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Archiv-Artikel

Die finanzielle Uhr tickt!

Männlich, ledig, alt, sucht … leider oft vergeblich nach einer gebärwilligen jungen Frau. Das belegt eine neue Studie, die auch die alte Wahrheit bestätigt: Geld und Macht machen Männer attraktiv

VON COSIMA SCHMITT

Der reife Herr und die blutjunge Schöne, ein ideales Paar – vor allem in den Träumen von Männern in der Midlife-Crisis, verliebt in ein Klischee: Wer Vater werden will, müsse dafür nicht seine Jugendjahre verschwenden, auch in der Lebensmitte biete sich noch reichlich Zeit zum Babyglück. Nun aber liefert eine neue Studie andere Zahlen. Dass Mittfünfziger sich zu jungen Frauen hingezogen fühlen, mag stimmen. Auf Gegenliebe stoßen sie allerdings selten. Wer den Wiegendienst aufschiebt, bleibt meist auf seinen Genen sitzen. Die deutsche Babyflaute scheint demnach auch das Ergebnis einer männlichen Fehleinschätzung zu sein.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wollte die Familienplanung deutscher Männer beleuchten: Wer zeugt Kind um Kind, wer hofft vergeblich auf Vaterglück? Sie befragte 1.503 Männer im Alter von 25 bis 54 Jahren.

Greis im Kreißsaal

Die vielsagenden Resultate kann man nun in der Studie „männer leben“ nachlesen: Das Gros der Männer findet es vertretbar, erst als Senior am Wickeltisch zu stehen. Erst jenseits der 50 sei ein Mann zu alt für Vaterfreuden, gaben sie im Schnitt an. Jeder zehnte Kerl lehnt gar jede Altersgrenze ab. Der rüstige Rentner im Kreißsaal, das ist für viele Männer eine durchaus attraktive Option. Aber die meisten finden, wenn es so weit ist, keine gebärwilligen Frauen, die sich nach einem reifen Gatten sehnen.

Das zumindest legt ein weiteres Umfrage-Ergebnis nahe: Die befragten Männer sind im Schnitt gerade einmal 1,8 Jahre älter als ihre Partnerin. Blutjung ehelicht alt – das ist ein Exotikum. Lediglich vier Prozent der Männer sind mit einer Frau verbandelt, die mehr als neun Jahre jünger ist. Nicht einmal jedes fünfte Paar bringt es auf sechs Jahre Altersunterschied. Insofern überrascht nicht, was Männer als einen Hauptgrund für fehlenden Nachwuchs angeben: Entweder sie selbst oder die Partnerin sind schon zu alt.

So räumt die Studie auf mit einem tradierten Refugium männlicher Überlegenheit. Gemeinhin wähnen sich Männer als zeitlich souverän in Sachen Babyplanung. Viele fühlen sich noch mit vierzig zu jung für Elternverantwortung, ziehen die Kneipentour dem Krippendienst vor. Ein Zeitfenster, das sich irgendwann schließt – das halten sie für eine Frauensache. Wenn das aber nur ausnahmsweise stimmt, dann wäre auch ein anderes statistisches Kuriosum erklärbar: dass weit mehr Männer als Frauen kinderlos sind. Eine Enddreißigerin mag sich gepeinigt fühlen durch ihre „biologische Uhr“. Aber wenigstens weiß sie, dass sie sich beeilen muss.

Ohnehin, auch das ein Ergebnis der Studie, können jenseits der 35 fast nur noch die Platzhirsche unter den Männern auf Babyboom hoffen: gut Gebildete und Gutverdiener. Wer in diesem Alter kinderlos ist, ist meist ein Opfer seines kümmerlichen Einkommens, fanden die Forscher heraus. Je dicker das Portemonnaie, umso größer die Chance auf Familienglück.

Auf den Unfall hoffen

Wer sich mit weniger als 1.500 Euro netto bescheiden muss, kann nur auf einen Verhütungsunfall beim One-Night-Stand hoffen: In drei von zehn Fällen findet er nicht einmal eine Freundin. Wer jedoch über 2.500 Euro netto auf dem Konto aufweist, muss sich über sein dünnes Haar und seinen Bierbauch keine Gedanken machen: Fast neunzig Prozent dieser Gutverdiener halten irgendwann ihren Nachwuchs auf dem Arm.

Jahrzehnte der Emanzipation haben offenbar wenig daran geändert, dass viele Frauen einen Partner nach seinen Qualitäten als Ernährer wählen. Lediglich der Osten erweist sich als Abweichler einer Gattenwahlpraxis wie zu Uromas Zeiten: Hier nähren weit häufiger Mama wie Papa den Familiengeldbeutel. Und eher als im Westen ist hier auch ein Geringverdiener als Partner gefragt.

In einem Punkt immerhin darf sich die Männerwelt nach wie vor bevorzugt fühlen: Anders als eine Frau kann ein Mann per Abendschule oder Computerseminar seine Kinderquote erhöhen. Denn die Forscher fanden auch heraus: Wer in späteren Jahren doch noch den beruflichen Aufstieg schafft, wird als Erzeuger attraktiv. Bei Frauen aber verläuft die Kurve genau umkehrt: Je gebildeter die Frau, desto seltener wird ihr das Mutterglück zuteil.