piwik no script img

Archiv-Artikel

Minimale Zugeständnisse

KINDERSCHUTZ Nach Protesten sprach jetzt Sozialsenator Wersich mit ASDlern. Deren Wunsch einer Personalbemessung wurde dennoch nicht erfüllt

Der ASD in Not

Die Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) waren in Hamburg nach dem Hungertod der siebenjährigen Jessica im März 2005 in die Kritik geraten. Die in den Bezirken angesiedelten Ämter wiesen mehrfach darauf hin, zu wenig Personal und zu viele Fälle zu haben. Die Zahl der täglich betreuten Fälle in Hamburg stieg nach Angaben der Sozialbehörde im Jahr 2008 auf 8.150. Im Jahr davor waren es 6.990 gewesen. Die Kosten stiegen von 162 Millionen auf 191 Millionen Euro.

Ohne große Zugeständnisse endete am Freitagabend ein Gespräch zwischen zehn Mitarbeitern der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) und CDU-Sozialsenator Dietrich Wersich. „Es gab nur minimalste Punkte, bei denen man uns entgegenkam“, sagte Ver.di-Sekretärin Sabine Meyer, die an der dreistündigen Unterredung teilgenommen hatte. Aber es sei gut, dass überhaupt solch ein Gespräch stattgefunden habe.

Vor zwei Wochen hatten die über 300 ASD-Mitarbeiter eine kollektive Überlastungsanzeige an Bürgermeister Ole von Beust (CDU) übergeben und erklärt, dass sie die Verantwortung für den Kinderschutz in Hamburg nicht mehr übernehmen könnten. Die Mitarbeiter fordern 100 zusätzliche Stellen sofort und eine Personalbemessung, in der festgestellt wird, wie viele Fälle ein Mitarbeiter zeitgleich verantwortungsvoll übernehmen kann. Sie stört, dass sie überlastet sind und zugleich die Schuld bekommen, wenn wie kürzlich im Fall Lara ein Kind stirbt.

Als Reaktion auf den Brief hatte von Beust ein Gespräch mit den sieben Bezirksamtsleitern geführt und der zuständige Sozialsenator besagtes Gesprächsangebot an die ASDler gemacht. Schon im Vorweg stellte Wersich aber auf der Landespressekonferenz klar, dass es keine neuen Stellen geben werde, weil dafür „einfach kein Geld da“ sei.

Wersich sicherte aber zu, alle Spielräume im Tarifrecht zu nutzen, um neuen Mitarbeitern eine attraktive Bezahlung zu gewährleisten. „Wir finden Mitarbeiter. Seit Februar gab es 39 Neueinstellungen“, sagte seine Sprecherin Jasmin Eisenhut. Ferner sei vereinbart worden, dass die Finanzbehörde überprüfen werde, ob die Verteilung der ASD-Stellen unter den sieben Bezirken noch richtig ist. Und drittens sollen die Bezirke im Fall von Personalengpässen ASD-Mitarbeiter nach Bedarf untereinander ausleihen.

Dieses wäre aus Sicht von Ver.di-Fachbereichsleiterin Sieglinde Friess aber eine weitere Mängelverwaltung. Sie und Meyer gingen mit konkreten Forderung nach der Personalbemessung in das Gespräch und erhofften sich schriftliche Zugeständnisse. Friess: „Schließlich wurde uns die Personalbemessung schon vor vier Jahren nach dem Tod der kleinen Jessica in Aussicht gestellt.“ Aus einer schriftlichen Zusage wurde jedoch nichts. „Man sagte uns“, berichtet Sabine Meyer, „man nimmt mit, dass wir den Wunsch haben, darüber zu reden“. KAIJA KUTTER