„Die Uni nach vorne bringen“

UNIKONFLIKT Die ehemalige Uni-Vize-Präsidentin Barbara Vogel fordert eine Überprüfung der Hochschulgesetze. Wahl von Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz sei ein Fehler gewesen

■ Professorin für Neuere Geschichte, 1990–94 Vize-Präsidentin der Uni Hamburg, 2000–02 Dekanin des Fachbereichs Philosophie und Geschichte, seit 2006 emeritiert

INTERVIEW KAIJA KUTTER

taz: Frau Vogel, Sie haben mit Ihren ehemaligen Kollegen Jörg Hennig und Wilfried Hartmann in einem Brief an die Bürgerschaft die Zustände an der Universität kritisiert. Warum?

Barbara Vogel: Wir haben Sorge, dass in der Bürgerschaft Entscheidungen gefällt werden, die der Universität schaden.

Fordern Sie die Abwahl von Monika Auweter-Kurtz?

Nein. Unsere Forderungen richten sich an die Politik. Sie hat mit den Hochschulgesetzen aus den Jahren 2003 und 2006 eine Struktur geschaffen, in der eine Meinungsbildung kaum noch möglich ist. Nehmen wir den Umzug auf den Kleinen Grasbrook. Die Präsidentin tritt öffentlich für den totalen Neubau im Hafen ein und sagt, sie spreche im Namen der Universität. An den Fakultäten herrscht aber Entsetzen vor über diese Pläne. Auch wir wollen die Universität nach vorne bringen. Aber während der zehn Jahre Bauzeit wäre sie lahm gelegt und hätte keine Chance, sich an den Exzellenz-Initiativen des Bundes zu beteiligen. Sie wird hier nur benutzt, um den „Sprung über die Elbe“ zu realisieren, der hier ein Sprung in die Elbe wäre. Die Präsidentin ist für diese Idee und legt kaum Wert auf inneruniversitäre Konsensbildung.

Auweter-Kurtz sagt, sie wäre immer für Gespräche bereit.

Das stimmt nicht. Sie ist nicht offen für Gespräche. Wir kritisieren aber auch die Kollegen. Es gibt ein Stillschweigen, eine weit verbreitete Resignation. Man mischt sich gar nicht erst ein.

Zum Beispiel?

Schon die Art der Wahl der Präsidentin 2006 im Akademischen Senat war ein Fehler.

Die war knapp mit 9 zu 7.

Ja, aber alle Professoren haben dafür gestimmt. Die Studenten und die übrigen Mitglieder des Akademischen Senats dagegen. Dabei gab es Bedenken, ob eine Ingenieurwissenschaftlerin für die Universität die Richtige ist. Der Hochschulrat hätte nicht darauf bestanden. Heute zeigt sich: Die Präsidentin sieht die Zukunft in Naturwissenschaften und Technik. Das ist für eine Volluniversität nicht das Richtige. Sie hat gerade am Dienstag bei einer Diskussion des Überseeclubs erklärt: „Wir brauchen Naturwissenschaftler, Ingenieure und weniger Studienabbrecher.“ Ingenieure! Wie kann eine Präsidentin so etwas sagen? An der Uni gibt es keinen Ingenieursstudiengang. Die sind an der TU Harburg.

Was soll die Politik tun?

In der vorigen Legislatur hat man, in dem Drang, straffe Entscheidungsstrukturen zu schaffen, fast alle Gremien der Selbstverwaltung abgeschafft. Dabei ging man zu weit. Schwarz-Grün hatte in seinem Koalitionsvertrag vereinbart, in der Mitte der Legislatur werde man Bilanz ziehen und gucken, ob daran etwas korrigiert werden muss. Darauf warten wir.

Es gibt doch jetzt den Entwurf eines Wissenschaftsförderungsgesetzes.

Schon der Name führt in die Irre. Dieses Gesetz geht in die andere Richtung und sollte so nicht verabschiedet werden. Die Dekane zum Beispiel dürfen nicht mehr von den Fakultäten gewählt werden. Damit geht der wenige Spielraum, der verblieben ist, verloren.

Gab es ein Feedback? Hört die Politik nun auf Sie?

Es sieht nicht gut aus. Aber es haben sich immerhin alle Parteien gemeldet. Außer der GAL, die hat noch nicht reagiert.