: Spitzenreiter macht den Aufsteiger nach
Basketballbundesligist RheinEnergie Köln verliert bei Aufsteiger Schwelm Baskets Spiel und Tabellenführung. Für den Tabellenletzten aus Schwelm war es erst der dritte Sieg in der laufenden Saison. Neuzugänge konnten überzeugen
SCHWELM taz ■ Die Worte erklangen im letzten Jahr schon öfter in der Wuppertaler Uni-Halle, wo BBL-Aufsteiger Union Baskets Schwelm seine Heimspiele austrägt. „Wir haben zu überhastet agiert und nicht als Team gespielt.“ Bisher stammten diese Aussagen immer von Schwelms Trainer Torsten Daume. Am Samstagabend kamen sie dagegen von Armin Andres. Der Trainer bei RheinEnergie Köln war in dieser Saison anderes gewohnt. Seine Mannschaft reiste als Tabellenführer beim Schlusslicht der Basketball-Bundesliga an – und verlor Spiel und Platzierung.
Die Rollen in Nordrhein-Westfalen sind eigentlich klar verteilt. Im Rheinland drängeln sich mit Bonn, Köln und Leverkusen die Top-Teams, Westfalen ist dagegen Basketball-Provinz. Offenbar keine ewige Wahrheit. Völlig überraschend schlug Tabellenschlusslicht Schwelm den bis dato Erstplatzierten Köln mit 62:54. Das war ganz nach dem Geschmack der 1.800 Zuschauer in der Uni-Halle. Schließlich hatte ihr Team erst zwei Spiele in dieser Saison gewonnen.
Um den Kroaten Marko Piplovic, den US-Boy Shannon Crooks und den litauischen Guard Mantas Ignatavicius verstärkt kam dem Abstiegskandidaten der Titelaspirant gerade recht. Die Gastgeber legten eine 6:0-Serie zum Auftakt hin. Extatische Freude auf den Zuschauerrängen. Nach wenigen Sekunden wird aus der spröden Uni-Halle ein Hexenkessel. Die Rheinländer brauchten Zeit, um sich zu berappeln. Fast zwei Minuten dauerte es, bis Elvir Ovcina der erste Kölner Punkt gelingt – eine kleine Basketball-Ewigkeit.
Das Niveau blieb mäßig. 29:21 zur Hälfte der Partie. Die 29-prozentige Trefferquote der Kölner wirkte, als ob die Spieler ihren beim BBL-Allstar-Day letzte Woche begonnenen Streik gegen die Personalpolitik von BBL und Vereinen fortsetzen wollen. Nach der Pause zeigte der Tabellenführer, dass er selbiges noch ein bisschen bleiben wollte. Angeführt von einem bärenstarken Immanuel McElroy legen die Domstädter einen 20:10-Lauf hin. Zwischenführung. Doch zum ersten Mal in dieser Saison brechen die Schwelmer nicht ein. Der Tabellenletzte kämpfte sich zurück und gewann. Zwar bleiben die Westfalen auf dem letzten Tabellenplatz, schöpfen aber Mut: „Ich hoffe, dass von diesem Spiel Signalwirkung ausgeht“, so Torsten Daume.
Köln ist hinter Bamberg auf Platz zwei gerutscht. Trotz des Erfolges unter der Woche. Die Andres-Mannschaft schaffte den Einzug ins Achtelfinale des ULEB-Cups auf europäischer Ebene. Dort wartet morgen das beste Team der Vorrunde, BK Ventspils aus Lettland. Gegen die gab es die Vorrundenniederlage letzte Woche. Mit einer Leistung wie am Samstag wird es in Europa nicht mehr viel zu holen geben. SVEN PRANGE