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Archiv-Artikel

Mehr Unterricht, weniger Ausbildung

LIS unter Beschuss: Unternehmensberater legt Gutachten zur Lehrerfortbildung vor. GEW findet Vorschläge „zynisch“

Von mnz

Bremen taz ■ Angehende LehrerInnen sollen in Bremen zukünftig mehr praktischen Unterricht geben und kürzer ausgebildet werden. Das fordert ein 130-seitiges Gutachten der Hamburger Unternehmensberatung Tormin. Diese hat im vergangenen Sommer die Arbeit des Bremer Landesinstituts für Schule (LIS) evaluiert, das für die Lehrerfortbildung verantwortlich ist.

In dem 130.000 Euro teuren Papier wird vorgeschlagen, die Dauer des Referendariats von 24 auf 18 Monate zu verkürzen. Außerdem sollen die ReferendarInnen pro Woche zehn statt bisher acht Stunden eigenen Unterricht ableisten. Gleichzeitig wollen die Gutachter Teile der Ausbildung entweder auf die LehrerkollegInnen übertragen – oder aber auf die Referendare selbst. Auf jeden Fall weg vom LIS.

Ganz streichen möchte Tormin die Medienabteilung im LIS. Der Medienverleih solle via Internet organisiert, andere Aufgaben von den Schulen in eigener Regie übernommen werden.

Rund 30 der derzeit 70 Stellen des LIS könnten mit diesen Maßnahmen eingespart werden, rechnet Tormin vor. Die entsprechenden Stellen würden aber nicht gestrichen, versicherte der Sprecher der Bildungsbehörde, Rainer Gausepohl. Statt dessen droht den LIS-Mitarbeitern der Rückkehr in den Schuldienst.

Über mögliche Reformen in der bremischen LehrerInnenausbildung hüllt sich das Bildungsressort derzeit in Schweigen: „Die Arbeiten dauern noch an“, so Gausepohl. Frühestens im März werde Bildungssenator Willi Lemke (SPD) der Bildungsdeputation seine Pläne vorstellen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnte unterdessen die Vorschläge als „zynisch und unausgegoren“ ab. Sie will beim LIS alles beim alten belassen. Den ReferendarInnen dürfe nicht mehr Unterrichtsverpflichtung abverlangt werden, sagte GEW-Landesvorstandssprecher Bernd Winkelmann, auch eine Auflösung der Landesbildstelle wäre „fatal“.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Ulrike Hövelmann, hingegen sieht sich durch das Gutachten in ihrer Forderung nach einer „effizienteren Organisation“ des LIS bestätigt. Das bedeute jedoch keineswegs, dass die Vorschläge ganz und gar übernommen würden. Details wollte sie nicht nennen.

Auch von den Grünen kommt Kritik am LIS: Das Institut arbeite „oftmals an der Praxis vorbei“, so die grüne Bildungspolitikerin Anja Stahmann, die Landesbildstelle müsse „kundenfreundlicher“ werden. Stahmann forderte, den Schulen „Fortbildungsbudgets“ zuzuweisen. Die Schulen müssten selbst entscheiden können, ob sie sich ihre Beratung vom LIS holen – oder die Konkurrenz beauftragen. mnz