um Prestige und strategische Interessen. Europäische Delegationen gaben in Kobe zu bedenken, die USA könnten mit ihrem Vorschlag, ihr satellitengestütztes Warnsystem auszubauen, die Kontrolle über die erfassten Daten an sich reißen. Indonesien, so verlautete aus Delegationskreisen, soll wegen militärischer Bedenken Vorbehalte haben, sich einem internationalen System anzuschließen. Gegenüber der taz wies die deutsche Wissenschaftsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) deshalb auf die Vorteile des von Berlin vorgeschlagenen Systems hin, weil dies für alle offen sei.

Es klang nach Zweckoptimismus, als ein hoher UNO-Funktionär gestern in Kobe feststellte, alle Regierungen hätten sich bei der Einrichtung eines Frühwarnsystems auf einen gemeinsamen Prozess unter Führung der UNO verständigt. Bereits am Freitag nächster Woche wollen im thailändischen Phuket Vertreter von 43 Staaten konkrete Pläne diskutieren. Thailand möchte offenbar, dass das Frühwarnsystem auf das bestehende Katastrophenschutzzentrum für Asien aufbaut, das in Bangkok ansässig ist. Ist ausgekungelt, wer sich als Frühwarner profilieren darf, beginnt auch die Arbeit in den Kindergärten und Häfen, um den Küstenbewohnern die richtigen Verhaltensweisen im Fall eines Tsunami-Alarms anzutrainieren.

KAM, HAN

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