: Die Gebühren-Locker
Studieren darf ruhig was kosten – aber nur für Master, finden die niedersächsischen Grünen
Zugegeben, der Name sei „etwas ungelenk“, sagt Gabriele Heinen-Kljajic. Aber am Prinzip ihrer „Studiencredits“ will die grüne Hochschulexpertin nicht rütteln: Kinder aus einkommensschwachen Familien sollen durch Gebühren nicht von der Uni abgeschreckt werden. Deshalb schlug die niedersächsische Grüne gestern vor, das „Erststudium“ mit Bachelor-Abschluss auch künftig gebührenfrei zu halten. „Master“-Studenten hingegen sollen ab 2010 nach einem Punktesystem, den „Credits“, höchstens 720 Euro pro Semester oder 2.880 Euro bis zum Abschluss zahlen.
Auch Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) plant, den Hochschulen freizustellen, alle Studenten ab 2007 mit Gebühren in Höhe von bis zu 500 Euro pro Semester zu belasten. Den Weg für das Bezahlstudium hatte vergangene Woche das Bundesverfassungsgericht frei geräumt.
Durch das kostenlose Bachelor-Studium sollten auch Studis aus ärmeren Verhältnissen an die Hochschulen „gelockt“ werden, argumentiert die Grüne Heinen-Kljajic: „Dann wird jeder in der Lage sein zu sagen, welche Rendite-Erwartungen er durch einen zusätzliches Master-Studium erwartet“. Wie die CDU finden auch die Grünen, dass die Studis die Gebühren erst abstottern sollen, wenn sie voll ins Berufsleben eingestiegen sind.
Damit günstige Universitäten nicht überrannt werden, sollten die Gebühren allerdings an allen Hochschulen gleich sein, sagt Heinen-Kljajic. Zudem sollen die Einnahmen direkt in die Fachbereiche der Studis, nicht an die Hochschulen wandern, wie das die CDU plant. Nach eigenen Berechnungen bringt das Grünen-Modell rund 86 Millionen Euro pro Jahr, CDU-Minister Stratmann kalkuliert dagegen mit „rund 100 Millionen“.
Die Landtags-SPD reagierte umgehend auf das Grünen-Modell: „Das unausgegorene Konzept der CDU durch ein ebenso wenig durchdachtes Modell mit grünem Anstrich zu ersetzen, hilft den Studierenden nicht weiter“, ätzte Gabriele Andretta. Im Bund haben sich die SPD-Länder bislang gegen Studiengebühren positioniert. ksc