: Der Norden tanzt …
… gern innovativ. So experimentiert Martin Stiefermann, mit seiner Compagnie MS Schrittmacher am Oldenburgischen Staatstheater fest unter Vertrag, mit Gattungs-Crossovers: Das Tanz-Hörspiel Memotrip feierte am Samstag Premiere (Foto: Etter). Ausgehend von Ciceros Erinnerungslehre, die empfiehlt, sich rhetorische Wendungen nach räumlichen Mustern einzuprägen, entwickelt sich eine halb erzählerische, halb abstrakte Choreografie. PR-strategisch genial: In Nordwestdeutschland hat man nur ein zweites Standbein – als Ort der Uraufführungen wählt die Truppe Berlin, wo auch Großfeuilletonisten mitunter einen Blick riskieren.
Bremen ist Tanzhochburg, seit Johann Kresnik hier durch die Erfindung des Tanztheaters die radikale Abkehr vom klassischen Ballett vollzog. Qualitativ gehört man nach wie vor zu den besten der Sparte. Das belegt nicht zuletzt der Kritikerpreis, den der Chef-Choreograf Urs Dietrich im vergangenen Jahr erhielt. Kitz zeige „totale Ausweglosigkeit“, befand der taz-Kritiker mit Blick auf die jüngste Produktion, monierte aber bedeutungsschwer, Dietrich ordne sich „zu sehr dem technisch und ästhetisch Möglichen unter“. Die nächste Uraufführung: Tag.Nacht, am 11. März.
Im Auge zu behalten ist auch Gregor Zöllig. Der nutzt Osnabrücks Abgeschiedenheit für Experimente – und lockt die große Tanzwelt zu seinem Tanztheaterfestival in die kleine Bischofsstadt. Mit dem Kieler Ballett-Chef Mario Schröder gründete er Tanzboden, das erste Netzwerk staatlicher und städtischer Tanztheater in Deutschland, das erlaubt, per Gastspiel-Austausch die Bandbreite des Genres in die Fläche zu tragen. Für den 12. Februar bereitet Zöllig die Uraufführung Paradiesische Zeiten vor, koproduziert vom evangelischen Kirchentag. „Große und zum Teil verstörend schöne Bilder vom Werden und Vergehen“ zeigte er laut Osnabrücker Zeitung mit Haut.Salz.Körper zum 100. Geburtstag des Malers Felix Nußbaum. bes
Nächste Aufführungen: 28.1.; 4., 12. und 17. 2. Web: www.staatstheater-oldenburg.deKitz läuft noch am 17., 22 und 24.2. Web: www.bremertheater.comNoch am 20. und 27. Februar. Web: www.osnabrueck.de/theater