Nikotinpflaster Essen

In Essen sollen nicht nur Schulen, sondern auch Kindertagesstätten und Krankenhäuser rauchfrei werden. Wie die geplanten Anti-Rauch-Projekte finanziert werden sollen, bleibt ungewiss

AUS ESSENNATALIE WIESMANN

Die Stadt Essen wird zur rauchfreien Zone: Sie will nicht nur an Schulen, sondern auch in Kindertagesstätten und Krankenhäusern Zigaretten verbieten. Die Essener Gesundheitskonferenz, der unter anderem das Jugendamt, das Schulamt sowie Ärzte und die örtlichen Krankenkassen angehören, setzt auf verschiedenen Ebenen an: Sie plant den Einstieg ins Rauchen zu verhindern, die Aussteiger zu fördern und Nichtraucher zu schützen.

„Die Essener Gesundheitskonferenz können sich andere Kommunen zum Vorbild nehmen“, lobt Christa Rustler, die deutschlandweit das Netz der gesundheitsfördernden Krankenhäuser koordiniert. In keiner deutschen Stadt gebe es bisher ein solches Netzwerk. Das Krankenhaus sei der ideale Ort für den Kampf gegen das Rauchen, so Rustler. 40 Prozent der Raucherinnen schaffen es, während der Schwangerschaft die Zigaretten ganz aus ihrem Leben zu verbannen – doch 70 Prozent von ihnen fangen nach der Geburt wieder an. „Wir müssen diese Frauen in ihrem Nichtrauchen unterstützen“ sagt sie. Nicht nur ungeborene Kinder, auch Kleinkinder seien als Passivraucher besonders gesundheitsgefährdet.

„Rauchen hat auch etwas mit den sozialen Schichten zu tun“, sagt Lisa Schwermer, Geschäftsführerin der Essener Gesundheitskonferenz: Im ärmeren Stadtteil Altenessen rauchen 80 Prozent der schwangeren Frauen weiter, im reicheren Vorort Werden sind es nur 20 Prozent.

Neben jungen Eltern soll auch das Personal der Einrichtungen durch Aussteigerprogramme erreicht werden: Im Krankenhaus rauchten 40 Prozent des Personals, bei den städtischen Kitas sind nur fünf von 52 rauchfrei.

„Zurzeit haben wir mit unseren Forderungen Rückenwind“, sagt Lungenarzt Nikolaus Konietzko. Der Essener Rat hat Mitte 2004 den Beschluss gefasst, RaucherInnen aus allen städtischen Einrichtungen zu verbannen. Regelungen wie in Irland und Italien, wo auch in Restaurants und Kneipen nicht geraucht werden darf, wollen sie auch hierzulande erreichen.

Auch im NRW-Schulgesetz soll die rauchfreie Schule verankert werden. Doch Verbote alleine reichen nicht aus, so die Vertreter der Gesundheitskonferenz. An der Essener Gesamtschule Holsterhausen wird zurzeit ein Pilotprojekt durchgeführt, das den Imagewechsel des Rauchens vorantreiben soll. Dazu gehört auch die Fortbildung von „Health Angels“, das sind nichtrauchende Schüler mit Vorbildfunktion für die Gleichaltrigen. „Da hören die jungen Raucher oft besser hin als wenn wir Erwachsene ihnen was vorschreiben wollen“, sagt Rektorin Margret Rasfeld. Doch ihr Projekt muss die Schule selbst finanzieren.

„Bei den meisten unserer Präventionsmaßnahmen gibt es ein Finanzierungslücke“, räumt Geschäftsführerin Lisa Schwermer ein. Sie hofft auf eine Beteiligung der örtlichen Krankenkassen, die am Bündnis gegen das Rauchen teilnehmen. Gerade bei Schülern sei es problematisch, wenn sie die Nichtraucherkurse zum großen Teil selbst bezahlen sollen. „Wir müssen das Rauchen endlich als eine Krankheit erkennen“, sagt Schwelmer.