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Archiv-Artikel

Professor bekämpft Verbrechen

An der Spitze des Essener Bündnisses gegen Kriminalität steht jetzt ein Uniprofessor. Der bisherige Leiter, Polizeipräsident Schenkelberger, wurde vom Gremium als „nicht neutral“ wahrgenommen

VON NATALIE WIESMANN

Die Stadt Essen will effizienter gegen Straßenstrich und kriminelle Schulschwänzer vorgehen. Dafür wird der bisherige Kriminalpräventionsrat, in dem Polizei, Gewerkschaften, Schulen sowie Einzelhändler und Beratungsstellen vertreten sind, umgekrempelt: „Ich gebe meinen Vorsitz ab“, sagt Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Nach acht Jahren in dieser Funktion hat er festgestellt, dass die anderen VertreterInnen ihn nicht „als neutral“ ansehen. Für Schenkelberg soll nun Horst Bossong, Sozialwissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen den runden Tisch moderieren.

Nicht nur die Leitung war falsch besetzt, auch die Arbeitsweise des Kriminalpräventiven Rats wurde von allen Seiten kritisiert. „Unser bisheriges Plenum mit 50 bis 60 Mitgliedern ist zur Quatschrunde verkommen“, sagt Schenkelberg selbstkritisch. Um das zu ändern, hat er jetzt mit dem Oberbürgermeister und der Universität eine Kooperationsvereinbarung getroffen: Ein kleines Team soll in Zukunft, beauftragt vom Präventivrat, bestimmte Kriminalitätsfelder angehen. Außerdem ist geplant, Vorgehensweisen in Rücksprache mit dem Plenum immer wieder zu überprüfen.

„Wir haben so bei der Bekämpfung der Drogenszene am Bahnhof Fortschritte gemacht“, sagt Schenkelberg. Die aufsuchende Sozialhilfe habe zunächst dazu geführt, dass die Drogenszene sich vor dem Bahnhof verfestigt habe. Dann habe man ein neues Drogenhilfezentrum mit Druckraum eröffnet, seitdem habe sich die Szene am Bahnhof verkleinert. „Das können die Bürger akzeptieren“, so Schenkelberg.

Nicht der Präventionsrat, sondern eine kleine Aktionsgruppe, auch unter der Leitung von Sozialwissenschaftler Bossong, habe das erreicht. „Diese guten Erfahrungen wollen wir jetzt für andere Probleme benutzen“, sagt der Polizeichef. So wolle man zum Beispiel den Straßenstrich in der Stadt vermeiden.

Sozialwissenschaftler Bossong, der früher der Stadt Hamburg als Drogenberater zur Seite stand, sortiert bereits bestimmte Problemfelder in dringliche und sinnlose Aufgaben. „Es macht keinen Sinn, den Straßenstrich aus der Stadt zu drängen“, sagt er. Stattdessen könne man Schulschwänzer, die erwiesenermaßen zu kriminellen Handlungen tendierten, aufgreifen und sie motivieren, wieder in die Schule zu gehen. „Das hilft den Jugendlichen selbst und beugt Kriminalität vor“, so Bossong.

Das Essener Bündnis ist im Ruhrgebiet nicht einmalig. In Dortmund beispielsweise haben sich solche Gremien in einzelnen Stadtteilen gebildet. In Wuppertal nennt sich ein vergleichbarer runder Tisch „kommunale Ordnungspartnerschaft“. Diese wird auch nicht von der Polizei, sondern von einer städtischen Angestellten geleitet. Mit gutem Grund, findet Gerhard Meier vom Jugend- und Sozialamt. „Wenn die Polizei den Vorsitz hätte, würde das einen falschen Eindruck erwecken“.