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Basketballer United

Basketballer wollen Bezahlung nach Tarif und weniger Ausländer. Liga-Chefs zeigen wenig Verständnis

LEVERKUSEN taz ■ Es war seltsam, was die deutschen Basketball-Allstars auf dem Parkett der Kölnarena vorführten. Genau 48 Sekunden ließen die Spieler tatenlos verstreichen, bevor sie richtig loslegten. Die Zuschauer schüttelten zunächst verwundert den Kopf, später erfuhren sie: Bei der eigenartigen Aktion handelte es sich um eine Art Demonstration. „Wir wollten mit dieser Aktion Gespräche mit der BBL provozieren, die seit langem abgeblockt werden“, erklärte der Frankfurter Nationalspieler Pascal Roller.

Er und etwa 50 weitere Spieler der Basketball-Bundesliga sind in der Gewerkschaft „Sports Union“, einer Unterorganisation von Verdi, organisiert. Unter anderem fordern die Profis ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Spielplans, so wollen sie künftig nicht mehr an den Weihnachtstagen spielen müssen. Außerdem wünschen sie sich eine Ausländer-Quote in der Basketball-Bundesliga sowie die Einführung eines einheitlichen Tarifvertrags. „Ich denke, dass eine Reaktion erfolgen wird“, meinte Roller und kündigte kämpferisch an: „Wir könnten dafür sorgen, dass Spiele, die live im Fernsehen übertragen werden, später anfangen oder gar nicht stattfinden, aber das ist nicht in unserem Interesse.“

Seither sind gut zehn Tage vergangen. Otto Reintjes, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, findet wenig Gefallen an der Spieler-Aktion. „Ich halte Gewerkschaften grundsätzlich für gute Einrichtungen, aber hier fehlt mir jegliches Verständnis. Ich finde die Forderungen fast unmoralisch“, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Basketball-Profis verdienten „zwischen 100.000 und 500.000 Euro netto im Jahr, das sind Spitzengehälter“. Stimmt nicht, sagen die Spieler. Gewerkschaftsmitglied Denis Wucherer, Kapitän der Bayer Giants Leverkusen, betonte: „Ich weiß nicht, ob es einen in der Liga gibt, der auch nur halb so viel verdient. Die Gehälter liegen im Schnitt unter 100.000 Euro netto.“ Reintjes korrigierte sich daraufhin. Er habe Brutto-Gehälter gemeint. „Den Fehler nehme ich auf meine Kappe.“

Der Geschäftsführer betonte weiter, er habe die Spieler niemals abgeblockt. „Wir haben die Situation juristisch geprüft und festgestellt: Die BBL ist im Gegensatz zu ausländischen Ligen, zum Beispiel der italienischen, arbeitsrechtlich nicht zuständig für die Verträge der Spieler.“ Reintjes weiter: „Mit ihren Forderungen müssen sie sich an ihre Vereine richten.“ Dort könnten sie, wenn sie wollten, Betriebsräte gründen. Geschehen ist dies bislang in Frankfurt und Leverkusen.

Mit ihrer Forderung, an den Weihnachtstagen nicht spielen zu müssen, lösten die Spieler in erster Linie Unverständnis aus. Die ohnehin wirtschaftlich nicht gerade boomende Basketball-Bundesliga hatte dies vor zwei Jahren beschlossen, da sie sich an den Feiertagen gute Zuschauerzahlen verspricht. Verständlicher ist das Spieler-Anliegen in Bezug auf eine mögliche Quotierung der Ausländerstellen. Immer weniger deutsche Profis spielen in der BBL – was langfristig Auswirkungen auf das Niveau der Nationalmannschaft haben wird. Einige Bundesligatrainer fordern deshalb schon eine Limitierung der Ausländerlizenzen – nach dem erfolgreichen Vorbild der Deutschen Eishockey-Liga.

Damit kann Reintjes jedoch nichts anfangen. Sport werde insgesamt immer internationaler, meint er. Begrenzungen seien nicht mehr zeitgemäß. Reintjes sagt aber auch: „Ich bin immer zu Gesprächen bereit, die den Basketball weiterbringen.“ Gegen die Installierung eines übergeordneten Spielerrates habe er nichts einzuwenden. Und das wäre ein Fortschritt.

CHRISTIANE MITATSELIS